Seit 21. März 2022 ist Ramez Mohsen-Fawzi Managing Director von Janssen Austria, der pharmazeutischen Sparte von Johnson & Johnson. In seiner neuen Rolle will Mohsen-Fawzi die Führungsposition des Unternehmens in Österreich weiter ausbauen und sich u.a. auf die Entwicklung von Talenten konzentrieren. Dabei richtet sich das Unternehmen immer nach dem Credo des Gründers von Johnson & Johnson, Paul Janssen (1926–2003): „Die Patienten warten.“ Für Mohsen-Fawzi bedeutet das, dass das Unternehmen „dem Versprechen und der Verantwortung verpflichtet ist, transformative Innovationen voranzutreiben und nachhaltige Lösungen für unsere Kund:innen, Patient:innen und das Gesundheitssystem zu finden. Unser Fokus liegt auf Therapiegebieten, in denen wir etwas bewirken und dazu beitragen können, unerfüllte medizinische Bedürfnisse zu decken.“
Janssen kann auf zahlreiche Meilensteine in den letzten Jahren zurückblicken (siehe Kasten). „Die Vertiefung unserer Kenntnisse führt zu tiefgreifenden Veränderungen von Gesundheitsergebnissen, wobei einige neue Medikamente in Richtung Heilbehandlung weisen“, erläutert Mohsen-Fawzi.
Seit dem Ausbruch der Pandemie gab es bereits fünf Neuzulassungen von Janssen: Neben dem COVID-19-Impfstoff sind dies Medikamente in den Bereichen Multiple Sklerose, Lungenkrebs und multiples Myelom. Mohsen-Fawzi betont: „Janssen Austria hat während der Pandemie seine Verantwortung für die österreichische Gesellschaft wahrgenommen und eine optimale Patientenversorgung sichergestellt. Innerhalb kürzester Zeit hat Janssen ein weltweites Netzwerk von Partner:innen aufgebaut und einen Impfstoff zum Selbstkostenpreis entwickelt, der sich durch die einmalige Verabreichung und die Transport- und Lagerfähigkeit bei Kühlschranktemperaturen maßgeblich an den Anforderungen der WHO in einer akuten Pandemiephase orientierte. Selbst während der Pandemie gab es 0% Fehlmengenquote. Um all diese Meilensteine zu erreichen, investiert Janssen weltweit jährlich fast 11 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung.“
Auch in Zukunft will Janssen weiterhin in innovative Gesundheitslösungen investieren, die es den Patient:innen ermöglichen, ihr Leben zu verlängern und ihre Lebensqualität zu verbessern, sodass sie den bestmöglichen Weg zur Bewältigung ihrer Krankheit finden. Dies will das Unternehmen u.a. dadurch erreichen, indem es die enge Zusammenarbeit und den Wissensaufbau mit lokalen medizinischen Expert:innen und Universitäten weiter ausbaut: Janssen führt derzeit mehr als 30 klinische Studien in Österreich durch, von der Frühphasenforschung bis hin zu Phase-III-Studien. „Dies bedeutet auch, dass wir die medizinische Ausbildung von (jungen) Wissenschafter:innen und medizinischem Fachpersonal laufend unterstützen. Wir stehen im Dialog und in Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern, die dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung der österreichischen Gesellschaft aktiv und nachhaltig zu verbessern“, erklärt Mohsen-Fawzi.
Gefragt nach der Zukunft der personalisierten Medizin, sagt Mohsen-Fawzi, dass einerseits Krankheiten immer komplexer würden, je mehr man über sie weiß, und dass andererseits Krankheitsverläufe nicht nur mit individuellen physischen Parametern, sondern auch mit den soziodemografischen Umständen einer Person zusammenhängen. Daher ist seiner Meinung nach eine ganzheitliche Betrachtung der individuellen Situation, Bedürfnisse und Erwartungen erforderlich, um die beste Behandlungslösung zu finden. „Die personalisierte Medizin, die Diagnose- und Überwachungsinstrumente mit dem Potenzial von Arzneimitteln und Lebensstilperspektiven verbindet, gewinnt daher zweifellos an Bedeutung und Alltagspraxis und wird im Zuge der weiteren technologischen Entwicklung noch höherwertigere und intelligentere Instrumente nutzen“, ist Mohsen-Fawzi überzeugt.
