Einleitung

Elektrolytstörungen stellen einen wesentlichen Teil des nephrologischen Alltags und Fachwissens dar. Nierenpatienten können eine Vielfalt von Elektrolytentgleisungen entwickeln, insbesondere Pathologien der Phosphathomöostase. In den ersten Wochen nach einer Nierentransplantation kommt es sehr häufig zu einer Hypophosphatämie, deren Ursache(n) bis heute nicht bekannt ist. Rezente Studien deuten darauf hin, dass das Ausmaß sowie die Dauer des renalen Phosphatverlusts nach einer Nierentransplantation auch von der immunsuppressiven Therapie beeinflusst wird. In einer Analyse der Post-Transplant-Elektrolytstörungen in Abhängigkeit von der Immunsuppression hatte der mTOR-Inhibitor Rapamycin (Sirolimus) den stärksten phosphaturischen Effekt.
Um die molekularen Mechanismen des renalen phosphatverlustes durch Sirolimus zu untersuchen wurde diese im PloS One kürzlich publizierte Arbeit von Dr. Maria Haller am Physiologischen Institut an der Universität Zurich durchgeführt. Mit dieser Studie konnten Haller et al. zeigen, dass Sirolimus in vivo eine selektiv renale Hyperphosphaturie und eine daraus resultierende Hypophosphatämie, vergleichbar zu nierentransplantierten Patienten, verursacht. Interessanterweise hatte Sirolimus weder auf mRNA-Ebene noch auf Protein ebene einen Effekt auf die drei heute bekannten Phosphattransporter NaPi- IIa, NaPi-IIc, Pit-2 oder deren Regulatoren. Diese erstmals in vivo gezeigte Tatsache ist umso bemerkenswerter, als die gesamte Phosphatrückresorption an der apikalen Zellseite im proximalen Tubulus über diese drei gut untersuchten natriumabhängigen Phosphattransporter vermittelt wird. Daraus ist abzuleiten, dass noch unbekannte Phosphattransporter in die renale Phosphatreabsorption involviert sein müssen. Diese Hypothese wird unterstützt von den Resultaten der Transkriptomanalyse unterstützt, die Anhaltspunkte für einen noch unbeschriebenen, potenziellen Phosphattransporter lieferte. Diese Erkenntnisse schlagen möglicherweise ein neues, spannendes Kapitel in der renalen Phosphatregulation auf.