Der Rückkehrer

„Ich glaube, das Gesundheitswesen wird einen ein Leben lang begleiten. Ob es jetzt privat ist oder teilweise auch im beruflichen Umfeld. Es ist eine sehr übergreifende Materie – je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr sieht man, dass beispielsweise Wirtschaft extrem mit Gesundheit verbunden ist.“ Dr. Alexander Biach ist ab Sommer 2024 neuer Generaldirektor der Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS). Davor will er eigentlich nicht über seine neue Aufgabe reden oder Interviews geben.

Der ehemalige Hauptverbandsvorsitzende und Vizedirektor der WK Wien Dr. Alexander Biach kehrt zurück in die Sozialversicherungswelt.; © Glaser/ÖVP Wien

Allerdings hat er das „davor“ immer wieder getan: über Gesundheit und die Sozialversicherung geredet und Konzepte entwickelt. Zum Jahreswechsel haben wir ein Gespräch für den Relatus-Podcast „Gesundheit Argumentiert“ geführt. Und da erzählte der Wiener Standortanwalt und stellvertretende Generaldirektor der Wiener Wirtschaftskammer, warum ihn die Sozialversicherung nicht loslässt. Weil Gesundheit immer wichtig ist.

Dabei hatte Biach lange nichts mit der Sozialversicherungswelt zu tun. Bei seinem Einstieg ins Gesundheitswesen im Jahr 2017 fragten sich viele, wer denn dieser neue Vorsitzende im damaligen Hauptverband der Sozialversicherungsträger sei. Biach trat damals ein schweres Erbe an: Seine Vorgängerin, die gesundheitspolitische Quereinsteigerin Ulrike Rabmer-Koller, hatte mit dem Hinweis, dass die Sozialversicherung reformunwillig sei, entnervt das Handtuch geworfen. Als Biach Ende 2019 mit dem Start der türkis-blauen Reform der Sozialversicherung nicht ganz freiwillig abtrat, streuten ihm viele Rosen. Er hatte sich über Parteigrenzen hinweg einen Namen als Kämpfer für Sozialversicherung und Sozialpartnerschaft gemacht und damit auch in seiner politischen Heimat, der ÖVP, nicht nur Freunde gefunden.

Starker Teamplayer

Als Biach 2017 in die Sozialversicherung kam, sagte er, er wolle „ein starker Teamplayer sein, um alle Sozialversicherungsträger, alle Länder und die Ministerien, die für uns zuständig sind, sowie die Systempartner wie Ärzteschaft, Apotheker und Pharmawirtschaft einzubinden. Mein Ziel ist es, diese große Familie zu einen“. Gelungen ist das nicht. Nach der türkis-blauen Kassenreform wurde der Hauptverband entmachtet und hinter den Kulissen kräftig gestritten. Dass es zuletzt ruhiger geworden ist und die Sozialpartnerschaft wieder mehr eingebunden wurde, gilt laut Beobachtern auch als Verdienst von Biach, der im Hintergrund weiterhin zu vermitteln versuchte. Die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ bezeichnete ihn einst als Sozialpartner der „alten Schule“.

Alexander Biach (re.) als Standortanwalt und Motor der Gesundheitsmetropole Wien mit Eduardo Recoder de La Cuadra, Area Vice President AstraZeneca Western & Southern Europe; © AstraZeneca/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Sichtbar wurde das auch während der Pandemie, als Biach zusammen mit der Wiener Stadtregierung das Projekt „Alles gurgelt!“ initiierte. „Das ist entstanden, weil wir in der Pandemie alles zugesperrt haben, und mich hat das aus Sicht des Wirtschaftsstandortes dazu veranlasst, zu sagen, dass es doch eine Möglichkeit geben müsse, die Geschäfte offen zu halten oder zumindest in gesicherter Form die Betriebe oder auch die Gastronomie wieder aufsperren zu können. Und dann kam die Idee auf: Na ja, wenn man ein Testverfahren entwickelt, das sehr breit angelegt ist und ein bisschen vorher anzeigt, ob man infiziert ist, aber andere noch nicht infizieren kann, dann wäre das so eine Möglichkeit, wieder aufzusperren.“ Das Projekt hatte Erfolg, wurde aber aufgrund hoher Kosten auch kritisiert. Doch Biach sieht es auch als Grundlage für weitere Aktivitäten, „die ich in der Gesundheitsmetropole Wien entwickeln möchte. Ich möchte mithilfe der Infrastruktur, die wir hier aufgebaut haben, Wien zu einer Präventionsmetropole machen, die Scans macht für Diabetes, für Darmkrebsvorsorge und vieles mehr“.

Fokus auf Prävention

Damit ist er bei seinem Lieblingsthema: der Prävention. Und die rückt auch die SVS zunehmend ins Zentrum. „Wir haben in Österreich einen Pflegeanteil ab 65 Jahren von über 20%. Ab 65 sind also 20% der Bevölkerung Pflegefälle, in Skandinavien sind es 8%. Also machen wir etwas falsch. Wir sollten weiter Geld ausgeben, aber wir sollten es klug ausgeben, beispielsweise in der Prävention“, erläuterte er im eingangs beschriebenen Podcast. Jede private Versicherung versuche ja durch Anreizmodelle die Menschen nicht zum Versicherungsbezahlfall werden zu lassen. „Ich habe in meiner Zeit in der Sozialversicherung nicht verstanden, warum wir nicht versuchen, den Schadenfall abzuwenden. Würde die Sozialversicherung mehr in Prävention investieren, dann würden wir hier am Ende extrem Kosten senken können.“ Dazu hat er künftig – zumindest bei den Wirtschaftstreibenden und Bauern – die Möglichkeit.