Ein starker Partner für Apotheken und Industrie, ein Unternehmen von strategischer Bedeutung und ein Role Model für Compliance – alles Attribute, die der Herba Chemosan Gruppe zugeschrieben werden. Beim Manufacturer Day im September öffnete das Unternehmen seine Pforten für Industriepartner und Medienvertreter und gewährte Einblick in die Unternehmensphilosophie und in so manche Prozesse. Zahlreiche Gäste fanden sich ein, um Workshops zu „Insight Apotheke“, Combined Model und kontrollierte Distribution, Serialisierung in der Arzneimitteldistribution sowie Marketing und Compliance zu besuchen. Darüber hinaus erhielten die Teilnehmer in Kleingruppen eine Betriebsführung, bei der sie den gesamten Weg eines Arzneimittels bis zum Zeitpunkt der Auslieferung mitverfolgen konnten.
Mag. Markus Zirps und Thomas Herfort präsentierten in ihrem Workshop interessante Zahlen zum heimischen Apothekenmarkt. Das Bundesgebiet ist mit 1.350 öffentlichen Apotheken und 870 Hausapotheken abgedeckt. Die durchschnittliche öffentliche Apotheke macht pro Jahr 2,9 Mio. Euro Umsatz mit rund 6.000 unterschiedlichen Medikamenten und etwa 20.000 Packungen. Dies ergibt einen Warenlagerwert von 170.000 Euro. Eine Hausapotheke macht im Schnitt einen Jahresumsatz von 400.000 Euro, der Lagerwert liegt bei 30.000 Euro.
In den vergangenen Jahren ist die Awareness dafür, dass Apotheken vor beträchtlichen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen, gestiegen. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Entwicklung des Spannensystems. Das Segment der Hochpreiser wuchs stark an, während viele Produkte im niedrigen und mittleren Preissegment noch einmal günstiger wurden, etwa weil nach dem Freiwerden von Patenten Generika eingeführt worden sind.
Zirps und Herfort richteten die Frage an das Publikum, wie viele von 140 Millionen Packungen, die mit der Krankenkasse pro Jahr abgerechnet werden, schätzungsweise unterhalb der Rezeptgebühr liegen. Die Antwort darauf sorgte für Stirnrunzeln: 50 Millionen Packungen! Dies werde noch mehr werden, versicherten die Vortragenden, die außerdem von einer Erhöhung der Rezeptgebühr 2018 ausgehen.
Die zunehmende Breite bei billigen Arzneimitteln bedeutet für Apotheken einen steigenden Lager- und Platzbedarf. Etwas, das gerade im städtischen Bereich nicht immer umsetzbar ist. Das Wachstum bei Hochpreisern sorgt wiederum für einen hohen Zwischenfinanzierungsbedarf – Stichwort Sovaldi®. Diese Sortimentsentwicklungen stellen aber auch eine Chance dar, wenn man daraus die richtigen Konsequenzen zieht. Für Zirps und Herfort sind dies verstärkte Verkaufsaktivitäten, umfassende Beratung und eine Attraktivitätssteigerung durch optische Umgestaltungen. Teilweise sei dafür auch eine Veränderung der Gesinnung notwendig. Es sei aber gar nicht so einfach, einen Marketingplan zu erstellen, denn wie schafft man es, eine Teambesprechung dazu abzuhalten, wenn fast nie alle zum selben Zeitpunkt da sind – Stichwort Bereitschaftsdienste …
Ein ebenso aktuelles Thema sind „Direct to Pharmacy“-Lieferungen. Die Direct-to- Pharmacy Distribution (DTP) hat zwar für Hersteller den Vorteil einer transparenten Logistik, der Nachteil liegt jedoch auf der Hand: Die Lieferung ist wesentlich langsamer als jene des spezialisierten Großhandels mit einem flächendeckenden Logistiknetzwerk.