Dem österreichischen Gesundheitssystem stellt Mohsen-Fawzi hinsichtlich des freien Zugangs zur medizinischen Versorgung und der hohen Qualität der Leistungen der öffentlichen Sozialversicherungen gute Noten aus. Die Erstattungsverfahren sind seiner Ansicht nach im Allgemeinen klar definiert und ermöglichen in den meisten Fällen eine zeitnahe Erledigung. „Daher nimmt Österreich in vielen Therapiebereichen als ‚Frühstarter-Land‘ eine führende Position ein“, so Mohsen-Fawzi. Doch er ortet auch Verbesserungspotenzial: „Wir sehen Unterschiede in der Geschwindigkeit und in der Bewertung von Innovationen in den verschiedenen Therapiebereichen. Wenn es etwas zu verbessern gibt, dann läge hier meiner Meinung nach ein enormer Zusatznutzen für die Patient:innen und alle Akteur:innen im Gesundheitssystem. In den letzten Jahren hat beispielsweise Frankreich erkannt, wie wichtig der Zugang zu Innovationen ist, und deshalb wurde das System in letzter Zeit verbessert, um die Erstattung zu erleichtern und zu beschleunigen.“
Damit auch in Zukunft ein nachhaltiges Gesundheitssystem bestehen bleibt, hält Mohsen-Fawzi folgende Aspekte für sehr wichtig: die rechtzeitige Bereitstellung von innovativer Medizin zur Gewährleistung einer hohen Qualität der medizinischen Versorgung sowie verantwortungsvolle und zeitgemäße Erstattungsmodelle, die sicherstellen, dass Innovationen anerkannt und vergütet werden und Investitionen in weitere innovative Pipelines gefördert werden. Die Herausforderung dabei sieht er in dem Spannungsfeld zwischen zunehmender Komplexität der Therapien und steigendem Kostendruck durch das Gesundheitssystem. Dies macht in seinen Augen eine wertorientierte Preisgestaltung durch die Pharmaindustrie und eine wertorientierte Erstattung durch die Kostenträger erforderlich: „Ein Beispiel dazu: Depression als ‚stille Pandemie‘ hat enorme Auswirkungen nicht nur auf den Einzelnen, sondern auf die gesamte Gesellschaft und die wirtschaftliche Belastung eines Landes. Kosten-Nutzen-Betrachtungen sollten sich nicht nur auf die direkten Kosten eines Medikaments beschränken, sondern eine breitere Sichtweise einnehmen, z.B. Prozesskosten für das Gesundheitssystem, Ausgaben für lange Krankschreibungen/Arbeitsunfähigkeit etc.“
Auch der verantwortungsvolle Umgang mit Daten sowie die Nutzung von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz in Forschung und Entwicklung, aber auch in der klinischen Praxis sind für Mohsen-Fawzi wichtige Punkte, mit denen sich die Pharmaindustrie in den nächsten Jahren beschäftigen müsse. „Der intelligente Einsatz von Werkzeugen, Diagnostik sowie die Verfolgung klinischer Ergebnisse wird noch mehr Wissen ermöglichen, das zu spezifischen und individuellen Behandlungen führt – die Einhaltung des Datenschutzes und der damit verbundenen Gesetze ist ein Muss“, unterstreicht Mohsen-Fawzi.
Auf die Pharmaunternehmen sieht Mohsen-Fawzi weltweit auch unternehmerische Herausforderungen zukommen, u.a. im Hinblick auf den organisatorischen Aufbau: „Das klassische Go-to-Market-Modell wird immer seltener. In der Vergangenheit gab es eine klare Ressourcenverteilung – ein Produkt bzw. eine Substanz für eine Indikation, mit schrittweiser Ausweitung. In Zukunft werden wir mit komplexeren, fließenden Entwicklungen konfrontiert sein, bei denen ein Medikament mehrere Krankheiten oder Krankheitsverläufe abdeckt. Dies wird andere Ansätze für den internen Aufbau und die Art, wie wir mit den Interessengruppen interagieren, erfordern.“
Zudem hält Mohsen-Fawzi den Aufbau von Vertrauen in die Pharmaindustrie als aktive Mitwirkende und Investorin in soliden sozioökonomischen Wohlstand für sehr bedeutend, denn „mit ihrer Expertise und ihrem Know-how leistet die Pharmaindustrie einen großen und wertvollen Beitrag für die Patient:innen, das Gesundheitssystem u
nd die Wirtschaft im Allgemeinen.“ Daher sind für ihn auch die Schaffung eines Arbeitsumfeldes, in dem sich die Mitarbeiter:innen anerkannt, geschätzt und umsorgt fühlen, Investitionen in die Aus- und Weiterbildung sowie die Ermöglichung der persönlichen Entwicklung wichtige Aspekte. „Zudem müssen wir unsere Mitarbeiter:innen dabei unterstützen, mit Unsicherheiten wie Pandemien, Klimawandel und anderen Krisen fertigzuwerden. Psychische Gesundheit und Resilienz werden noch wichtiger bei der Betreuung unserer Mitarbeiter:innen. Diese Aspekte werden auch ausschlaggebend sein, um Talente zu gewinnen und Top-Arbeitgeber:innen zu definieren“, so Mohsen-Fawzi abschließend.