Das Motto von Gilead Sciences lautet: „Advancing Therapeutics. Improving Lives.“ Das Unternehmen hat sich die Wissenschaft auf die Fahnen geheftet und zum Ziel gesetzt, in allen therapeutischen Bereichen, in denen es tätig ist, Heilung und im Idealfall die Elimination der betreffenden Erkrankung zu ermöglichen. „In manchen therapeutischen Bereichen sind wir auf dem besten Weg. Dabei definieren wir Zwischenziele, beispielsweise die Lebensqualität der Patienten durch verträglichere, bequemer einzunehmende Therapien, alternative Darreichungsformen etc. ständig zu erhöhen“, berichtet DI Dr. Clemens Schödl, seit Jänner 2017 Geschäftsführer der Gilead Sciences GesmbH in Österreich. Betrachtet man den österreichischen Markt, sind die Bereiche HIV/Aids, Hepatitis B und C, hämatoonkologische Indikationen (chronische lymphatische Leukämie und follikuläres Lymphom) sowie schwere invasive Infektionen die wichtigsten Beschäftigungsgebiete von Gilead Sciences.
„Gilead Sciences feierte heuer am 22. Juni seinen 30. Geburtstag. In dieser Zeit seit Gründung des Unternehmens wurde ein ganz besonderer Erfolg erreicht: HIV hat sich – unter Mitwirkung von Gilead – von einer tödlichen Indikation zu einer kontrollierbaren chronischen Erkrankung entwickelt. Das hat mit der ersten antiretroviralen Therapie, die noch aus einer Monotherapie bestand und schnell in Resistenzen endete, begonnen und führte dann über die ersten HAARTKombinationstherapien (20 Tabletten und mehr täglich über 24 Stunden verteilt) bis zur heutigen Gesamttherapie, die auch in Form einer Tablette einmal am Tag zur Verfügung steht und mit der eine Lebenserwartung erreicht werden kann, die in etwa jener der Normalbevölkerung entspricht“, berichtet Schödl. Das Unternehmen forscht weiterhin daran, in Zukunft auch eine Heilung von HIV zu ermöglichen. Bei der Hepatitis C ist das Ziel der Heilung mittlerweile Realität geworden: „Ein großer Prozentsatz der Patienten kann heute schon mit einer acht- bzw. zwölfwöchigen Therapie eine ,Sustained Virologic Response‘ zum Zeitpunkt 12 Wochen nach Therapieende (SVR12) erreichen, was mit Heilung gleichgesetzt wird. Bei besonders schweren Fällen ist manchmal eine Wiedertherapie erforderlich, dies betrifft jedoch lediglich ca. 5% des Patientenpotenzials. Hier hat die Pharmaindustrie – und Gilead als Pionier und Vorreiter – den Ärzten das Instrumentarium zur Heilung an die Hand gegeben“, so Schödl. Bei Hepatitis B lässt sich mit den aktuellen Therapien das Virus ausgezeichnet kontrollieren und auch hier forscht Gilead Sciences daran, Heilung zu ermöglichen.
eben HIV und Hepatitis B gehören Erkrankungen im Bereich der Leber, z.B. NASH (nicht-alkoholische Steatohepatitis), zu den Forschungsfeldern des Unternehmens. Derzeit werden in diesen Bereichen verschiedenste Therapiekonzepte verfolgt, von Monotherapien bis hin zu komplexeren Kombinationstherapien mit verschiedenen Substanzen. „In der Immunologie sind wir mit der Erforschung eines eigenen Moleküls beschäftigt, das in Bereichen der rheumatoiden Arthritis und der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zum Einsatz kommen könnte“, berichtet Schödl.
