Die Vorteile von Österreich als Forschungsstandort fasst Dr. Dejan Baltic, Medical Director bei Amgen in Österreich, folgendermaßen zusammen: ein hoher medizinischer und technischer Standard – gut ausgerüstete Zentren, die relativ leicht erreichbar sind – eine gut ausgebildete Ärzteschaft – eine sehr gut funktionierende Zusammenarbeit aller Beteiligten. „Ärzteschaft, Pharmafirmen, Ethikkommissionen und Behörden waren hierzulande immer bemüht, pragmatisch Lösungen zu finden. So konnten wir Dinge rasch umsetzen. Diesen Vorteil werden wir in Zukunft aufgrund der zunehmend EU-weit vereinheitlichten Rahmenbedingungen zum Teil verlieren“, umreißt Baltic die derzeitige Situation. „Hier sollten wir uns bemühen, dennoch den ,österreichischen Weg‘, also einen regen, pragmatischen und lösungsorientierten Austausch aller Beteiligten, beizubehalten“, so Baltic.
Zudem wäre es seiner Meinung nach erforderlich, Expertenzentren, Netzwerke und Register in Österreich weiter auszubauen. Spezialisierungen sind ebenfalls wichtig, um international als Studienstandort attraktiv zu bleiben. „Wir sollten analysieren, in welchen Therapiebereichen wir international kompetitiv sind. Der nächste Schritt wäre, zu sagen: Man muss nicht überall mitspielen können. Das heißt, wir spezialisieren uns auf gewisse Bereiche und in diesen halten wir – Zentren und Industrie – unsere Versprechen hinsichtlich Patientenzahlen, Zeitvorgaben etc. auch klar ein“, erläutert Baltic.
Eine große Veränderung sieht er durch die zunehmende Digitalisierung auf den Forschungsbereich zukommen: „Es stehen immer mehr Real-World-Daten aus immer mehr Quellen zur Verfügung. Dadurch werden sich meiner Ansicht nach auch die ,klassischen‘ Phasen der Arzneimittelforschung verändern müssen. Diese Vielzahl an Daten müssen wir sinnvoll und verantwortungsbewusst nutzen, sowohl für die Forschung als auch für die Diagnostik und Therapie“, führt Baltic aus. Auch die Rolle des Patienten habe sich in den letzten Jahren verändert. Baltic: „Die Betroffenen werden mit ihren Anliegen heute deutlich mehr gehört. Dies muss man meiner Ansicht nach bereits von Anfang an stärker in den Forschungsprozess einbauen.“
„Wie aus hochqualitativer Forschung ein sehr erfolgreiches Biotech-Unternehmen mit überlebenswichtigen Arzneimitteln im Portfolio werden kann, sieht man sehr gut am Beispiel von Amgen“, erklärt der Medical Director. Das Unternehmen wurde 1980 auf Basis einer einfachen Idee gegründet: Wenn die richtigen Wissenschafter zusammenkommen und optimale Rahmenbedingungen vorfinden, können aus der aufstrebenden genetischen Forschung ungeahnte Möglichkeiten entstehen. „Heute konzentriert sich unsere R&D auf 6 Therapiegebiete: Onkologie-Hämatologie, Herz-Kreislauf, Inflammation, Knochen, Nephrologie und Neurologie, wobei der Fokus auf schweren Erkrankungen liegt, für die es nur begrenzte oder keine Behandlungsmethoden gibt“, so Baltic. Darüber hinaus wird Amgen bald auch Biosimilars in diversen Indikationen anbieten. „Nach mehr als 30 Jahren in der Produktion biotechnologisch hergestellter Medikamente können wir im Sinne von ,every patient – every time‘ auf eine höchst erfolgreiche Bilanz zuverlässiger Versorgung zurückblicken. Und das ist – neben der Forschung – etwas, worauf man als verantwortungsbewusster Partner im Gesundheitssystem besonders stolz sein kann“, unterstreicht Baltic.