Mag.a Dr. scient. med.in Monika Hackl
Statistik Austria, Österreichisches Nationales Krebsregister
Obwohl die absolute Zahl der Krebsneuerkrankungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten stieg, verringerte sich die Krebssterblichkeit. Frühere Diagnosestellungen und neue Therapiemethoden führten zu einer Verlängerung der Überlebensdauer von an Krebs erkrankten Personen in Österreich. Im Rahmen der EUROCARE-Studie, der internationalen Studie zum Überleben von Krebspatient:innen, wurden Österreich wiederholt Überlebensdauern über dem europäischen Durchschnitt bescheinigt.
Das relative Fünf-Jahres-Überleben hat im vergangenen Jahrzehnt von 61 % (Diagnoseperiode 2010 bis 2014) auf rund 63 % (Diagnosezeitraum 2015 bis 2019) zugenommen. Zu den wichtigsten Faktoren, die das Überleben nach einer Krebsdiagnose beeinflussen, gehören Tumorlokalisation und Tumorstadium bei Diagnose. Da die Abgrenzung der Tumorentitäten stark vom aktuellen Stand der Forschung (Stichwort „Immuntherapie“ bzw. „personalisierte Medizin“) abhängt, werden bei der Analyse von Krebsregisterdaten Tumorlokalisationen, die sich in erster Linie aus dem betroffenen Organ bzw. aus Organgruppen ableiten, ausgewiesen.
Tumorlokalisationen mit guter Prognose sind vor allem Hoden und Schilddrüse. Hier beträgt die relative Überlebenswahrscheinlichkeit für fünf Jahre nach Diagnose eines bösartigen Tumors 96 % bzw. 95 %. Bösartige Tumoren der Prostata und der Brust zählen ebenfalls zu den Erkrankungen mit höheren Überlebenswahrscheinlichkeiten (relative Fünf-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit 95 % bzw. 88 %). Andere bösartige Tumoren haben hingegen eine schlechte bzw. sehr schlechte Prognose. Die relativen Überlebenswahrscheinlichkeiten für fünf Jahre nach der Diagnose betragen 25 % bei der Lunge, 22 % bei der Speiseröhre, 18 % bei der Leber und 12 % bei der Bauchspeicheldrüse.
Zwischen den Diagnoseperioden 2010–2014 und 2015–2019 zeigen sich signifikante Verbesserungen der relativen Fünf-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit bei folgenden Tumorlokalisationen: Prostata, Niere, Kopf und Hals, Plasmozytom und Myelom, Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse. Eine Verlängerung des Überlebens kann sowohl durch eine Diagnosestellung in einem früheren Erkrankungsstadium als auch durch verbesserte Behandlung in heilbarer Situation und verbesserte palliative Therapie in nichtheilbarer Situation erzielt werden.
Referenzen: STATISTIK AUSTRIA, Österreichisches Krebsregister (Stand 10. 01. 2025) und Todesursachenstatistik. Ende des Follow-ups: 31. 12. 2024
Infos:
Die relative Überlebenswahrscheinlichkeit berücksichtigt die nicht durch Krebs bedingte Sterblichkeit (nämlich, dass Krebspatient:innen auch aus anderen Gründen versterben) und zeigt daher etwas höhere Werte als die beobachtete Überlebenswahrscheinlichkeit. Ein Wert von 100 % würde der Überlebenswahrscheinlichkeit der Gesamtbevölkerung entsprechen. Je höher das relative Überleben von Krebspatient:innen ist, desto eher gelten für sie dieselben Sterbewahrscheinlichkeiten wie für die übrige Bevölkerung.
Bei der Interpretation von Wahrscheinlichkeitswerten zum Überleben nach einer Krebsdiagnose aus der Krebsstatistik muss bedacht werden, dass es sich um errechnete Werte basierend auf einer großen Gruppe von Patient:innen handelt, welche mit einer gewissen Unsicherheit (Konfidenzintervall) behaftet sind. Für eine einzelne Person können diese Werte lediglich eine grobe Orientierung hinsichtlich ihrer voraussichtlichen Überlebensdauer bieten.
Das Österreichische Nationale Krebsregister wird von Statistik Austria geführt. Grundlage für die Registrierung und Klassifikation der Krebserkrankungen im Österreichischen Nationalen Krebsregister sind systematische Meldungen zu Krebsbefunden aus den Krankenanstalten. Das Österreichische Nationale Krebsregister ist einzigartig in Österreich, da es auf gesetzlicher Grundlage Daten zu Krebserkrankungen für ganz Österreich erfasst und auswertet. Das Resultat steht der Öffentlichkeit als sogenannte Krebsstatistik zur Verfügung.
Detailliertes Zahlenmaterial und Grafiken finden Sie auf den Webseiten von Statistik Austria unter: https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/gesundheit/krebserkrankungen