Neu: Circle für Study Coordinators und Study Nurses

Als wissenschaftliches Forum für Ärzt:innen, Wissenschafter:innen und andere Gesundheitsberufe ist es der GPMed, der Gesellschaft für Pharmazeutische Medizin, ein Anliegen, auch die Study Coordinators und Study Nurses zu vernetzen und deren Interessen zu vertreten. Daher hat die GPMed neben den bisherigen drei Circles – Clinical Operations Circle, Medical Affairs Circle und Research Innovation Circle – einen vierten Circle gegründet:
Der Circle für Study Nurses und Coordinators zielt darauf ab, die Clinical Study Coordinators und die Clinical Study Managers zusammenzubringen und miteinander zu vernetzen. Geleitet wird der neue Circle von Ingeborg Brandl, Head Study Nurse beim Studienteam Brustgesundheit, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, und Sabine Embacher-Aichhorn, Leiterin des Kompetenzzentrums für Klinische Studien (KKS), Medizinische Universität Innsbruck.
PHARMAustria hat mit den beiden über ihre Ziele und Visionen bezüglich des neuen GPMed Circles gesprochen.

PHARMAustria: Wie kam es zur Gründung des neuen GPMed Circles? Was sind die Inhalte, mit denen sich dieser beschäftigen wird?

Ingeborg Brandl, Head Study Nurse beim Studienteam Brustgesundheit, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien; © privat

Ingeborg Brandl: Dieser Circle wurde auf Anfrage von Bernhard Mraz, dem Präsidenten der GPMed, ins Leben gerufen, da sowohl die Study Nurses als auch die Study Coordinators bisher keine Plattform hatten, über die sie sich austauschen bzw. über die sie Informationen beziehen können. Das futuristische Ziel ist eine einheitliche Ausbildung und ein einheitliches österreichweites Niveau. Primär ist angedacht, eine Plattform für Fragen zu etablieren, aus der dann in weiterer Folge Themen zur Bearbeitung entstehen sollen.

Sabine Embacher-Aichhorn, Leiterin des Kompetenzzentrums für Klinische Studien (KKS), Medizinische Universität Innsbruck; © christophascher.at

Sabine Embacher-Aichhorn: Study Coordinators und Study Nurses arbeiten in Österreich großteils in prekären Dienstverhältnissen. Oftmals ist ihr Vertrag nur auf 6 oder bestenfalls 12 Monate abgeschlossen, die Information, ob es eine Verlängerung des Dienstverhältnisses gibt, erhalten sie oft nur wenige Tage bzw. Wochen vor Auslaufen der Befristung, und sobald die Kettenvertragsregelung ausgeschöpft ist, ist eine Weiterbeschäftigung an der Universität nicht mehr möglich. Auch das Gehalt ist – je nach Möglichkeiten der einzelnen Studiengruppen – eher schlecht eingestuft. Damit diese Rahmenbedingungen verbessert werden, braucht es eine Plattform, auf der sich Study Coordinators und Study Nurses austauschen und gemeinsam nach außen präsentieren können. Daher bin ich der Anregung der GPMed zur Gründung eines eigenen Circles gerne gefolgt. Einige Institutionen haben bereits Veränderungen der Arbeitsbedingungen etabliert, indem zum Beispiel eine unbefristete Anstellung angeboten und auch das Gehalt entsprechend der Qualifikation verbindlich eingestuft wird. Bei uns am KKS der MedUni Innsbruck konnten wir dadurch beispielsweise die Bewerbungszahl für Studienkoordinator:innen deutlich erhöhen – von 3 Ende 2022 auf 23 im August 2024!

Was sind die Ziele des Circles für Study Nurses und Coordinators?

Brandl: Das Ziel ist in meinen Augen eine bessere Vernetzung untereinander, um einen Überblick über das Arbeiten in den einzelnen Zentren zu erhalten. Unsere Vision ist eine einheitliche Ausbildung und eine österreichweite gleiche Entlohnung.

Embacher-Aichhorn: Unser Ziel ist es, verbesserte Rahmenbedingungen für Studienkoordinator:innen und Study Nurses an allen Einrichtungen in Österreich zu ermöglichen. Zudem streben wir eine vereinheitlichte Ausbildung an, deren Schwerpunkte, Dauer und Bestandteile es festzulegen gilt. Zudem soll der Austausch dieser Berufsgruppen untereinander sowie mit anderen verwandten Berufen gefördert werden. Wir würden uns über eine Unterstützung der Pharmaunternehmen sehr freuen, denn diese würden von den angestrebten verbesserten Rahmenbedingungen profitieren. So kämen beispielsweise langfristig beschäftigte Study Coordinators und Study Nurses mit ihrem Wissen und als kontinuierlich verfügbare Ansprechpartner:innen auch der Pharmabranche zugute.

Wie sollen diese Ziele umgesetzt werden?

Brandl: Die Umsetzung wird sicher nicht von heute auf morgen möglich sein. Als ersten Schritt gilt es den Circle publik zu machen und Kolleginnen und Kollegen zur Mitarbeit zu motivieren, um so einen Grundstock aufzubauen. In weiterer Folge kann man dann mit Fortbildungen und Gesprächen versuchen, ein einheitliches Niveau anzustreben. Doch das sind Zukunftsvisionen. Zuerst gilt es, Menschen zu finden, die mitmachen wollen. Dann können wir über alles andere reden.

Embacher-Aichhorn: Ich sehe ebenfalls die Information aller Studienkoordinator:innen und Study Nurses als wichtigen ersten Schritt. Es gilt zu kommunizieren, was möglich ist, quasi „Best-Practice-Beispiele“ für Rahmenbedingungen zu präsentieren, um dadurch Veränderungen im System anzustoßen. Zudem soll der Circle für Study Nurses und Coordinators mit dem Clinical Operations Circle der GPMed in Abstimmung ­stehen, um die anderen Stakeholder zu informieren, welch wichtige Rolle Studienkoordinator:innen und Study Nurses innehaben. Denn wie gesagt: Die Förderung von Austausch ist eines der wichtigsten Ziele unseres Circles.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf das Dachsymposium für klinische Prüfungen im DACH-Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz) hinweisen, das alle zwei Jahre abgehalten wird. Heuer hat es in Berlin stattgefunden, 2026 ist Innsbruck der Ort des Geschehens, voraussichtlich im September. Hier wird auch die Weiterbildung für Study Coordinators und Study Nurses ein wichtiger Bestandteil sein – und natürlich auch der Austausch im Vordergrund stehen!

Vielen Dank für das Gespräch!