KI in unserem Berufsalltag

MEDahead-Geschäftsführerin Eva Pernek (Mitte) mit Mag.a (FH) Manuela Klauser (links) und Dr.in Isabell Claus (rechts); © Foto: MEDahead

In einem sehr gut besuchten Presseclub Concordia drehte sich an diesem Abend ­alles um künstliche Intelligenz (KI). Eva Pernek, Geschäftsführerin von MEDahead, betonte in ihren Eröffnungsworten, es werde um die ganz praktische Frage gehen, „wo und wie wir KI im Berufsleben anwenden können“. Und sie hat nicht zu viel versprochen: Mag.a (FH) Manuela Klauser, Geschäftsführerin der Kreativagentur „voller ideen“, lieferte in ihrem Vortrag eine Fülle an Inspiration für den Einsatz von generativer KI im Daily Business. Anschließend ging Dr.in Isabell Claus, Geschäftsführerin von „thinkers.ai“, der Frage nach, wo die Reise von KI hingehen wird und was das für Unternehmen und Mitarbeiter:innen bedeutet.

„Powerful Generative AI“

Mag.a (FH) Manuela Klauser gab praktische Anwendungstipps für Generative KI.; © Foto: MEDahead

… unter diesem Titel startete Klauser ihre Präsentation. „Generative KI sind Computersysteme, die durch Lernen und Verarbeiten von enormen Datenmengen völlig neue, originäre Inhalte erzeugen können. Dabei unterscheidet man grob zwischen Sprach- und Bildmodellen“, erklärte sie. Ein entscheidender Faktor für die Effektivität generativer KI-Systeme sei die Qualität der Eingabeaufforderungen, also der ,Prompts‘, die Nutzer:innen bereitstellen. Effektive Prompts sollten klar und präzise formuliert sein, relevante Informationen enthalten, Kontext bieten und Schlüsselwörter enthalten. Laut Klauser sind Prompts derzeit in englischer Sprache oft effektiver als in ­deutscher. Sie empfiehlt auch, auf AI-Prompt-­Bibliotheken für vorformulierte Prompts zurückzugreifen oder diese von Prompt-Cheat-Sheets zu übernehmen.

Nützliche KI-Tools

Dr.in Isabell Claus sprach über die Rolle von KI für Unternehmen und für den Wirtschaftsstandort Europa.; © Foto: MEDahead

Anschließend nannte Klauser einige Anwendungsbeispiele für KI: „An GPT-4-Multimodalität von OpenAI (https://chat.openai.com) kommt man heute meiner Meinung nach eigentlich gar nicht mehr vorbei. Dieses KI-Modell akzeptiert mittlerweile sowohl Text als auch Bilder als Eingabe und kann daraus Kontext ableiten. Das führt zu besseren Ergebnissen und stellt eine enorme Erweiterung der Anwendungsmöglichkeiten dar.“ So kann man beispielsweise eine komplexe Abbildung hochladen und von GPT eine Beschreibung dieser Grafik anfordern. Ist die Abbildung auf Englisch, kann man sich die Beschreibung gleich ins Deutsche übersetzen lassen. Auch die Extrahierung von Inhalten aus einem Bild ist möglich, zudem können handschriftliche Notizen erfasst und in Text umgewandelt und weiterbearbeitet werden. „Dazu liefert GPT auf Wunsch Empfehlungen und Änderungsvorschläge. Das geht so weit, dass ich mir Lösungen für diverse Aufgaben liefern lassen kann, z.B. Hilfe bei einem Excel-Problem oder einer Fahrradreparatur“, berichtete Klauser.

Weitere KI-Anwendungsmöglichkeiten sind:

  • Datenanalyse und Erstellung von Abbildungen: „Man lädt die entsprechenden Daten hoch und die KI analysiert diese und erstellt sogar die gewünschten Grafiken“, berichtet Klauser.
  • Bildgenerierung, z.B. mit DALL-E 3, ebenfalls von OpenAI
  • Sprachbefehle und Voice-to-Voice am Smartphone
  • Textanalyse von PDFs oder im Browser mittels KI-Assistenten: „Man kann sich beispielsweise lange Studien direkt auf einer Website zusammenfassen und auch hier die Zusammenfassung gleich übersetzen lassen. Dies funktioniert auch bei Videos, z.B. bei langen YouTube-Videos“, erläutert Klauser.
  • Präsentationen zu bestimmten Themen mit vorgeschlagenen Texten und Bildern generieren und bearbeiten
  • Podcasts oder Videos aus Text erstellen: „Dafür kann man mittlerweile sogar die eigene Stimme klonen lassen, damit man keine Computerstimme verwenden muss“, erklärt Klauser.
  • Webseitenerstellung: „Hierfür kann ich z.B. auch ein Bild bzw. Prototypen zeichnen, wie die Website aussehen soll, und einscannen. Die KI baut das dann nach meiner Vorlage“, so Klauser.
  • Generierung von Ideen für E-Learnings