„Auch für die Apotheke ist es unbequem, gesonderte Bestellungen absetzen und Lieferungen entgegennehmen zu müssen“, erklärte Mag. Annemarie Seeburger, Leitung Procurement bei Herba Chemosan. Gemeinsam mit Mag. Andreas Cmolik, Leitung Sanova Logistics 360°, stellte sie im Workshop „Kontrollierte Distribution und Combined Model“ eine in Österreich einzigartige Lösung vor: Das Combined Model von Herba und Sanova bietet die Vorteile des Großhandels und des DTP in Kombination: transparent, schnelle Verfügbarkeit, üblicher Bestellvorgang für die Apotheker, Lieferung mit der Großhandelsbestellung und faire Zahlungskonditionen. Nicht zuletzt besteht ein weiterer Vorteil darin, dass auf diese Medikamente bei Bedarf im Rahmen des 24/7-Notfallprogramms von Herba Chemosan auch außerhalb der Geschäftszeiten zugegriffen werden kann. Damit kann Medikamentenengpässen vorgebeugt werden.
Bei all diesen Herausforderungen sind starke Partner wichtig – Partner wie Herba Chemosan und Sanova. Die Herba Chemosan Gruppe bietet ein großes Zentrallager und kann nahezu jeden Bedarf abdecken. Der Servicelevel beträgt 99,8%, und das bei hoher Geschwindigkeit. In Österreich gibt es sieben Niederlassungen. Wenn es irgendwo einen Notfall gibt, kann die Firma in kurzer Zeit in jedem Krankenhaus und jeder Apotheke sein. Sie wird daher vom Bundesministerium für Gesundheit auch als „Unternehmen von strategischer Bedeutung“ eingestuft.
Ein Motto des Unternehmens: Begleitung vom Studium bis zur Betriebsübergabe. Neben den Basisthemen des Großhandels werden viele weitere Aspekte abgedeckt: Apotheken-EDV, Warenwirtschaft, Inventurservice, elektronisches Suchtgiftbuch, Containerservice für Umbauten sowie individuelle Marketinglösungen für Industriepartner wie auch Apotheken. Inwiefern diese ein Erfolgsfaktor für die Differenzierung zum Mitbewerb sind, wurde in einem weiteren Workshop von Mag. pharm. Andreas Scerbe-Saiko, Leitung Apothekenservices, Unternehmensmarketing und Kommunikation, und Mag. Birgit Weber, Leitung Beschaffung Arzneimittel und Industrie Services, präsentiert. Aufgrund der Tatsache, dass die Mitarbeiter lange im Unternehmen bleiben (siehe Kasten), bilden sie auch eine langjährige gute Beziehung zu Kunden aus und stehen als wirtschaftlich kompetente Partner an ihrer Seite.
Herba Chemosan gilt als Role Model, wenn es um das Thema Compliance geht. Im Rahmen des Manufacturer Day informierte Compliance Officer Mag. Thomas Schellander, Leiter der Rechtsabteilung, über die Umsetzung der Richtlinien. Der studierte Jurist ist selbst ein gutes Beispiel für die Treue der Mitarbeiter zum Unternehmen, denn er ist bereits seit 1994 für die Firma tätig. Schellander führte aus, wie sehr sich das Bewusstsein für den Bereich der Compliance in den vergangenen Jahren verschärft hat.
Das Compliance-Management-System besteht aus drei starken Säulen:
Bei letzterem Punkt trennt sich laut Schellander „die Spreu vom Weizen“, denn das System nutze nichts, wenn dann bei einem Fehlverhalten nicht richtig und konsequent gehandelt werde. Jeder im Vorstand und im Management solle außerdem ein Vorbild für seinen Bereich sein – ganz nach dem „Walk-the-talk“-Prinzip. In den vergangenen Jahren hat Herba Chemosan 350 Mitarbeiter in Präsenzschulungen auf das System eingeschworen. Die Schulungen dauerten teilweise vier Stunden – ein außergewöhnlicher Zeitraum. Eine große Herausforderung für das Unternehmen ist die Umsetzung der europäischen Datenschutzverordnung bis Mai 2018, die eine komplette Umgestaltung im Datenschutz in ganz Europa bringt. Wie am Manufacturer Day zu erfahren war, ist man jedoch guten Mutes, im Mai 2018 bestens aufgestellt zu sein.
Nach vielen interessanten Informationen über das Unternehmen und den Arzneimittelmarkt sowie einem spannenden Betriebsrundgang konnten die Gespräche im Rahmen des abendlichen Get-together bei einem Flying Buffet fortgesetzt werden.
Die Herba Chemosan Apotheker-AG beschäftigt österreichweit rund 900 Mitarbeiter aus 12 Nationalitäten, 56% sind Frauen. Bemerkenswert ist die lange Unternehmenszugehörigkeit der Mitarbeiter: Im Schnitt sind dies 14 Jahre!