Erstaunliche Zahlen hat der Rechnungshofbericht zum KAV an den Tag gebracht: Zum Beispiel die Gehälter des Führungsteams. 24.000 Euro pro Monat für den Vorstandschef, mehr als 200.000 Euro pro Jahr für die Vizevorstände. Das ist mehr als etwa die ohnehin nicht schlecht dotierte Patientenanwältin bekommt. Auch sie liegt nicht weit unter der 200.000 Eurogrenze.
Noch ist der Bericht über das geplante und wahrscheinlich erst 2020 im Vollbetrieb laufende Krankenhaus ausständig. Er sollte bis Mai vorliegen. Jetzt schon kursieren abenteuerliche Zahlen. Wer hat, der hat, auch wenn er Schulden aufnehmen musste.
Deshalb spart man bei denjenigen, die man offensichtlich ohnehin nur als Verschubmasse betrachtet – bei den Ärzten und Ärztinnen und Pflegekräften. Die kommunalen Krankenhäuser sind notorisch unterbesetzt. Dass der Betrieb noch halbwegs funktioniert, ist dem überdurchschnittlichen Engagement der medizinischen und pflegerischen Mitarbeiter zu verdanken. Noch.
Derzeit wird verhandelt, heißt es. Die eigentlichen, mittelfristig virulenten Probleme sind noch nicht einmal andiskutiert: ärztlicher und pflegerischer Nachwuchs, Organisation der Ambulanzen, Umsetzung des Krankenhausplanes.
Bislang weiß man vor allem von Schließungen, die vornehm als Zusammenlegungen verkauft werden: siehe Augenklinik und augenklinische Abteilungen; siehe dermatologische Betreuung.
Noch gibt es keine Aufgabenbeschreibung für die Schwerpunkt-Krankenhäuser, außer beim Krankenhaus Nord, da weiß man, dass abgespeckt wird.
Für externe Beratungsleistungen ist offensichtlich genug Geld da-jährlich werden dafür fast 50 (!) Millionen Euro ausgegeben.
Dafür will man die ärztlichen Leistungen permanent überwachen. Es gab sogar die abstruse Idee, ÄrztInnen sollen regelmäßig berichten, was sie gerade machten. Dies dürfte im Falle einer komplizierten Operation nicht einfach sein.
Wer etwas zu verbergen hat, unterliegt häufig dem Kontrollwahn. Wer nicht reformieren will, verkompliziert die Administration. Bürokratie lähmt die ÄrztInnen nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Sie sollten mit den Patienten reden und nicht ständig mit dem Diktaphon. Sie wollen diagnostizieren und nicht ständig Listen ausfüllen. Und auch das Pflegepersonal wurde nicht dafür ausgebildet, Betten zu machen und Essen auszutragen.
TurnusärztInnen sollen – begleitet von erfahrenen Mentoren – möglichst vielfältig die Praxis kennenlernen und sich auf ihr Fach vorbereiten und nicht Listen ausfüllen, tausende Spritzen geben oder Blutdruckmessen alleine. Und schon gar nicht wollen sie alleine gelassen werden, zum Beispiel während ihrer Nachtdienste.
Das Management ist sich der organisatorischen Missstände offensichtlich nicht bewusst. Man agiert lieber mit schriftlichen Anweisungen, schiebt Verantwortung ab.
Nach außen hin: alles gut, ein paar Fehler wurden sicherlich gemacht, aber das fällt nicht ins Gewicht. Wien hat, sagen sie, das beste Gesundheitssystem, das vorstellbar ist.
In der Alltagssprache nennt man das: Abgehoben!
Das gilt für die Politik, wie für das Management
Ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres
Präsident der Ärztekammer für Wien
http://blog.szekeres.at/
Fotocredit: Ärztekammer für Wien/Stefan Seelig