Medizinische Fortbildung ist ohne Unterstützung der Industrie nicht möglich. Das bestätigt auch Univ.-Prof. Dr. Christian Hengstenberg, Leiter der Abteilung für Kardiologie an der Medizinischen Universität Wien und u.a. wissenschaftlicher Leiter der Online-Fortbildungsreihe „Wiener Online Kongress Kardiologie“ (veranstaltet von MEDahead): „Ärztliche Fortbildung ist von großer Bedeutung, um Ärzt:innen mit aktuellen und relevanten Informationen zu versorgen. Für uns Vorsitzende und Programmverantwortliche ist die Umsetzung hochqualitativer ärztlicher Fortbildung nur mittels Unterstützung der Industrie durchführbar“, so Hengstenberg.
Ärzt:innen müssen und sollen sich regelmäßig fortbilden – und sind auch motiviert, dies zu tun. Doch wie wählen sie aus der Fülle der Angebote aus? „Ärzt:innen wünschen sich bei Fortbildungen hoch qualifizierte und kompetente Vorträge, aktuelle Daten und firmenunabhängige Informationen“, weiß Hengstenberg aus der Praxis. Dabei spielt auch Vielfalt eine Rolle: „Es kommt bei Ärzt:innen nicht gut an, wenn auf Fortbildungen nur ein Aspekt herausgegriffen wird; aus Gründen der Compliance sollten verschiedene Themen vorgestellt werden, wie wir es beispielsweise auch beim Wiener Online Kongress Kardiologie handhaben“, so Hengstenberg weiter. Zusammengefasst: Aktualität, Praxisrelevanz, Evidenzbasiertheit, Ausgewogenheit, Objektivität und etablierte Referent:innen sind die entscheidenden Kriterien, nach denen Ärzt:innen ihre Fortbildungsveranstaltungen auswählen. Das bestätigt auch eine Online-Befragung, an der zahlreiche Teilnehmer:innen des Wiener Online Kongresses Kardiologie im Juni teilgenommen haben (siehe Kasten).
Online-Fortbildungen liegen nach dem Ende der Pandemie noch immer im Trend, denn viele Ärzt:innen bevorzugen nach wie vor die örtliche Unabhängigkeit. „Auch in Sachen Nachhaltigkeit finde ich es begrüßenswert, wenn man nicht zu allen Fortbildungen extra anreisen muss“, erklärt Hengstenberg, warum er einen Mix aus analogen und digitalen Fortbildungsangeboten für sinnvoll hält. Bei Online-Fortbildungen kommt es seiner Erfahrung nach darauf an, die Informationen besonders klar zu transportieren: „Es braucht gerade im virtuellen Setting klare, plakative Aussagen mit gut aufbereiteten Materialien. Auch fallbasierte Darstellungen, die die wesentlichen Informationen transportieren, kommen sehr gut an. Zudem sind interaktive Module bei Online-Fortbildungen sehr wichtig.“
Wie bereits erwähnt, brauchen Fortbildungsveranstaltungen die Unterstützung durch Sponsoren. „Die inhaltliche Unabhängigkeit der Inhalte muss aber dennoch gewahrt bleiben, auch wenn es natürlich thematisch Zusammenhänge zu den Interessen der Firmen gibt“, betont Hengstenberg. Dies ist der Grund, warum er eine Vielfalt der präsentierten Inhalte für sehr wichtig hält. „Daher können auch mehrere Sponsoren bei einer Veranstaltung sinnvoll sein – auch das fördert die Ausgewogenheit“, sagt Hengstenberg. Denn eine möglichst neutrale Berichterstattung bei Fortbildungsveranstaltungen hat für ihn einen sehr hohen Stellenwert: „Es geht nicht um Produktinformationen, sondern um Indikationsbereiche, um Forschungsergebnisse und Studien, um die indikationsbezogene Weiterentwicklung von Therapien, um neue Therapien, aber auch um bereits bekannte, denn manche Informationen müssen immer wieder aktualisiert transportiert werden. Das ist auch für die Firmen von Bedeutung. Denn nur auf der Grundlage, dass Ärzt:innen topinformiert sind, können Pharmaunternehmen innovative Produkte entwickeln“, ist Hengstenberg überzeugt.
Dass es den Firmen oftmals ein Anliegen wäre, dass ihr Produkt vorkommt, kann er nachvollziehen: „Für Produktinformationen sind beispielsweise beim Wiener Online Kongress Kardiologie und auch bei vielen anderen Fortbildungsangeboten firmengesponserte Symposien möglich. Doch eines möchte ich betonen: Am Ende geht es auch bei Fortbildungen immer darum, dazu beizutragen, dass die beste Therapie bei den Patient:innen ankommt. Hierfür müssen wir Ärzt:innen gut und regelmäßig informieren!“ Wenn Firmen dies unterstützen, sorgt dies seiner Ansicht nach auch dafür, dass ihre Reputation bei den teilnehmenden Ärzt:innen steigt. Sponsoring von ärztlichen Fortbildungen ist daher auch für die Unternehmen ein Gewinn!