Mit Anfang diesen Jahres hat Rebecca Fowler die Geschäftsführung von Takeda Pharma Österreich übernommen. Das Unternehmen ist in fünf Kerngeschäften tätig: Plasma – ein Bereich, der gerade in Österreich sehr relevant ist –, sowie Impfstoffe, Gastroenterologie, Neurowissenschaften und Onkologie. Für Fowler besteht die Mission von Takeda darin, durch immer weiter voranschreitende Innovation eine bessere Gesundheit und eine bessere Zukunft für Menschen weltweit zu erreichen. Das Einzigartige an der Takeda-Kultur sieht sie in dem „japanischen Erbe“ des Unternehmens, aufgrund dessen sich Takeda sehr auf Langfristigkeit statt Kurzfristigkeit fokussiert. Diese Haltung überträgt sich laut Fowler auf alle Bereiche und Handlungen des Unternehmens, sei es im Bereich Finanzen, bei der Pipeline, beim Management oder auch bei den Mitarbeiter:innen. Die Kernwerte des Unternehmens werden in den vier „Takedaismen“ zusammengefasst: Integrität, Fairness, Ehrlichkeit und Beharrlichkeit.
Ein großer Meilenstein der jüngeren Takeda-Geschichte war für Fowler die Übernahme von Shire im Jahr 2019: „Diese Entscheidung hat das Portfolio von Takeda wirklich verändert. Dank der Übernahme von Shire sind seltene Krankheiten jetzt in allen unseren fünf Therapiebereichen verankert.“ Auch in Österreich sind in den letzten Jahren wichtige Erfolge erzielt worden, berichtet sie weiter: „Takeda ist heute der größte Arbeitgeber in der österreichischen Pharmaindustrie mit 4.500 Mitarbeitenden. Wir haben heuer zum siebenten Mal in Folge eine globale Auszeichnung als Top-Employer gewonnen. Es ist wirklich schön, dass wir als ein Ort gesehen werden, an dem sich Menschen wertgeschätzt fühlen und gerne arbeiten.“ Zudem sieht es Fowler als Meilenstein – für Takeda und auch für Österreich –, dass das Unternehmen intensiv daran arbeitet, Expertise in Österreich aufzubauen, indem man hierzulande u.a. Forschung und Entwicklung betreibt.
Gefragt nach den Zukunftsplänen von Takeda unterstreicht Fowler, dass das Unternehmen darum bemüht ist, weiterhin innovative Produkte in den fünf Kernbereichen zu entwickeln. „Wir werden daher in den nächsten Jahren 4,8 Mrd. US-Dollar in die Forschung & Entwicklung in diesen Bereichen investieren“, betont Fowler. Derzeit befinden sich bei Takeda 14 neue Wirkstoffe in der molekularen klinischen Phase, einige bereits in Phase III.
Auch Partnerschaften stehen weiterhin im Fokus von Takeda. „Wir arbeiten gerne mit anderen Unternehmen zusammen und gehen Partnerschaften mit allen Arten von Unternehmen ein, u.a. auch im Digital- und Datenbereich, um beispielsweise bessere Patientenergebnisse zu erzielen“, erklärt Fowler. Ein weiteres Ziel des Unternehmens ist es, auch in Zukunft zu den Top-Arbeitgebern zu gehören. Takeda investiert laufend in den Forschungs- und Produktionsstandort in Österreich, zuletzt einen dreistelligen Millionenbetrag in einen technisch und ökologisch optimierten Neubau für die biopharmazeutische Forschung und Entwicklung in der Wiener Seestadt.
