Studiendesign: Ziel dieser nichtkontrollierten, prospektiven, offenen Studie war die Evaluierung der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Pregabalin in der Migräneprophylaxe. Eingeschlossen wurden PatientInnen mit Migräne ohne Aura (≥ 4 Attacken pro Monat) entsprechend den ICHD-II-Kriterien. 47 PatientInnen wurden eingeschlossen, nachdem 3 Monate ein Kopfschmerztagebuch geführt und eine allfällige vorherige Prophylaxe über 6 Monate ausgeschlichen worden war. Die Behandlung wurde mit 75 mg Pregabalin täglich begonnen, danach wurde die Dosis wöchentlich um 75 mg auf insgesamt 300 mg/d je nach Toleranz auftitriert.
Ergebnisse: Es zeigten sich bei keinem Patienten eine schwerwiegende, unerwünschte Arzneimittelwirkung (SAE). Insgesamt berichteten nur 6 PatientInnen über eine oder mehrere Nebenwirkungen. Ein Zusammenhang zwischen Dosis oder Schnelligkeit der Auftitrierung wurde nicht gefunden.
Bezüglich der Wirksamkeit wurde statistisch eine Intention-to-treat-Analyse durchgeführt. Untersucht wurden die Kopfschmerztage pro Monat, 3 Monate vor sowie nach 1 und 3 Monaten unter Pregabalin. Es zeigte sich eine statistisch signifikante Reduktion (p < 0,001) der Kopfschmerztage nach 1 und 3 Behandlungsmonaten unabhängig von Geschlecht, Alter, Anzahl der Migränetage zur Baseline und psychiatrischen Komorbiditäten. Die Reduktion war am größten bei einer Tagesdosis von 150 mg.
In dieser Studie wird ein neuer Ansatz zur Migräneprophylaxe gesucht. Auch wenn das Studienergebnis positiv erscheint, gibt es eine Vielzahl an limitierenden Faktoren: Problematisch ist sicher die kleine Fallzahl und auch das offene Studiendesign. Die interessantere Frage wäre hierbei sicher der Vergleich mit Placebo gewesen. Weiters wurden wichtige Kofaktoren einer erfolgreichen Migräneprophylaxe nicht berücksichtigt, wie z.B. der HIT-6-Fragebogen, um auch die Lebensqualität zu evaluieren. Die Analyse einer allfälligen Beeinflussung der Kopfschmerzintensität durch Einnahmehäufigkeit einer Akutmedikation wurde ebenso nicht durchgeführt.
Die PatientInnen hatten nur eine Obergrenze von 15 Akutmedikationen pro Monat, um einen Medikamentenübergebrauch auszuschließen.
Bezüglich der Verträglichkeit von Pregabalin kann das Ergebnis aus Sicht eines klinisch tätigen Arztes nicht ganz nachvollzogen werden, da im klinischen Alltag bei anderen Indikationen sehr oft über Nebenwirkungen berichtet wird.
Insgesamt zeigt diese Studie Ansätze bezüglich der Wirksamkeit von Pregabalin in der Migräneprophylaxe, wobei einige Fragen offen bleiben. Bei therapieresistenten PatientInnen ist dies sicher noch eine zusätzliche Möglichkeit, wobei in Anbetracht der Zulassung des Medikamentes für generalisierte Angststörung dies bei PatientInnen mit psychiatrischen Komorbiditäten zu bevorzugen ist.
1 Raffaella Pizzolato et al., Efficiacy and tolerability of Pregabalin as preventive treatment for migraine: a 3-month follow-up study. J Headache and Pain 2011; 521-525
Zusammengestellt im Namen des Beirats “Schmerz”