Die Prävalenz des obstruktiven Schlaf-ApnoeSyndroms (OSAS) liegt bei Männer bei 2–4 % und bei Frauen bei 1–2 %1 – dieses stellt somit eine der häufigsten organischen Schlafstörungen dar. Die klinischen Symptome des OSAS umfassen neben lautem Schnarchen und nächtlichen Atemstillständen auch exzessive Tagesschläfrigkeit, Fatigue2, Nykturie3 und morgendliche Kopfschmerzen4, 5.
Prävalenz: In Europa treten morgendlichen Kopfschmerzen mit einer Prävalenz von 7,6 % (Frauen 8,4 % vs. Männer 6,7 %) auf6. Eine repräsentative Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung an 1.000 ÖsterreicherInnen aus dem Jahre 2007 zeigte eine Prävalenz von morgendlichen Kopfschmerzen von 5 %7. Menschen mit morgendlichen Kopfschmerzen berichteten zudem signifikant häufiger über Schlafstörungen, wie z. B. Insomnie, zirkadiane Rhythmusstörungen, lautes Schnarchen, schlafbezogene Atemstörungen und Albträume7.
Die Prävalenz von morgendlichen Kopfschmerzen bei OSAS-PatientInnen liegt zwischen 18 und 74 %4, 8. Knapp ein Viertel habitueller SchnarcherInnen (davon 69 % mit OSAS) leiden unter morgendlichen Kopfschmerzen, die in erster Linie als holokran und leicht bis mittelstark beschrieben werden9. Insgesamt findet sich bei PatientInnen mit einer schlafbezogenen Atemstörung und morgendlichen Kopfschmerzen eine signifikant niedrigere Lebensqualität im SF-36-Fragebogen9. OSAS, Migräne, psychischer Stress und Insomnie stellen unabhängige Prädiktoren von morgendlichen Kopfschmerzen dar9.
Prädiktoren: Der Zusammenhang zwischen morgendlichen Kopfschmerzen und OSAS wurde bislang in erster Linie im Rahmen von retrospektiven Studien6, 9, 10 untersucht, die naturgemäß einem gewissen „Recall-Bias“ unterliegen. Eine prospektive Tagebuchstudie an der Universitätsklinik für Neurologie (Seidel et al., in press) zeigte bei habituellen SchnarcherInnen (davon 42 % mit OSAS) und deren BettpartnerInnen eine 90-Tage-Prävalenz von morgendlichen Kopfschmerzen von ca. 60 % in beiden Gruppen. Insgesamt wurden morgendliche Kopfschmerzen von SchnarcherInnen und deren BettpartnerInnen an 7 % bzw. 4 % aller aufgezeichneten Tage berichtet. Nach Korrektur für das Lebensalter, Geschlecht und weiteren maßgeblichen demografischen Charakteristika zeigten sich Durchschlafstörungen, eine präexistente Angststörung sowie das Vorliegen von Migräne als signifikante Prädiktoren für das Auftreten von morgendlichen Kopfschmerzen.
IHS-Klassifikation: In der 2. Auflage der Kopfschmerzklassifikation (ICHD-II) der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS)11 wurde 2004 der Schlaf-Apnoe-Kopfschmerz als sekundäre Kopfschmerzform eingeführt (Tab.). Dieser ist als morgendlicher Kopfschmerz mit Charakteristika des Spannungskopfschmerzes, Dauer < 30 Minuten und häufigem Auftreten (≥ 15 Tage pro Monat) definiert (Tab.).
In einer rezenten Studie an OSAS-PatientInnen9 erfüllten die angegeben Kopfschmerzen lediglich in 18 % aller Fälle die diagnostischen Kriterien des Schlaf-Apnoe-Kopfschmerzes. Einschränkend kommt hinzu, dass das Kriterium D („Der Kopfschmerz verschwindet innerhalb von 72 Stunden nach erfolgreicher Behandlung des Schlaf-Apnoe-Syndromes und kehrt nicht wieder zurück“, Tab.) nicht berücksichtigt wurde. Somit ist die klinische Bedeutung der Entität „Schlaf-Apnoe-Kopfschmerz“ nicht abschließend geklärt.
Pathophysiologie: Weiters ist nach wie vor umstritten, welche pathophysiologischen Mechanismen der Entstehung von morgendlichen Kopfschmerzen bei OSAS-PatientInnen zugrunde liegen. In der Literatur werden vor allem die nächtliche Hypoxie, Hyperkapnie, eine Dysregulation des zerebralen Blutflusses, transiente Steigerungen des intrakraniellen Drucks und die Schlaffragmentation als kausale Faktoren diskutiert12, 13. Göksan et al. konnten zeigen, dass OSAS-PatientInnen mit morgendlichen Kopfschmerzen einen signifikant erhöhten Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) aufwiesen als OSAS-PatientInnen ohne morgendliche Kopfschmerzen10. Im Rahmen der multivariaten Regressionsanalyse stellte der AHI allerdings keinen signifikanten Prädiktor für morgendliche Kopfschmerzen dar10. Eine Untersuchung mittels Aktigraphie bei habituellen SchnarcherInnen konnte zwischen Nächten mit bzw. ohne nachfolgenden morgendlichen Kopfschmerz keine signifikanten Unterschiede der Schlafparameter zeigen (Seidel et al., unpubliziert).
Mittlerweile ist bekannt, dass primäre Kopfschmerzen und Schlafstörungen überzufällig häufig gemeinsam auftreten14. Bislang konnte allerdings keine Assoziation zwischen der Migräne15 bzw. dem Spannungskopfschmerz16 und dem OSAS gezeigt werden.
Der Cluster-Kopfschmerz ist eine seltene Kopfschmerzform, die Männer und Frauen ca. im Verhältnis von 3 : 1 betrifft. Die einzelnen Attacken dauern zwischen 15 und 180 Minuten. Der Kopfschmerz ist einseitig, periorbital betont und wird von ipsilateralen trigeminoautonomen Symptomen (Ptose, Chemosis, Lakrimation und Rhinorrhö) begleitet. Typischerweise treten die Attacken über einen Zeitraum von Wochen bis Monaten mehrmals täglich auf (= Cluster), um anschließend für einen variablen Zeitraum vollständig zu remittieren.
Die Prävalenz des OSAS ist bei PatientInnen mit Cluster-Kopfschmerz signifikant erhöht und variiert zwischen 31 und 80 %17–19. Polysomnographische Daten belegen einen engen zeitlichen Zusammenhang zwischen O2-Entsättigungen und dem Beginn von nächtlichen Cluster-Kopfschmerz-Attacken19. Es wird postuliert, dass hypoxämische Episoden eine Hyperexzitabilität der Chemorezeptoren und eine konsekutive Vasodilatation induzieren20. Sauerstoff – eine Therapieoption bei Cluster-Kopfschmerz – würde durch vasokonstriktorische Eigenschaften an extra- und intrakraniellen Gefäßen eine Schmerzmediierung bewirken20. Einzelne Fallberichte konnten eine signifikante Reduktion bzw. Remission der Kopfschmerzattacken unter nächtlicher CPAP-Maskenbeatmung („continous positive airway pressure“) zeigen21, 22.