Seit 1. Juni 2019 ist Maren Longland Geschäftsführerin von GSK Österreich. Davor war sie von 2013 bis 2016 Head of Commercial Operations MEA (Middle East & Africa) für ViiV Healthcare und Mitglied des International Leadership-Teams. Die Philosophie von GSK fasst sie folgendermaßen zusammen: „Wir helfen Menschen, ein aktiveres, gesünderes und längeres Leben zu führen.“ Damit dies gelingt, ist es das erklärte Ziel von GSK, eines der innovativsten, leistungsstärksten und zuverlässigsten Pharmaunternehmen zu sein.
Als einen der großen Erfolge von GSK skizziert Longland die Entwicklung im Bereich der HIV-Therapie: „Vor 30 Jahren war GSK das erste Unternehmen, das ein Antiretroviral für HIV entwickelt hat. Seitdem hat GSK in diesem Bereich sehr viel erreicht, zuletzt auch mit ViiV Healthcare, einem zu 100% auf HIV fokussierten Unternehmen.“ Dabei war es GSK immer ein Anliegen, auch in weniger entwickelten Ländern durch Non-Profit-Programme Zugang zu innovativen Medikamenten zu schaffen. „Wir wollen natürlich auch in Zukunft Vorreiter im Bereich der HIV-Therapie bleiben. Derzeit arbeiten wir an einer Umstellung der Behandlung mit drei Wirkstoffen auf zwei. Zudem ist eine Long-acting-Therapie unser Ziel, bei der die Betroffenen nicht mehr jeden Tag ihre Medikamente nehmen müssen, sondern ihnen alle zwei Monate die Medikation per Spritze verabreicht werden kann.“
Im Bereich Impfstoffe verfügt GSK über ein großes Portfolio an Kinder- und Erwachsenenimpfstoffen und beliefert damit seit vielen Jahren das österreichische Impfprogramm. „Bemerkenswert ist auch unser Malaria-Impfstoff, der Anfang 2019 erstmalig als routinemäßige Anwendung zum Schutz afrikanischer Kinder von der WHO eingeführt wurde“, erklärt Longland.
Einen weiteren aktuellen Erfolg des Unternehmens beschreibt Longland im Bereich des schweren Asthmas, hier konnte mit Nucala das erste Biologikum zur Behandlung von schwerem eosinophilem Asthma eingeführt werden. „Generell ist es uns ein großes Anliegen, stets die Patienten im Fokus zu haben. So wurde, um beim Beispiel Asthma zu bleiben, unser Inhalationsdevice Ellipta gemeinsam mit Patienten entwickelt“, erläutert sie. Schließlich sei die Therapietreue von großer Bedeutung, so Longland weiter: „Unsere neuen Anwendungsformen von Nucala etwa können diese Patienten mit schwerem Asthma mittels Fertigpen und Fertigspritze zu Hause anwenden, statt wie bisher einen Arzt aufsuchen zu müssen. Diese Flexibilität bedeutet mehr Lebensqualität für die Patienten – und verbessert die Compliance.“
Auch im Bereich Onkologie sieht Longland spannende Zeiten auf das Unternehmen zukommen, schließlich hat GSK im Jahr 2019 TESARO, ein auf Onkologie spezialisiertes biopharmazeutisches Unternehmen, übernommen. „Hier gibt es sehr vielversprechende Daten speziell für Eierstockkrebs sowie bezüglich weiterer Einsatzmöglichkeiten für unser Produkt Zejula“, berichtet Longland.
GSK setzt seit Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Unterstützung von Patienten. Gerade im Bereich Impfen versucht das Unternehmen, Aufklärungsarbeit zu leisten. So werden beispielsweise Seminare und Trainings für Pädiater angeboten, um diese bei den Elterngesprächen zu unterstützen. Longland dazu: „Unser Ziel ist es, die Ärzte darin zu unterstützen, die große Bedeutung von Impfungen an die Eltern weiterzugeben. Zudem versuchen wir in vielen Bereichen, auch direkt die Patienten zu informieren und zu unterstützen. Dies hilft letztendlich auch den Ärzten – unter anderem dadurch, dass es für sie eine Zeitersparnis bedeuten kann.“
Gefragt nach ihrem Eindruck vom österreichischen Gesundheitssystem, lobt Longland einerseits die sehr gute Versorgung der Patienten, kritisiert aber andererseits das duale System mit verschiedenen Budgets für Krankenhäuser und niedergelassenen Bereich. Hier bezweifelt sie vor allem die Kosteneffizienz, zudem „ist es wahrscheinlich auch für die Patienten nicht die beste Lösung, vor allem, wenn sie eventuell zwischen Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten hin- und hergeschickt werden oder wechseln müssen“. Gerade vor dem Hintergrund einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft und eines dadurch entstehenden größeren Drucks auf das Gesundheitssystem sowie auf die Kosten werde man dieses duale System hinsichtlich seiner Kosteneffizienz hinterfragen müssen, ist Longland überzeugt.
Weitere aktuelle Herausforderungen sind für die GSK-Geschäftsführerin die Umstrukturierung des Dachverbandes sowie mögliche Veränderungen bei den Erstattungsrahmenbedingungen. „Auch der Ärztemangel – vor allem in ländlichen Regionen – ist sicher ein Aspekt, den das österreichische Gesundheitswesen angehen sollte“, betont Longland. Hier bleibe abzuwarten, wie die neue Regierung mit diesen Themen umgehen werde.
Im Hinblick auf die Zusammenarbeit aller Player des Gesundheitswesens ist Longland Transparenz sehr wichtig: „Wir veröffentlichen mehr als 99% aller Zahlungen an Ärzte und Organisationen auf individuellem Level. Außerdem sind selbstverständlich Kooperationen mit den verschiedenen Playern im Gesundheitssystem, auch auf wissenschaftlicher Basis, von großer Bedeutung. Dazu gehört auch, dass Innovation anerkannt wird!“
Bezüglich der Markteinführung von Innovationen kritisiert Longland, welche Erstattungskriterien dabei angelegt werden, denn ihrer Ansicht nach werde ein innovatives Medikament in Österreich derzeit nicht anders bewertet als alle anderen Medikamente: „Dies führt dazu, dass es in den Pharmaunternehmen intern schwieriger wird, Österreich beim Ranking der Länder, in denen wir das neue Arzneimittel einführen wollen, an erste Stelle zu setzen. So macht es der jetzige Kodex uns Unternehmen schwer, neue Produkte schnell zu den österreichischen Patienten zu bringen. Dabei sollte es bei der Einschätzung von Medikamenten sehr wohl auch eine Rolle spielen, welche Vorteile eine Innovation für die Betroffenen und die gesamte Gesellschaft – und letztlich für die ganze Menschheit – bringt.“ Als innovative Firma sei es der größte Wunsch von GSK, dass innovative Medizin und Therapien mehr unterstützt würden, auch in Form der Erstattung. „Hier wird es sicher spannend, wie der neue Dachverband damit umgehen wird“, so Longland abschließend.