Erschienen in SPECTRUM UROLOGIE 4/2019
Autorin: Dr. med. univ. Eva Falkensammer
Fachschwerpunkt Urologie,
Barmherzige Brüder Krankenhaus Salzburg
Auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich als Urologe im entwicklungs-
medizinischen Bereich zu engagieren, stellt sich rasch heraus, dass viele bekannte Hilfsorganisationen für die Einsätze in Not- und Katastrophengebieten keine Urologen suchen. Jedoch finden sich auch in unseren Reihen Projekte, die der Verbesserung der urologischen Versorgung in Entwicklungsländern dienen.
Peru: Der gebürtige Österreicher Dr. med. David Brady hat 2007 eine urologische Abteilung im Missionsspital Diospi Suyana in Curahuasi, Peru, etabliert und betreut diese noch bis Sommer 2020. Urologische Assistenzärzte von der Cayetano-Universität in Lima können einen Teil ihrer Ausbildung am Spital machen. Die Mitarbeit bei diesem Projekt ist nur als Facharzt möglich.
Tansania: Univ.-Prof. Dr. med. Othmar Zechner verfolgt am Wasso Hospital in Tansania den Vorsatz, das medizinische Angebot im Einzugsgebiet der Maasai um die Urologie zu erweitern. Getragen wird das Projekt vom Verein „Pro Watschinger“, benannt nach dem Spitalsgründer. Die Teilnahme an den zweiwöchigen Einsätzen ist als Assistenzarzt möglich. Als Visiting Professor ist Univ.- Prof. Dr. med. Otmar Zechner außerdem an den Universitätskliniken in der Hauptstadt Dodoma und in Bugando tätig.
Ghana: Die urologische Versorgung in Ghana findet nur sehr eingeschränkt statt. Der vom Münsterer Urologen Dr. med. Gerd Engel 2007 gegründete Verein „Die Ärzte für Afrika“ unterstützt sechs Kliniken vor Ort. Ein Einsatz dauert in der Regel zweieinhalb bis drei Wochen. Fachärzte und Assistenzärzte ab dem dritten urologischen Ausbildungsjahr können an einem Einsatz teilnehmen.
Eritrea: Das kinderurologische Team „Austria für Eritrea“ ist ein internationales Hilfsprojekt unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. med. Marcus Riccabona, wurde 2005 gegründet und wird in Kooperation mit ARCHEMED Ärzte für Kinder in Not e. V. abgewickelt. Die Teams mit zwei erfahrenen Kinderurologen, einem Assistenzarzt und zwei Kinderanästhesisten fliegen zweimal jährlich für einen 7–8-tägigen Einsatz nach Asmara – in die Hauptstadt Eritreas –, operieren ehrenamtlich und bilden medizinisches Personal aus.
Nepal, Armenien: Univ.-Doz. Dr. med. Josef Oswald setzt den Schwerpunkt auf die kinderurologische Ausbildung am Dhulikhel Hospital in Kathmandu, Nepal. Es erfolgen Hilfseinsätze vor Ort, und im Rahmen dreimonatiger Aufenthalte wird den Fachärzten eine intensive Ausbildung am Ordensspital in Linz ermöglicht. Außerdem erfolgen mit Dr. med. Koen jährlich Hilfseinsätze am österreichischen Kinderspital (ÖMKiZ) in Gjumri, Armenien. Eine Teilnahme von Assistenzärzten ist möglich.
Äthiopien, Rumänien: Das Projekt „Jimma Child“ wurde gegründet, um eine umfassende kinderchirurgische Ausbildung in Jimma, Äthiopien, herzustellen. In Kooperation mit der Jimma University und mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) lernen äthiopischen Ärzte während der dreijährigen Ausbildung vor Ort von Spezialisten. Der Kinderchirurg Dr. Mircia- Aurel Ardelean verbrachte seit 2016 jedes Jahr vier Wochen in Jimma, um sein kinderurologisches Fachwissen weiterzugeben.
Aktuell ist kein weiterer kinderurologischer Einsatz für „Jimma Child“ geplant. Dr. Ardelean engagiert sich ansonsten laufend in Rumänien (Constant‚a, Sfântu Gheorghe, Târgu Mures‚, Galat‚i). Eine Teilnahme von Assistenzärzten ist
möglich.
Ab welchem Ausbildungsstand ist eine Teilnahme sinnvoll?
Für Einsätze werden operativ erfahrene Kollegen gesucht. Aber auch junge Kollegen können das Team beim Screening, bei der Einschulung des medizinischen Personals und als Assistenz im OP unterstützen und somit einen Einblick in die Organisation und die Herausforderungen von Entwicklungsprojekten gewinnen.
Neben der Behandlung der Patienten ist das langfristige Ziel, das einheimische Personal auszubilden. Die Herausforderungen sind vielfach, wobei die Abwanderung von qualifiziertem Personal und eine instabile politische, wirtschaftliche und soziale Situation maßgebend sind.