Die Sozialpartnerschaft ist zurück in der Sozialversicherung.
Nach dem Umbau der Krankenkassen durch die ÖVP-FPÖ-Koalition mit der Zusammenlegung der Gebietskrankenkassen und der Ausdünnung des Dachverbandes wurde nun ein alter Bekannter zum neuen Büroleiter bestellt. Mit Mag. Jan Pazourek übernimmt ein langjähriger Kenner und Insider des Sozialversicherungsbereichs die Leitung des Dachverbandes der Sozialversicherungen. Sein Stellvertreter ist der bisherige Vize-Büroleiter Alexander Burz, der seit Juli 2022, nach dem Abgang von Martin Brunninger, die Rolle des Büroleiters interimistisch übernommen hatte. Überraschend auch die Stellungnahme der Konferenz der Sozialversicherungsträger: Die Auswahl erfolgte nach einer entsprechenden Ausschreibung durch einen Personalberater und einem im Anschluss durchgeführten Hearing. Dabei konnten sich die beiden Kandidaten schließlich für die jeweilige Position durchsetzen.
„Die Sozialversicherungsreform hat das Fundament für ein effizientes, modernes und zukunftsorientiertes Gesundheits- und Sozialsystem geschaffen. Der Dachverband ist in seiner Koordinierungsrolle ein wichtiger Bestandteil der neuen Struktur. Wir konnten mit Jan Pazourek und Alexander Burz ein erfahrenes und professionelles Team für die Spitze des Dachverbandes gewinnen. Die Konferenz freut sich auf eine konstruktive Zusammenarbeit im Sinne der Reform und unserer Versicherten“, formulierte Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger.
Soweit die offizielle Seite. Tatsächlich holt sich die Sozialversicherung mit Pazourek pünktlich zu den Finanzausgleichsverhandlungen einen absoluten Profi an Bord und setzt damit auch ein Statement in Richtung Bund und Länder, die gerne mehr Geld aus den Kassen hätten und die aktuelle Finanzierung des Spitalsbereichs kritisieren. Denn Pazourek ist einer der Architekten dieser Finanzierungsstruktur.
Der neue Dachverbandschef wurde 1961 in Wien geboren, studierte an der Universität Wien Soziologie und Ethnologie und startete danach seine Karriere im österreichischen Gesundheitswesen. Er war viele Jahre Projektleiter im Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG) und ist unter anderem Mitautor des ersten Österreichischen Krankenanstaltenplans. Danach wurde er in das Kabinett der Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales Eleonore Hostasch berufen, wo er mehrere Jahre für den Gesundheitsbereich zuständig war. In seiner Verantwortung lag vor allem die Umsetzung der neuen leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung ab 1997. Mit der ersten ÖVP-FPÖ-Regierung unter Wolfgang Schüssel und dem Verlust des Sozial- und Gesundheitsministeriums für die SPÖ wechselte Pazourek in die Wiener Gebietskrankenkasse und wurde dort die rechte Hand des damaligen WGKK-Obmanns Franz Bittner in wichtigen Gesundheitsverhandlungen. Im Rahmen seiner Tätigkeit in der WGKK zeichnete er u.a. für Rechtsangelegenheiten, Leistungssachen, Bezirksstellen sowie das Hanusch-Krankenhaus verantwortlich. Er machte sich damals bundesweit einen Namen als Verhandlungsführer der Sozialversicherung für den Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG).
Von 2011 bis 2019 war er sodann Generaldirektor der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse und wechselte mit Start der Sozialversicherungsreform von ÖVP und FPÖ und dem Ende der NÖGKK im Sommer 2019 als Generaldirektor-Stellvertreter in die AUVA. Dort war er für Finanzen, Personal, Prävention und Leistungsrecht zuständig. Es falle ihm nach acht Jahren nicht leicht zu gehen, betonte der scheidende NÖGKK-General damals. Manch ein Beobachter sah den Wechsel als Versorgungsposten zum Karriereausklang – und irrte. Denn jetzt kehrt Pazourek an die Spitze des Sozialversicherungsbereichs zurück.