Die Gesellschaft für Pharmazeutische Medizin, kurz GPMed (www.gpmed.at), agiert als wissenschaftliches Forum für Ärzt:innen, Wissenschafter:innen und Gesundheitsberufe aus Akademie, Industrie, Behörden und anderen Institutionen, die sich mit der klinischen Entwicklung von Arzneimitteln auseinandersetzen.
Dabei gliedert sich die GPMed in 4 Circles: den Medical Affairs Circle, den Research Innovation Circle, den Clinical Operations Circle sowie den 2024 neu gegründeten Study Nurse & Study Coordinators Circle.
Der ClinOps Circle kann bereits auf mehr als zehn Jahre Bestehen zurückblicken. PHARMAustria hat mit Mag.a Doris Schweighofer, der Leiterin des ClinOps Circles, und ihrem Stellvertreter DI Christoph Noe über besondere Meilensteine in diesen zehn Jahren sowie über ihre Pläne für die Zukunft gesprochen.
Schweighofer: Die Geschichte des ClinOps Circles beginnt schon 2013. Damals habe ich mich beruflich verändert und bin vom öffentlichen in den privatwirtschaftlichen Bereich zu einem Pharmaunternehmen gewechselt. Ich wollte meine Kontakte aus meiner vorigen Tätigkeit mit denen im Pharmabereich verknüpfen. Die damalige GPMed-Präsidentin Dr.in Dagmar Doby hatte für diese Anregung ein offenes Ohr, und gemeinsam haben wir die Idee einer Plattform für einen solchen Austausch geboren. In der Folge wurde der ClinOps Circle als Arbeitskreis, der für die klinische Forschung in Österreich Positives bewirken will, gegründet. Zunächst waren wir nur zehn Personen; mittlerweile ist der ClinOps Circle auf 50 Mitglieder angewachsen, von denen 30 regelmäßig an den Treffen teilnehmen, darunter Vertreter:innen aller großen Krankenhausträger, der Universitätskliniken sowie von Pharmaunternehmen.
Schweighofer: Da wir bei unseren Treffen und Veranstaltungen immer viele Gäste hatten und haben – darunter Krankenhausanwält:innen, Vertreter:innen von Patientenorganisationen, aber auch z.B. von Recruiting-Support-Firmen und natürlich von Pharmaunternehmen –, gab und gibt es stets einen regen Austausch. Wir haben uns u.a. auch mit Themen wie Home Nursing, Social Media Advertising etc. beschäftigt. So hatten wir beispielsweise eine Veranstaltung mit 20 Vertreter:innen von Spitals-Rechtsabteilungen, mit denen wir über Vertragsthemen diskutiert haben. Diese rege Interaktion mit verschiedenen Stakeholdern über die unterschiedlichsten Themen ist eine Besonderheit des ClinOps Circles. Dass es uns gelungen ist, eine solche Vernetzung zu erreichen, ist einer unserer Meilensteine.
Noe: Ein weiteres Beispiel ist die Clinical Trial Regulation, zu der wir mehrere Veranstaltungen durchgeführt haben – darunter auch eine, bei der u.a. Vertreter:innen der Ethikkommission teilgenommen haben, um die Herausforderungen dieser neuen Regelung zu besprechen. Für solche Veranstaltungen, bei denen wir verschiedene Stakeholder an einen Tisch holen, erhalten wir immer sehr viel positives Feedback. Was uns ebenfalls besonders freut: Auch die PHARMIG als Interessenvertretung der pharmazeutischen Industrie in Österreich steht mit dem ClinOps Circle in Kontakt und besucht gerne unsere Veranstaltungen.
