Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich hoffe, Sie konnten den Sommer genießen und sind nun wieder mit vollem Elan bei Ihren Patientinnen und Patienten. Ich freue mich, Ihnen nun das 3. Heft von neurologisch in diesem Jahr vorstellen zu dürfen. Es widmet sich einem ganz besonderen Schwerpunkt: der neurologischen Labordiagnostik.
Blickt man zurück in die Geschichte, so war dies immer ein integraler Teil der Neurologie. Fast alle Neurologinnen und Neurologen der damaligen Zeit haben sich auch mit der Neuropathologie beschäftigt und waren in der Lage, selbst die Labordiagnostik – einschließlich der Histopathologie – an vielen Orten zu betreiben. Die jüngere Geschichte ist jedoch dadurch gekennzeichnet, dass viele der diagnostischen Tests in den Krankenhäusern zentralisiert wurden und medizinisch-chemische Laboratorien zumindest quantitativ die Führungsrolle übernommen haben.
Das vorliegende Heft von neurologisch ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass die Weiterentwicklung in der fachspezifischen Labordiagnostik nur aus dem Fach selbst heraus erfolgreich betrieben werden kann. Univ.-Prof. Dr. Florian Deisenhammer von der Universitätsklinik für Neurologie hat ganz hervorragende Autorinnen und Autoren für dieses Schwerpunktthema gewinnen können. Die Artikel sind ausnahmslos von hoher Qualität und hochinteressant. Die rasante Entwicklung auf diesem Gebiet ist nicht nur durch technologische Neuerungen, sondern auch ganz wesentlich durch eine klinische Erweiterung der Definition unserer Krankheitsbilder und Syndrome gekennzeichnet. Als Beispiel möchte ich hier die NMO-Spektrum-Erkrankungen, die Autoimmunenzephalitiden, die Autoimmunepilepsie sowie die Autoimmunneuropathien erwähnen. Darüber hinaus ist die Entwicklung der Biomarker, vor allem auf dem Gebiet der neurodegenerativen Erkrankungen, fortgeschritten. Gerade in diesem Bereich ist es auch zu Auswüchsen und einer gewissen Überinterpretation von Laborbefunden bzw. Biomarkern gekommen. Bei großen neurologischen Kongressen wurde die Frage diskutiert, ob eine Alzheimer-Erkrankung vorliegt, wenn eine gewisse Biomarkerkonstellation identifiziert wird – auch ohne Krankheitssymptome. Dies ist aus meiner Sicht in dieser Form nicht haltbar, da für das Vorliegen einer Krankheit immer Krankheitssymptome kennzeichnend sind. Diese Entwicklung in Richtung Biomarker erlaubt aber in vielen Fällen auch neue Therapieansätze. Die Hoffnung, dass validierte Biomarker auch als Surrogatmarker für klinische Studien dienen, ist groß – der Weg dorthin ist jedoch noch weit. Gerade dies kommt auch beim Studium der Artikel in diesem Heft von neurologisch sehr gut zutage.
Weiters finden Sie Kongressberichte vom European Academy of Neurology Congress 2019 von Prim. Assoc. Prof. Dr. Walter Struhal, FEAN, vom 33. International Epilepsy Congress in Bangkok von Dr. Matthias Mauritz sowie von der European Stroke Organisation Conference 2019 in Mailand. Alle drei Kongresse waren auch von vielen Beiträgen aus Österreich, zum Teil an sehr prominenter Stelle, gekennzeichnet, was eine Auszeichnung der österreichischen Neurologie – vor allem auch der jungen Neurologinnen und Neurologen – darstellt.
In der Rubrik „Neurologie aktuell“ finden Sie wieder Neues aus den Bereichen Schlaganfall, Neurorehabilitation, neuromuskuläre Erkrankungen, Neuroonkologie, Schmerz, autonome Störungen, Bewegungsstörungen, Multiple Sklerose und Demenz.
Ich möchte an dieser Stelle allen Autorinnen und Autoren für ihre Beiträge danken.
Univ.-Prof. Dr. Deisenhammer und dem Redaktionsteam für diese Schwerpunktausgabe gilt mein besonderer Dank. Das Redaktionsteam mit Dr. Michael Ackerl und Priv.-Doz. Dr. Julia Ferrari hat wieder ausgezeichnete Arbeit geleistet, um dieses Heft zusammenzustellen und zu redigieren.
So bleibt mir nur noch, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Vergnügen bei dieser kenntnis- und lehrreichen Ausgabe von neurologisch zu wünschen!
Mit besten Grüßen
Ihr Eugen Trinka