Seit 2. April 2022 ist Neil Davidson General Manager von GlaxoSmithKline (GSK) Österreich. Das Unternehmen konzentriert sich auf vier Bereiche: Impfstoffe, Onkologie, HIV und „Specialty“-Medikamente für spezifische Patientengruppen. Hierzu gehören etwa COVID, schweres Asthma, Nasenpolypen sowie zwei seltene Erkrankungen.
Davidson sieht es als Aufgabe des Pharmaunternehmens, Wissenschaft, Technologie und Talente zu vereinen, um so Krankheiten voraus zu sein oder sogar zu verhindern. Dabei beruht die Unternehmensphilosophie laut Davidson auf folgenden Elementen: „Wir engagieren uns für die Patient:innen, das heißt, wir liefern das, was wichtig ist. Wir stellen Produkte und Unterstützungsprogramme zur Verfügung, auf deren Wirksamkeit und Effizienz man vertrauen kann. Zudem agieren wir mit Integrität und Sorgfalt.“
Hinsichtlich der Positionierung des Unternehmens hat GSK kürzlich einige Veränderungen vorgenommen. „Wir haben uns von unserem Consumer-Healthcare-Portfolio getrennt und konzentrieren uns nun voll und ganz darauf, ein innovatives Biopharma-Unternehmen zu sein. Als solches will GSK Austria Innovationen zu den Patient:innen bringen, die deren Bedürfnisse bestmöglich erfüllen. Daher arbeiten wir auch in Österreich daran, eine breite Palette an verschreibungspflichtigen Medikamenten und Impfstoffen zur Verfügung zu stellen“, erklärt Davidson. Dabei liegt es ihm sehr am Herzen, für das GSK-Team ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die Mitarbeiter:innen wohlfühlen, weiterentwickeln und engagieren können. Wesentliche Aspekte dabei sind Vielfalt und Integration. „So ist eines unserer globalen Ziele, bis 2025 in Führungspositionen einen Frauenanteil von mindestens 45% zu haben. Ende 2021 gab es hier bereits ein starkes Wachstum auf 40%. Wir sind also auf dem richtigen Weg – auch in Österreich. In unserem Unternehmen sind mehr als 55% der Führungspositionen mit Frauen besetzt“, erläutert Davidson.
Davidson ist stolz auf die Erfolge der letzten Jahre und blickt sehr positiv in die nähere Zukunft: „Seit 2017 haben wir 13 wichtige Zulassungen erhalten. Allein im Jahr 2021 kamen drei wichtige Produkte von GSK auf den Markt, darunter ein Medikament für eine therapeutische Behandlungsoption für COVID. Zudem befinden sich mehr als 60 potenzielle neue Impfstoffe und Medikamente aktuell in Entwicklung, von denen viele das Potenzial haben, die erste oder die beste Behandlung für Patient:innen zu sein. Wir wollen neue Medikamente und Impfstoffe auf den Markt bringen, die wirklich wichtig sind und das Leben der Patient:innen in Österreich entscheidend verändern. Hier zwei Beispiele dafür: Wir haben einen Gürtelrose-Impfstoff in Österreich auf den Markt gebracht sowie die Zulassung für eine lang wirkende injizierbare HIV-Behandlung erhalten, von der wir hoffen, dass sie bald in Österreich erstattet wird.“
In diesem Zusammenhang verweist er auf die globale Präsenz des Unternehmens: So erhalten beispielsweise 40% aller Kinder weltweit jedes Jahr einen GSK-Impfstoff. Und auch was den Zugang betrifft, nimmt GSK eine Vorreiterrolle ein. „Dass wir auch 2022 wieder den Access-to-Medicine-Index gewonnen haben – einen Index, der bewertet, wie die 20 führenden Pharmaunternehmen ihre Medikamente, Impfstoffe und Diagnostika in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen verfügbar machen –, zeigt, dass unser Engagement wahrgenommen wird. Und wir sind damit bereits zum achten Mal in Folge das Top-Unternehmen in diesem Index“, berichtet Davidson.
Auch die personalisierte Medizin steht im Fokus des Unternehmens. „Wir wollen die Bedürfnisse von Patient:innen erfüllen, indem wir die richtigen Therapien für die richtigen Menschen entwickeln und dafür sorgen, dass sie diese so rasch wie möglich erhalten. Daher ist es für unsere Forschung und Entwicklung von großer Bedeutung, Humangenetik, Genomik und fortschrittliche Technologien zu kombinieren, um bessere Vorhersagen darüber treffen zu können, für wen welche Behandlung funktioniert und warum. 70% unserer Forschungsziele sind aus diesem Grund genetisch validiert.“ Um personalisierte Medizin wirklich in die Tat umzusetzen, braucht es in seinen Augen eine immer bessere, schnellere und intelligentere Forschung und Entwicklung. „Dabei spielt der Einsatz von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen eine wichtige Rolle, um dem Umfang und der Geschwindigkeit dieser Entwicklung gerecht werden zu können“, so Davidson.