Schweighofer: Eine große Herausforderung war die COVID-19-Pandemie, doch es ist uns gelungen, auch während dieser Zeit den Kontakt über Online-Meetings aufrechtzuerhalten, ohne dass es zu Reibungsverlusten gekommen ist. Aber natürlich waren alle froh, als physische Treffen wieder möglich waren, denn bei unseren Zusammenkünften sind die ersten 30 Minuten immer dem informellen Austausch gewidmet, der sehr beliebt ist. Mittlerweile sind wir im ClinOps Circle als Gruppe auch sehr zusammengewachsen, wir kennen einander gut und genießen das Networking. Gerade für jene, die in internationalen Konzernen tätig sind, besteht eine Herausforderung auch darin, mit Themen, die wir aus dem österreichischen Setting heraus nicht steuern können, weil sie von der Konzernmutter vorgegeben sind, bestmöglich umzugehen. Hier hilft der Austausch gepaart mit dem typischen österreichischen Pragmatismus oftmals, eine gangbare Lösung zu finden.
Noe: Eine weitere Herausforderung des ClinOps Circles ist praktischer Natur: Dadurch, dass wir so viele Mitglieder haben, ist es oftmals schwierig, einen passenden Raum zu finden. Aber mittlerweile schaffen wir auch das sehr gut.Schweighofer: Wir regeln es bei Veranstaltungen beispielsweise auch so, dass nur eine bzw. maximal zwei Personen aus einem Unternehmen teilnehmen und diese in der Folge die Informationen an andere Mitglieder der Firma weitergeben. Auch der administrative Aufwand ist natürlich nicht zu unterschätzen, wir machen die Tätigkeiten für die GPMed ja alle ehrenamtlich.
Schweighofer: Die Hürden bei der Umsetzung der Clincial Trial Regulation beschäftigen uns immer noch. Jetzt zeigen sich mehr und mehr die Auswirkungen auf den Standort, so beispielsweise, dass Studien aus Österreich abgezogen werden, weil Prozesse aufwendiger geworden sind und dadurch länger dauern. Auch wenn sich das manchmal wie ein Kampf gegen Windmühlen anfühlt, setzen wir uns selbstverständlich weiterhin dafür ein, Österreich als Standort für klinische Studien attraktiv zu halten und zu stärken. In diesem Zusammenhang möchte ich hervorheben, dass wir oft in Kontakt mit den Forschungsinstitutionen der Universitätskliniken stehen, was immer sehr fruchtbringend ist. Weitere Themen, die uns im ClinOps Circle beschäftigen, sind Digitalisierung und künstliche Intelligenz – hier sind aktuell die Firmen dabei, verschiedene Ansätze auszuprobieren. Allerdings steht das alles noch sehr am Beginn und es bleibt abzuwarten, wie sich die Welt diesbezüglich weiterentwickeln wird. Auch das Thema Datenschutz beschäftigt uns, nicht zuletzt, weil sich der Trend „weg vom Papier, hin zum Digitalen“ stetig fortsetzt.
Noe: Ein weiteres Thema sind Strukturänderungen in den Kliniken. Diese nehmen wir zum Anlass, um Klinikvertreter:innen zu Veranstaltungen des ClinOps Circles einzuladen, die über diese Möglichkeit zum Austausch immer sehr erfreut sind.
Schweighofer: Der große Benefit des ClinOps Circles besteht darin, dass durch direkten Austausch gemeinsam Lösungen gefunden werden. Zudem erkennt man, dass man mit gewissen Herausforderungen nicht allein ist – das ist auch positiv für die eigene Psychohygiene und motiviert dazu, den nächsten Schritt zu setzen. Diesen Ansatz – sich gemeinsam den fachlichen Themen unseres Arbeitsbereiches zu widmen und Lösungen für Probleme zu finden, die uns alle betreffen – wollen wir mit dem ClinOps Circle weiterverfolgen. Zudem bleiben wir auch in Zukunft in Kontakt mit den Klinikträgerorganisationen, um gemeinsam die Situation für klinische Studien in Österreich zu verbessern. Und auch die Digitalisierung wird natürlich weiterhin im Fokus stehen.
Noe: Ein weiteres Ziel von uns: Wir wollen den ClinOps Circle als schlanke und agile Organisation erhalten, um so unsere Pläne effektiv umsetzen zu können.
Schweighofer: Zum Abschluss geht ein großer Dank an die Pharmaunternehmen, die uns unterstützen, indem sie uns z.B. Räume für unsere Treffen zur Verfügung stellen, darunter u.a. Amgen, Bayer, Lilly, Novartis, Boehringer Ingelheim und Roche.