Lungenkrebs: aktuelle Entwicklung der Inzidenz und Überlebensraten in Österreich

Bösartige Neubildungen der Luftröhre, Bronchien und Lunge (ICD-10: C33–C34) liegen hinsichtlich der krebsbedingten Mortalität nach wie vor auf Platz eins. Die Inzidenz bei Männern sinkt im Zeitverlauf, während sie bei Frauen nach einer kurzen stabilen Phase wieder ansteigt.

Bösartige Neubildungen der Luftröhre, Bronchien und Lunge (ICD-10: C33–C34) zählen in Österreich nach wie vor zu den häufigsten onkologischen Erkrankungen und stehen mit etwas über 5.000 neuen Fällen pro Jahr bei beiden Geschlechtern hinter Prostata- bzw. Mammakarzinom an zweiter Stelle. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 2.901 Männer und 2.302 Frauen mit dieser Diagnose konfrontiert. Rund ein Fünftel aller jährlichen krebsbedingten Sterbefälle ist auf Lungenkrebs zurückzuführen (Männer 21 % und Frauen 18 %). Im Jahr 2022 verstarben insgesamt 20.005 Personen an Krebs, davon 4.125 an Lungenkrebs (2.363 Männer und 1.762 Frauen).1

Besorgniserregender Trend bei Frauen: Neuerkrankungen steigen weiter an

In den letzten Jahren war ein ungünstiger Trend der Lungenkrebs-Inzidenz bei Frauen zu beobachten. Die Stabilisierung der Anzahl der Neuerkrankungen und des Erkrankungsrisikos bei Frauen zwischen 2016 und 2020 setzte sich nicht fort. Die altersstandardisierte Inzidenzrate, d. h. das Erkrankungsrisiko, stieg bei Frauen zwischen 2012 und 2022 von 41 pro 100.000 auf 46 pro 100.000 Neuerkrankungen deutlich an. Auch die Sterberate nahm von 30 im Jahr 2012 auf 34 je 100.000 Frauen im Jahr 2022 zu. Die entsprechenden Raten bei Männern liegen deutlich über denen der Frauen, waren allerdings im gleichen Zeitraum rückläufig (Inzidenz: von 83 auf 68 je 100.000 Männer; Mortalität: 67 auf 57 je 100.000 Männer).1

Verbesserte Überlebensraten durch innovative Therapien und Diagnostik

Durch den Einsatz neuer Therapieoptionen und fortschrittlicher diagnostischer Verfahren erhöhte sich die relative Überlebensrate von Lungenkrebspatient:innen vom Beobachtungszeitraum 2009–2013 zum Beobachtungszeitraum 2019–2020. Die Ein-Jahres-Überlebensrate stieg von 49,3 % auf 56,4 %, während die Drei-Jahres-Überlebensrate von 26,4 % auf 34,5 % zunahm. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind deutlich sichtbar. Frauen weisen im Vergleich zu Männern eine höhere Drei-­Jahres-Überlebensrate auf (40,5 % vs. 29,9 %). Der Unterschied in der Überlebenswahrscheinlichkeit kann nur zu einem geringen Anteil durch frühere ­Diagnosestellung im Sinne eines niedrigeren Tumorstadiums bei Diagnose erklärt werden (Abb.).1

Frühzeitige Diagnosestellung verbessert Prognose

Bei mehr als der Hälfte der Patient:innen erfolgt die Diagnose erst, nachdem der Tumor die Organgrenzen überschritten hat (Abb.).1 Da fortgeschrittene Tumorstadien mit einer schlechteren Prognose assoziiert sind, unterstreicht dies die Dringlichkeit einer frühzeitigen Diagnosestellung zur Verbesserung der Langzeitprognose. Ein systematisches Screening-­Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs ist in Österreich jedoch bisher nicht etabliert.

Berücksichtigung des „Lead Time Bias“

Bei der Interpretation der Überlebenswahrscheinlichkeit in Zusammenhang mit Früherkennungsmaßnahmen muss der „Lead Time Bias“ berücksichtigt werden. Durch eine frühere Diagnose kommt es zu einer verlängerten Überlebenszeit, auch wenn sich der tatsächliche Zeitpunkt des Todes nicht verschiebt. Nur durch eine differenzierte Analyse von Diagnose- und Sterbealter sowie in Zusammenschau mit den Ergebnissen der Todesursachenstatistik lässt sich der Effekt von Früherkennungsprogrammen sinnvoll bewerten.

Referenz: (1) Statistik Austria, online verfugbar unter: https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/gesundheit/krebserkrankungen (zuletzt abgerufenam 10. 09. 2024)

Das Österreichische Nationale Krebsregister wird von STATISTIK AUSTRIA geführt. Grundlage für die Registrierung und Klassifikation der Krebserkrankungen im Österreichischen Nationalen Krebsregister sind systematische Meldungen zu Krebsbefunden aus den Krankenanstalten. Das Österreichische Nationale Krebsregister ist einzigartig in Österreich, da es auf gesetzlicher Grundlage Daten zu Krebserkrankungen für ganz Österreich erfasst und auswertet. Das Resultat steht der Öffentlichkeit als sogenannte „Krebsstatistik“ zur Verfügung.
Detailliertes Zahlenmaterial und Grafiken finden Sie auf den Webseiten von STATISTIK AUSTRIA unter: https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/gesundheit/krebserkrankungen.