Schlaganfälle sind häufig und immer noch einer der Hauptgründe für Behinderung und Invalidität im Erwachsenenalter. Die Lebenszeitprävalenz für einen Schlaganfall beträgt aktuell 25 %, es erleidet also jede*r Vierte im Laufe seines*ihres Lebens einen Schlaganfall. Die gute Nachricht ist, dass durch die verbesserte Primärprävention viele Schlaganfälle verhindert oder zumindest ins höhere Lebensalter verschoben werden können. Die Versorgungsqualität über alle Handlungsfelder des Schlaganfalls nimmt zunehmend an Bedeutung zu, dies spiegelt sich in massiven Fortschritten der einzelnen Bereiche wider – wie die bereits erwähnte Prävention, Bewusstseinsbildung und prähospitale Versorgung, Akutbehandlung sowie postakute Nachsorge, ambulante/stationäre Rehabilitation und Sekundärprävention.
Als Meilenstein ist die endovaskuläre Schlaganfalltherapie zu nennen, die seit Oktober 2014 evidenzbasiert ist und zwischenzeitlich durch mehr als ein Dutzend randomisiert kontrollierte Studien in ihrer Wirksamkeit belegt ist. Weiters wurde in den letzten Jahren erstmals die wissenschaftliche Grundlage für eine strukturierte Schlaganfall-Nachsorge geschaffen. Die Österreichische STROKE-CARD-Studie ist die erste große randomisiert kontrollierte Studie, die erfolgreich ein Nachsorgekonzept getestet hat. Dies war die Grundlage für die Schaffung einer spezifischen ambulanten medizinischen Einzelleistung (MEL) – „Strukturierte Nachsorge nach Schlaganfall und TIA“.
In dieser Ausgabe von neurologisch werden aktuelle Aspekte des Schlaganfalls – von Versorgungsstrukturen über klinisch relevante Themen bis hin zur Schlaganfallselbsthilfe – beleuchtet.
Den Beginn macht Wilfried Lang mit einem Bericht über den Status quo der Österreichischen Schlaganfallversorgung, welcher gemeinsam mit dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) sowie der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) Ende letzten Jahres veröffentlicht wurde.
Bis zu 13 % aller Schlaganfälle sind sogenannte juvenile Schlaganfälle, treten also bei Personen unter 55 Jahren auf. Dies hat vielfältige Ursachen. Michael Knoflach fasst in seinem Artikel Ursachen sowie diagnostische und therapeutische Aspekte in diesem Schlaganfallkollektiv zusammen.
Im Bereich der Akuttherapie gibt es laufend neue Entwicklungen. Die aktuellen Highlights zum Thema endovaskuläre Therapie werden von Wolfgang Serles in seinem Artikel beleuchtet. Auch die Akuttherapie betreffend folgt ein Bericht von Marek Sykora über eine kürzlich publizierte Arbeit über Thrombolyse bei sehr leichten Schlaganfällen.
Die zerebrale Amyloidangiopathie stellt immer noch eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Hier gibt Thomas Gattringer einen aktuellen Überblick über Definition, Diagnostik, Klinik und therapeutische Überlegungen.
Nicht selten sind auch schlaganfallassoziierte epileptische Anfälle. Über die Häufigkeit, Diagnostik und Behandlung wird uns Sebastian Mutzenbach in seinem Artikel berichten.
Eine TIA ist ein neurologischer Notfall, da das Rezidivrisiko, vor allem innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Ereignisbeginn, sehr hoch ist. Dieses Jahr wurde die europäische Guideline zum Management der TIA erneuert, diese und andere fasst Julia Ferrari in ihrem Artikel zusammen.
Eine besondere Herausforderung stellen auch die sogenannten „Papageien“ und „Chamäleons“ dar, also falsch positive bzw. falsch negative Schlaganfalldiagnosen, weshalb Patrik Michel versucht, in seinem Artikel hier Klarheit zu verschaffen.
Nach einem Schlaganfall ist es wichtig, zu verhindern, dass es zu einem neuerlichen Ereignis kommt. Die Rolle der Sekundärprävention ist eine ganz wesentliche, wie z. B. der Einsatz von Statinen nach einem Schlaganfall. Über die wissenschaftliche Evidenz der Lipidtherapie beim Schlaganfall inklusive neuen, vielversprechenden Therapieansätzen berichtet uns Stefan Kiechl in seinem Artikel. Auch werden interessante Beiträge betreffend wissenschaftliche Projekte, z. B. von Markus Kneihsl und Stefan Krebs, in diesem Heft präsentiert.
Zum Schluss wird es noch eine spannende Zusammenfassung über die psychosoziale Situation von Schlaganfallpatient*innen, den Selbsthilfeansatz und die Schlaganfallselbsthilfe als wichtigen Puzzlestein einer ganzheitlichen, integrativen Schlaganfallversorgung, beschrieben von Sigrid Schwarz, geben.
Wir wünschen viel Freude beim Lesen und wünschen allen ein besinnliches Weihnachtsfest!
Julia Ferrari und Stefan Kiechl