Der Bereich Pflege und die darin tätigen professionellen Pflegepersonen brauchen ein neues Image, waren sich die Teilnehmerinnen der Veranstaltung einig. Mehr Wertschätzung für einen gesellschaftlich höchst relevanten Beruf sowie eine stärkere Vermittlung nach außen, wie erfüllend dieser Beruf ist, waren wesentliche Punkte, die bei der Veranstaltung im Presseclub Concordia in Wien angesprochen wurden. Denn es muss ein gesellschaftspolitisches Ziel sein, eine ausreichende Anzahl und gut ausgebildete Pflegekräfte zu haben, so die Anwesenden unisono.
Fiona Fiedler, BEd, Abgeordnete zum Nationalrat, NEOS, eröffnete den Abend mit ihrem Impulsreferat zum Thema „Pflege-Image? – Image-Pflege!“. Sie sieht zu wenig Personal im Pflegebereich sowie ausgelaugte Pflegekräfte als die derzeit vorherrschenden Probleme. „Das ist doch kein attraktives Image der Pflege, das ermuntert doch keinen jungen Menschen, in diesen Beruf zu gehen“, ist Fiedler überzeugt. Sie wünscht sich, dass der Pflegebereich wieder als interessantes und sinnstiftendes Berufsfeld ins Bewusstsein gebracht wird. Die aktuelle Pflegereform sieht Fiedler als ersten wichtigen Schritt, der aber noch lange nicht ausreicht. Positive Punkte der Pflegereform sind für sie die Erst- und Weiterverordnung von Medizinprodukten durch den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Pflegegeldersteinstufung auch durch diplomierte Pflegekräfte.
Fiedler weist zudem darauf hin, dass Prävention auch in Bezug auf eine Entlastung des Pflegebereichs relevant sei, denn „wer lange gesund bleibt, braucht später weniger Unterstützung durch Pflegekräfte. Gesundheitsprävention sollte daher bereits im Schulumfeld beginnen und auch hier könnten Pfleger:innen – wie z.B. die ,School Nurses‘ in Wien – eingesetzt werden“, erklärt sie.
Auch Mag.a Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV), forderte in ihrem Vortrag „Unterschätzte Verantwortung – was Pflege leistet!“ mehr Wertschätzung für die Leistung des professionellen Pflegeberufes. Ihr liegt es sehr am Herzen, die Rahmenbedingungen für alle im Pflegebereich zu verbessern – nicht nur für jene im gehobenen Dienst mit dem diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, sondern auch für die Pflegeassistent:innen und Pflegefachassistent:innen. „Gerade im extramuralen Feld haben wir einen enormen Druck in Richtung Quantität, das heißt, es wird den Pflegekräften immer mehr zugemutet. Dafür gibt es in Österreich für akademisierte Pflegekräfte eigentlich keine Einsatzgebiete in der Betreuung von Patient:innen; wer sich in der Pflege akademisiert, kommt zwangsläufig in Berufsfelder abseits der Patientenbetreuung. Das müssen wir ändern“, fordert Potzmann. Der Ansatz, immer schneller Pflegekräfte ausbilden zu wollen, um mehr Personal zu haben, geht in ihren Augen derzeit zu oft zulasten der Qualität. „Das ist auch etwas, das sicher dem Image nicht zuträglich ist“, betont sie.
Im derzeitigen Entwurf 2 der Pflegereform sieht Potzmann durchaus Ansätze, Pflegepersonen zu entlasten, z.B. Vereinfachungen der Nostrifikation, die den Zugang für ausländische Pflegekräfte erleichtern werden. Dass die Ersteinstufung bezüglich Pflegegeld laut Pflegereform in Zukunft von Pflegekräften durchgeführt werden darf, ist für Potzmann höchst an der Zeit. Und sie ergänzt: „Auch die Erst- bzw. Weiterverordnung wird zu Recht in die Hände der Pflegekräfte gelegt, denn diese erwerben in ihrer Ausbildung die dafür notwendigen Kompetenzen.“
Alle diese Faktoren werden ihrer Meinung nach dazu beitragen, einige der Hürden im System abzubauen, und das Image der Pflege verbessern. „Denn alle Menschen haben das Recht auf professionelle Pflege und professionelle Pflegekräfte sowie pflegende Angehörige das Recht auf Unterstützung“, so Potzmann abschließend.
Karin Eder, BSc, MSc, Demenzexpertin, Pflegedienstleitung „Häuser zum Leben“, widmete sich in ihrem Impulsreferat der Frage „Pflegefortbildung, quo vadis?“. In der heutigen Zeit, in der Wissen eine sehr kurze Halbwertszeit hat, weil es sehr schnell zu neuen Erkenntnissen und Entwicklungen kommt, sei Fortbildung auch in der Pflege von sehr großer Bedeutung. „Auch für unseren Berufszweig gibt es immer wieder neue Inhalte, die vermittelt werden müssen. Daher ist die Pflegeaus- und -fortbildung so wichtig! Wie sich diese Bereiche entwickeln müssen, damit wir diesen Anforderungen weiterhin gerecht werden, ist daher ein Aspekt, mit dem wir uns ebenfalls beschäftigen müssen. Wir brauchen qualitativ hochwertige Fortbildungsangebote für Pflegekräfte, die niederschwellig angeboten werden, wie dies z.B. bei Quen, der Fortbildungsplattform für Pflege und Arztassistenz, der Fall ist. Auch damit unterstützen wir Pflegekräfte, ihren Beruf kompetent ausüben zu können“, betont Eder.
Neben Präsenzfortbildungen hält sie auch Online-Angebote für wichtig, da diese von den Teilnehmer:innen örtlich unabhängig absolviert werden können. Zudem fordert Eder auf politischer Ebene eine Förderung von Aus-, Fort- und Weiterbildungen im Pflegebereich sowie eine (Mit-)Finanzierung der Arbeitgeber:innen. „Nicht zuletzt wäre auch mehr Industriesponsoring von Pflegefortbildungen wünschenswert. Unternehmen vergessen leider oft, dass Pflegekräfte wichtige Entscheidungsträger:innen sind – und daher auch für sie eine wertvolle Zielgruppe“, unterstreicht Eder. Dass der ÖGKV sich um die Qualitätskontrolle der Fortbildungen kümmert, findet sie sehr begrüßenswert, sie würde sich aber grundsätzlich mehr gesetzliche Regelung der Pflegefortbildung wünschen, wie es beispielsweise bei den Ärzt:innen der Fall ist. „Auch das würde das Image der Pflege verändern“, ist sie überzeugt.