Die GPMed ist ein wissenschaftliches Forum für Ärzt:innen, Wissenschafter:innen und Gesundheitsberufe aus Akademie, Industrie, Behörden und anderen Institutionen, die sich mit der klinischen Entwicklung von Arzneimitteln auseinandersetzen. Neben dem operativen Bereich widmet sich die GPMed seit einigen Jahren auch intensiv dem Bereich Medical Affairs: 2019 wurde der „Medical Affairs Circle“ innerhalb der GPMed gegründet.
PHARMAustria: Was ist der Medical Affairs (MA) Circle der GPMed genau?
Dr. Dejan Baltic: Zum MA Circle gehören derzeit 16 Mitglieder aus österreichischen Niederlassungen globaler pharmazeutischer Unternehmen, die sich viermal im Jahr treffen. Die besprochenen Themen umfassen dabei die Rolle von Medical Affairs im Bereich der Arzneimittelentwicklung und forschung, das Zusammenspiel mit anderen Bereichen innerhalb der pharmazeutischen Industrie sowie die Kommunikation und Kooperation mit Vertreter:innen des Gesundheitssystems und der medizinischen Wissenschaft. Der MA Circle dient somit als Plattform für produktiven Austausch über diverse Themen aus dem Medical-Affairs-Bereich.
Mag. Bernhard Mraz: Medical Affairs ist heute ein eigenständiger Bereich mit einer wesentlichen Funktion innerhalb der pharmazeutischen Industrie und des Gesundheitssystems. Als Bindeglied zwischen Forschung & Entwicklung und dem Verfügbarmachen der entwickelten Medikamente für Patient:innen kommt Medical Affairs eine zentrale Rolle zu.
Mraz: Der MA Circle der GPMed hat bisher drei Projekte erfolgreich umgesetzt: In unserem ersten gemeinsamen Projekt haben wir einen Überblick über die zahlreichen Berufsbilder innerhalb von Medical Affairs geschaffen. Denn die Bandbreite der Agenden von Medical-Affairs-Themen ist sehr umfangreich. Als eines von wenigen Berufsbildern ist Medical Affairs in den kompletten Produktlebenszyklus eingebunden: von den ersten klinischen Phase-I-(„First in Man“-)Studie über die weitere klinische Forschung & Entwicklung bis hin zur Zulassung und auch weit über den Patentverlust hinaus. Es war das erste Mal, dass wir uns als Medical-Affairs-Vertreter:innen der pharmazeutischen Industrie Gedanken dazu gemacht haben und Empfehlungen zu Berufsbildern in unserem Tätigkeitsbereich erarbeitet haben. Dies soll die Anforderungen an diese Berufsbilder einheitlich definieren und dadurch zu einer Stärkung der Rollen beitragen. Durch die Veröffentlichung dieser Empfehlungen wollen wir eine Breitenwirkung erzielen und diese Berufsbilder für Angehörige der medizinischen Fachkreise wie auch für potenzielle Bewerber:innen bekannt machen. Die Rollenbilder sind auf der Homepage der GPMed publiziert.
Baltic: Aus diesem Projekt haben sich dann zwei Folgeprojekte ergeben. Das erste davon ist ein gemeinsamer Universitätslehrgang der GPMed in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Wien.
Baltic: Der gemeinsame Universitätslehrgang der GPMed und der Medizinischen Universität Wien (MUW) dient der Ausbildung von Personen, die seit Kurzem im Bereich Medical Affairs arbeiten oder sich mit dem Gedanken tragen, den Karriereweg in Richtung Medical Affairs einzuschlagen. Der Kurs vermittelt in zwei Teilen alle wesentlichen Aspekte des Bereichs Medical Affairs und dessen Schnittstellen zu anderen firmeninternen Abteilungen wie etwa Arzneimittelsicherheit oder Market Access. Die Vortragenden stammen aus dem Medical Affairs Circle der GPMed, von der MUW bzw. aus den entsprechenden Abteilungen einzelner Unternehmen. Daher sind alle Kursinhalte sehr praxisnah gehalten und die Vortragenden greifen auf einen breiten Erfahrungsschatz zurück. Kursbegleitend erarbeiten die Teilnehmer:innen unter Anleitung individuell je einen Medical-Affairs-Plan. Die beiden Kursteile bzw. -wochen bauen aufeinander auf und sind auch einzeln buchbar. Für die erfolgreiche Absolvierung des Lehrgangs werden insgesamt 5 ECTS-Punkte angerechnet. Dieser Kurs wurde bisher bereits zwei Mal erfolgreich abgehalten und findet alle zwei Jahre statt.
Mraz: In unserem dritten erfolgreichen Projekt haben wir uns dem Thema „Medical Key Performance Indicators“ gewidmet. Vor allem im Bereich Medical Affairs ist es schwierig, quantitative Messgrößen für großteils hochqualitative Arbeit zu definieren. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Tätigkeiten von Medical Affairs – ebenfalls aufbauend auf den Berufsbildern – zu kategorisieren. Für jede Kategorie haben wir definiert, welcher Impact durch diese Tätigkeiten erreicht werden soll und wie dieser messbar gemacht werden kann. Die Ergebnisse sind ebenfalls auf der Homepage der GPMed nachzulesen.
Baltic: Derzeit fokussieren wir uns auf die Erarbeitung von Kriterien für Fair-Market-Value-Prinzipien. Auch hier hat jedes Unternehmen eigene Vorstellungen und Standards. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sich diese Unternehmen – in Ermangelung von Alternativen – an zugekauften internationalen Benchmarks orientieren. Es ist unser Ziel, hier entsprechende österreichische Benchmarks bzw. Standards zu erarbeiten, welche letztendlich den Unternehmen gleichermaßen zugutekommen sollen.
Vielen Dank für das Gespräch!