In der medizinischen Literatur der letzten Jahre gibt es deutliche Hinweise darauf, dass ein größeres Resektionsausmaß einen positiven Einfluss auf die Überlebensdauer von GlioblastompatientInnen hat. Sæther und Mitarbeiter1 untersuchten nun an 192 Operationen, ob sich durch die Einführung von intraoperativer Bildgebung mittels 3-D-Ultraschall und Einführung der Neuronavigation ein positiver Effekt auf das Überleben nach Glioblastomoperation zeigt. Es wurden auch mögliche Bias-Faktoren – wie Alter, klinischer Zustand der PatientInnen, Art der adjuvanten Therapie – beachtet, und diese Faktoren wurden statistisch berücksichtigt.
Jahrzehntelang bestand beim Glioblastoma multiforme großteils eine sehr minimalistische Einstellung aufgrund von diversen frustranen Therapieversuchen und durchschnittlich sehr kurzer Überlebenszeit. Dies hat auch vielerorts zu einem therapeutischen Minimalismus geführt und nur einzelne Kliniken bemühten sich fortwährend, durch diverse technische Verbesserungen bezüglich der Operation, durch Evaluierung von Chemotherapie und adjuvanter Radiotherapie sowie anderer Therapieoptionen eine Verbesserung des rezidivfreien Intervalls und der Gesamtüberlebensdauer zu erreichen. Nachdem viele dieser Therapien mehr oder weniger parallel eingeführt wurden, sind jedoch Evaluierungen von einzelnen beeinflussenden Faktoren sehr schwierig durchzuführen.
Design: Die Autoren der vorliegenden Studie bemühten sich, den Einfluss von intraoperativer Navigation und intraoperativer Bildgebung mittels 3-D-Ultraschall zu bewerten. Sie werteten dafür eine Datenbank vom St. Olavs Spital in Trondheim, Norwegen, aus: Berücksichtigt wurden erwachsene PatientInnen mit bewiesenem Glioblastom nach der Erstoperation und nach der postoperativen Radiotherapie zwischen Jänner 1990 und Dezember 2004. Das Resektionsausmaß wurde durch ChirurgInnen beurteilt und in so genannte Gross total Resection, subtotale Resektion und Biopsie unterteilt. Eine objektive Messung des Resektionsausmaßes mittels Volumetrie wurde aufgrund technischer Schwierigkeiten mit älteren Bildern nicht durchgeführt.
Ergebnisse: Die Untersuchung zeigte, dass die PatientInnen in der zweiten Studienperiode, in der Neuronavigation und 3-D-Ultraschall zur Verfügung standen, eine Verlängerung der Überlebenszeit und Reduktion der Mortalität aufwiesen. 10 der 14 PatientInnen, die 3 Jahre nach dem ersten chirurgischen Eingriff noch am Leben waren, waren in der zweiten Studienperiode operiert worden.
Der Einfluss von Temozolomid konnte in dieser Studie nicht bewiesen werden, was allerdings auf die geringe Zahl der PatientInnen, die dieses Medikament erhalten hatten, zurückzuführen sein dürfte.
Kommentar: Die Kombination einer intraoperativen Bildgebung mit der Neuronavigation, die eine Aktualisierung des Bildmaterials während der Operation ermöglicht, dürfte laut dieser Studie zu einer Verbesserung des Outcomes von GlioblastompatientInnen führen. Grundsätzlich ist es sehr schwierig, den Benefit einer neuen Operationstechnik, von der man klinisch überzeugt ist, zu beweisen.
Randomisierte Studien scheinen aufgrund dieser Tatsache ethisch nicht zulässig zu sein, da man einen auf der Hand liegenden Vorteil nicht einer bestimmten Patientengruppe vorenthalten möchte. Aus diesem Grund ist es sehr wertvoll, dass auch Arbeiten wie die vorliegende publiziert werden, wo ein PatientInnenkollektiv mit historischem Material verglichen wird.