Die Takeda-Österreich-Geschäftsführerin ist davon überzeugt, dass die Digitalisierung große Chancen für pharmazeutische Unternehmen mit sich bringt. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, was den größten Nutzen für die Patient:innen bietet“, unterstreicht sie in diesem Zusammenhang. So eröffnen moderne Technologien beispielsweise neue Möglichkeiten im Bereich der Diagnose. „Wir suchen in verschiedenen Ländern nach unterschiedlichen Wegen, um die Diagnosestellung zu unterstützen. So wurde zum Beispiel an Apps gearbeitet, mit denen wir die Diagnose durch Gesichtserkennung unterstützen können“, berichtet Fowler. Sie sieht es als Aufgabe des Unternehmens, weiterhin nach Wegen zu suchen, um die Diagnostik und die Therapieergebnisse durch Daten verbessern zu können. Fowler ist davon überzeugt, dass Pharmaunternehmen wie Takeda in Bezug auf die Verwendung von Daten mit Regierungen, öffentlichen und privaten Partnerschaften zusammenarbeiten müssen, um sicherzustellen, dass diese Daten ordnungsgemäß, auf die richtige Weise und in einer konformen Art verwendet werden können – und um gemeinsam die Ergebnisse für die Patient:innen zu verbessern. Hier sieht sie durchaus Aufholbedarf in Österreich und manchen anderen Ländern: „Wir leben in einer Ära der Daten, aber diese Daten sind nicht immer so miteinander verknüpft, dass wir etwas damit anfangen können. Gerade in Österreich, aber auch global gesehen müssen wir noch daran arbeiten, wie wir das besser umsetzen können.“
Eine der großen Stärken des österreichischen Gesundheitssystems besteht für Fowler darin, dass die Patient:innen früh Zugang zu Innovationen haben – und sie hofft, dass dies auch so bleibt. Die Herausforderungen liegen in ihren Augen im Bereich der Finanzierung sowie im Bereich der Dateninfrastruktur. Auch die Unterscheidung zwischen stationärem und ambulantem Bereich sieht sie kritisch, denn: „Diese trägt nicht zu einer ganzheitlichen Gesamtbetrachtung des Systems bei, die wir aber für notwendig erachten. Die Dateninfrastruktur unterstützt uns nicht dabei, gemeinsam an Ergebnissen zu arbeiten. Alle Stakeholder wollen eine nachhaltige Preisgestaltung, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und einen Mehrwert für die Patient:innen, aber Österreich tut sich meiner Meinung nach im Moment schwer, dieses Ziel zu erreichen. Ich sehe zwar auch, dass daran gearbeitet wird und bereits Schritte in die richtige Richtung gesetzt werden, aber ich denke, das muss beschleunigt werden, damit wir auf die besten Ergebnisse für die Patient:innen hinarbeiten und gleichzeitig Schritt halten können.“
Takeda investiert viel in Österreich, denn „wir wissen, dass es hierzulande einen hervorragenden Talentepool gibt, vor allem im Bereich Forschung & Entwicklung rund um Plasma“, so Fowler. Zudem findet das Unternehmen in Österreich auch ein unterstützendes Umfeld für seine Investitionen vor. Dabei schätzt die Geschäftsführerin auch den offenen Dialog und die offene Diskussion mit den anderen Stakeholdern – auch bei Meinungsverschiedenheiten.
Eine der großen Herausforderungen in Österreich sieht sie, wie bereits erwähnt, im Bereich Daten und Digitalisierung. Dabei lautet für sie eine entscheidende Frage: „Wie gehen wir verantwortungsvoll mit Daten um, sodass die besten Ergebnisse für die Patient:innen erzielt werden können? Einer der bedeutendsten Aspekte besteht meiner Meinung nach darin, die Interessengruppen zusammenzubringen und sich darauf zu einigen, wie wir dies tun können. Das betrifft nicht nur Österreich, sondern gilt europaweit.“ Diese Einigung brauche Zeit, sei aber notwendig, betont Fowler. Weitere wichtige Themen für die Pharmabranche sind in ihren Augen eine nachhaltige Preisgestaltung und die Unterstützung von Patient:innen. „Ich denke, es ist eine große Herausforderung in der gesamten Branche, wie wir unser Preis-Leistungs-Verhältnis zeigen“, so Fowler abschließend.