Ein wichtiges Ziel des Unternehmens ist es, die Überlebenschancen von Menschen mit onkologischen Erkrankungen zu maximieren. „Dabei schauen wir uns auch immer an, wie wir die onkologischen Therapien mit dem Konzept der personalisierten Medizin weiterentwickeln können, indem wir uns z.B. mit Immunonkologie, synthetischer Letalität, Zelltherapie und Tumorzell-Targeting beschäftigen. Neun onkologische Spezialtherapien befinden sich derzeit bei uns in Entwicklung“, gibt Davidson Einblick. Weiters betont er, dass es GSK auch immer ein Anliegen sei, die Patient:innen bei ihrem Umgang mit der Erkrankung zu unterstützen. Als Beispiel hierfür nennt er das Projekt „Ich und Krebs“, das GSK gemeinsam mit der Österreichischen Krebshilfe umgesetzt hat, bei dem Webcasts mit Erfahrungsberichten von Krebspatient:innen veröffentlicht werden.
Hinsichtlich Marktzugang attestiert Davidson Österreich einen schnellen Zugang zu Medikamenten, insbesondere in Krankenhäusern. Im niedergelassenen Bereich sei man hingegen manchmal nicht flexibel genug, um die Bedürfnisse von Patient:innen oder bestimmten Situationen widerzuspiegeln. Er wünscht sich daher für die Zukunft eine ganzheitliche Bewertung des Nutzens von Medikamenten durch die Kostenträger, d.h. eine Bewertung aus allen Blickwinkeln: therapeutischer Nutzen, Verbesserung der Lebensqualität sowie mögliche Kostenersparnisse im Krankenhaus oder im niedergelassenen Bereich durch den Einsatz des jeweiligen Medikaments. „Nur, wenn man all dies gemeinsam betrachtet, erfasst man den wahren Wert eines Medikaments für das Gesundheitssystem“, unterstreicht Davidson.
Die Situation für ein Pharmaunternehmen in Österreich fasst er wie folgt zusammen: „Österreich ist ein großartiger Ort, um Innovationen voranzutreiben. Aufgrund seiner geografischen Lage kann Österreich als eine Art Pilotland für den Rest Europas fungieren. Eine große Herausforderung für Pharmaunternehmen in Österreich ist der hierzulande herrschende große Preisdruck, es wird permanent Kostensenkung gefordert. Diese Herausforderung nimmt durch die aktuelle Wirtschaftskrise derzeit noch weiter zu.“
Die Vorteile des österreichischen Gesundheitssystems liegen für Davidson auf der Hand: Die Mehrheit der Bevölkerung ist versichert, der Zugang zu Krankenhäusern, medizinischem Fachpersonal und Medikamenten ist gesichert. Doch fokussiert sich seiner Meinung nach das österreichische Gesundheitswesen stark auf die Behandlung von Erkrankungen und nicht ausreichend stark auf Prävention. Besonders deutlich wird dies für ihn bei den Impfungen für Erwachsene, die vor COVID-19 kaum eine Rolle spielten, sowohl hinsichtlich Information als auch bezüglich öffentlicher Kostenübernahme: „Hier wurde bei der COVID-19-Impfung ein wichtiger Schritt nach vorne gemacht, aber es ist ein langsamer Fortschritt, den wir als GSK durch intensives Stakeholder-Engagement vorantreiben wollen, um eine Entscheidung zu beschleunigen. Denn es ist wichtig, den Wert von Impfungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Hierzu gehört auch die Diskussion über eine staatliche Kostenübernahme für empfohlene Impfungen, wie es z.B. in Deutschland der Fall ist. Impfungen sind ein Grundpfeiler moderner und widerstandsfähiger Gesundheitssysteme sowie ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Investitionen in Impfungen als Beispiel für Prävention allgemein zahlen sich daher mehrfach aus, weil sie positive Effekte auf die Gesundheit des Einzelnen, auf die öffentliche Gesundheit und auf die positive Entwicklung der Wirtschaft in Österreich und Europa haben. Investition in Prävention bedeutet Investition in die Zukunft“, so der GSK-Österreich-Geschäftsführer.