Aktueller Rechnungshofbericht zur Drop-Out-Quote von 31 Prozent untermauert die langjährigen Forderungen der Österreichischen Ärztekammer.
Zwischen 2008 und 2019 haben 31 Prozent der Absolventen an den heimischen Medizin-Universitäten nicht in Österreich den Arztberuf ergriffen. Das zeigt ein aktueller Bericht des Rechnungshofs. „Wir fordern die Verantwortlichen seit Jahren dazu auf, alles zu tun, um diesen Trend zu stoppen. Nur ist leider nichts geschehen. 2005/06 hatte diese Drop-Out-Quote noch 17 Prozent betragen“, ärgert sich Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. „Wenn wir es weiterhin nicht schaffen, den Jungärzten ein wirklich attraktives Angebot zu machen, werden wir auch künftig auf unsere Kosten Ärztinnen und Ärzte für die Schweiz oder Deutschland produzieren!“
Die Ärztekammer fordert seit Jahren von der Politik, die Arbeitsbedingungen der Ärztinnen und Ärzte zu verbessern und vermehrt in die Ausbildung zu investieren: „Dazu gehört eine leistungsgerechte Entlohnung, die auch einem internationalen Vergleich standhält, ausreichend besetzte Dienstposten, verbesserte Karrierechancen, Teilzeitmöglichkeit, aber auch eine qualitative Ausbildungsoffensive – wie zum Beispiel die Einführung eines Ausbildungsoberarztes an jeder Abteilung, an der ausgebildet wird“, präzisiert Mayer. Außerdem müssten Ärztinnen und Ärzte sofort von unnötigen bürokratischen Aufgaben befreit werden, um hauptsächlich das zu sein wofür sie jahrelang ausgebildet wurden: die beste Medizin für die Patientinnen und Patienten zu leisten.
Apropos Ausbildung: „Eine Erhöhung der Studienplätze, wie von der Regierung vor kurzem beschlossen, wird das Problem alleine nicht lösen. Dann gehen eben noch mehr unserer Absolventen ins deutschsprachige Ausland oder auch nach Skandinavien – dort freut man sich schon auf unsere topqualifizierten Mediziner! Auch das haben wir bereits mehrfach betont. Geschehen ist auch in diesem Bereich wieder einmal nichts!“ Und dass die Politik im vergangenen Sommer die Festsetzung von Ausbildungsstellen von der Ärztekammer an die Länder übertragen hat, werde die Situation weiter zuspitzen, befürchtet Mayer: „Die Ärztekammer war hier der Garant für eine qualitätsvolle und unabhängige Kontrolle. Die Bundesländer müssen jetzt erst einmal – wohlgemerkt mit Steuergeld – neun Parallelsysteme aufbauen. Dieses Geld sollte man besser in die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung investieren. Außerdem ist zu befürchten, dass die Qualität der Arztausbildung sinken wird – und diese Verschlechterung wird zu einer weiteren Abwanderungswelle ins Ausland führen, wo auf Ausbildung nämlich großen Wert gelegt wird.“
Presseaussendung: ÖÄK 121/10.12.2021