Gilead Sciences steht auf dem Standpunkt, dass jeder Mensch unabhängig davon, wo er lebt, Zugang zu Medikamenten verdient. Gerade in Entwicklungsländern ist dieser Zugang jedoch nicht immer gegeben. Dies möchte das Unternehmen mit diversen Maßnahmen, die von einer eigenen Abteilung umgesetzt werden, ändern: „Eine davon ist ,Tiered Pricing‘, d.h. es werden Medikamente den ökonomischen Voraussetzungen des Landes entsprechend zur Verfügung gestellt. Für diese Preisgestaltung spielen zwei Hauptfaktoren eine Rolle: die ,Disease Burden‘ („Wie häufig kommt die Erkrankung dort vor und wie sehr leidet die Volkswirtschaft unter dieser spezifischen Erkrankung?“) und das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf“, erläutert Schödl. Solcherart maßgeschneiderte Preise sollen volkswirtschaftlich gerechtfertigt sein und das Gesundheitssystem durch eine gute Kosten- Nutzen-Rechnung unterstützen. Ein weiterer Schritt des Unternehmens besteht darin, seine innovativen Medikamente sehr früh freiwillig an generische Hersteller zu lizenzieren und von diesen lokal vertreiben zu lassen. „Dies führt dazu, dass diese Medikamente zu Preisen, die für diese Region angebracht sind, auf den Markt kommen, und dass die Wertschöpfung bzw. die Wirtschaftskraft dieses Landes gestärkt wird“, so Schödl. Mittlerweile werden über dieses Gilead-Programm, das 2006 begonnen hat, 134 Länder mit Medikamenten versorgt. Über 10 Millionen Menschen erhalten dadurch in den am stärksten von HIV betroffenen Ländern eine HIV-Therapie – das sind mehr als zwei Drittel aller HIV-Patienten in diesen Regionen.
Hinsichtlich des österreichischen Gesundheitswesens ist Schödl von der sehr hohen Qualität überzeugt, hält aber Maßnahmen zum Erhalt bzw. zur Verbesserung des derzeitigen Standards für erforderlich: „Mit entsprechenden Forschungsmitteln und Förderungen – vor allem auch, was die universitäre Leistungskraft betrifft – müssen wir versuchen, nicht an Boden zu verlieren, denn Stagnation bedeutet Rückschritt.“ Die Schwächen des Gesundheitssystems sieht er ganz klar in der sektoralen Aufteilung, z.B. den zwei Säulen „Krankenhaus“ und „niedergelassener Bereich“. „Ohne diese Aufteilung könnte man Abläufe viel effektiver gestalten, Patienten würden nicht über Schnittstellen stolpern und auch die Verteilung der Geldmittel wäre effizienter möglich“, fasst er zusammen.
Als Standort für ein Pharmaunternehmen wurde Österreich, so Schödl weiter, von internationalen Konzernen bisher sehr positiv eingestuft: „Dies lag nicht zuletzt an dem relativ schnellen Marktzugang für Innovationen, für die zudem faire Preise erzielt werden konnten. Doch in den letzten Jahren und ganz speziell in den letzten Monaten hat sich dieses Innovationsklima leider schwer eingetrübt.“ Diese Entwicklung sei für ihn nicht nachvollziehbar, denn die Arzneimittelausgaben lägen über zehn Jahre hinweg stabil bei nur 12–13% der Gesamtausgaben. Zudem seien die Ausgaben zuletzt weniger stark gestiegen als prognostiziert. Statt des vom Hauptverband angenommenen Plus von 10% fand 2016 de facto gar keine Steigerung statt. Bei einer nominellen Steigerung von 2,5% gäbe es real einen Rückgang von rund 2% – zieht man den von der Pharmawirtschaft allein für 2016 geleisteten substanziellen Solidarbeitrag von 125 Mio. Euro sowie die aufgrund von individuellen Vereinbarungen geleisteten Rabatte ab. Zudem würden gerade jetzt durch eine Welle neuer Generika und Biosimilars Mittel frei werden, mit denen umgekehrt wieder Innovationen – die sehr oft auch seltene Erkrankungen betreffen, die bisher überhaupt nicht oder nur schlecht behandelbar waren – finanziert werden könnten. „Doch anstatt dies gemeinsam als Erfolgsrezept von Österreich zu feiern, wird eine Gesetzesnovelle beschlossen, die das Innovationsklima eintrübt und kontraproduktiv wirkt, was die Standortattraktivität Österreichs betrifft“, so der Gilead-Sciences-Geschäftsführer abschließend.