Bei all diesen Möglichkeiten gilt: „Alles, was KI liefert, muss überprüft werden! Denn KI liefert teilweise falsche Inhalte, sie kann ‚halluzinieren‘ und Fakten erfinden, wie wir alle wissen. Aber KI-Anwendungen sind sehr hilfreich für didaktische Ideen, um Grundstrukturen zu schaffen und um sich inspirieren zu lassen. Der Output muss aber immer vom Menschen kontrolliert und weiterbearbeitet werden“, betonte Klauser.

In einer anschließenden Diskussionsrunde wurden Publikumsfragen beantwortet.; © Foto: MEDahead

Notwendige Erfolgsfaktoren

Damit KI-Anwendungen in Unternehmen ­tatsächlich positive Auswirkungen haben, braucht es laut Klauser klar definierte Ziele und festgelegte Rahmenbedingungen. Zudem ist es ihrer Meinung nach sehr wichtig, dass alle im Team eingebunden und geschult werden, denn „Unbekanntes macht Angst und KI-Anwendungen sind noch sehr neu und verändern sich zudem laufend weiter“. Weiters sei die Frage des Datenschutzes im Unternehmen zu klären und auch ethische Aspekte müssen diskutiert werden. Ihr Fazit: „Es braucht viel Kommunikation und Transparenz, laufende Optimierung und die Bereitschaft, sich mit diesen neuen Anwendungen auseinanderzusetzen. Dann kann KI unseren beruflichen Alltag erleichtern und vor allem auch bereichern.“

Information ist der Schlüssel!

Im Anschluss an Klauser sprach Dr.in Isabell Claus über die Rolle, die KI für Unternehmen und für den Wirtschaftsstandort Europa spielt bzw. spielen kann oder spielen sollte. Claus unterstützt mit ihrer Firma Unternehmen dabei, wichtige Markteinblicke zu gewinnen und datenbasierte Entscheidungen treffen zu können, denn „Information is KEY!“ Sie betonte zu Beginn ihres Vortrags, dass man aus den Beobachtungen der letzten Monate wisse, dass derzeit der Wertschöpfungsbeitrag von generativer KI in Unternehmen noch eher gering sei. Dennoch werden Unternehmen in Zukunft ihrer Meinung nach nicht an KI vorbeikommen, im Gegenteil: „Die Firmen, die keine KI anwenden, werden immer weniger – und damit betrifft uns das alle in unserem Berufsleben.“ Daher plädiert Claus sehr klar für mehr Kompetenzvermittlung in Sachen Digitalisierung und KI, und das bereits in Schulen: „Hier reagiert die Politik meiner Meinung nach viel zu langsam. Dasselbe gilt hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen.“

Die Vision: Think big!

Am Ende dankte Eva Pernek den Referentinnen für die spannenden Vorträge.; © Foto: MEDahead

Wo sieht Claus nun die Vorteile von KI? – „KI ermöglicht schnellere Lösungen für große Probleme, z.B. im Energiebereich, bei der Entwicklung von medizinischen Behandlungen etc. Das ermöglicht uns ein längeres und besseres Leben.“ Doch Europa sei bei dieser rasanten Innovationsentwicklung zu langsam, unterstreicht sie. Dies sei auf strategische Probleme, überforderte Organisationen, eine kleine Tech-Industrie, wenig Wissen und viel Regulierung zurückzuführen. „Das wird zu Problemen für den Wirtschaftsstandort führen“, prognostiziert sie.

The race is on!

KI bedeutet laut Claus ein globales Rennen gegen die Zeit, gegen alte und neue Player, gegen interne Widerstände und gegen die nächste technische Disruption. „Und dieses Rennen ist bereits eröffnet“, weiß sie aus der Praxis. Um mithalten zu können, brauche es eine Veränderung des Mindsets. Grundvoraussetzung in ihren Augen: „Man sollte KI in keinem Anwendungsfeld unterschätzen, Wissen und Offenheit bezüglich KI fördern und die vorhandenen Tools häufig anwenden, um sie durch Ausprobieren kennenzulernen.“ Europa habe aufgrund seiner humanistischen Prägung die Chance, bei der Umsetzung von KI-Anwendungen im Arbeitsleben zu punkten, denn „hierzulande wollen wir die Rahmenbedingungen so strukturieren, dass KI den Menschen nutzt – aber die Frage ist: Wie kann man trotzdem ein Big Business daraus machen?“, so Claus abschließend.