Neue Chefin für die Apotheker

Mehr als 90% der Beschäftigten in Apotheken sind Frauen. Der hohe Anteil an weiblichen Beschäftigten erklärt sich unter anderem durch die gute Kombinierbarkeit von Beruf und Familie. Viele Frauen passen das Ausmaß ihrer Arbeitsstunden der aktuellen Familiensituation an und können das Dienstausmaß auf minimal 8 Wochenstunden reduzieren und später auch wieder erhöhen. Durch diese moderne Teilzeitregelung sind Frauen kontinuierlich in den Arbeitsprozess integriert. Dennoch hat es bis Juni dieses Jahres gedauert, ehe erstmals eine Frau an die Spitze der Apothekerkammer kam: Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker haben für die Funktionsperiode 1. Juli 2017 bis 30. Juni 2022 zum ersten Mal eine Frau zur Präsidentin gewählt. Die oberösterreichische Apothekerin Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr ist neue Apothekerkammerpräsidentin und vertritt somit künftig die 6.000 angestellten und selbstständigen Apothekerinnen und Apotheker in den mehr als 1.400 Apotheken in Österreich.

Apotheken als bedeutender Baustein der Gesundheitsversorgung

Bereits einen Tag nach ihrer Wahl gab die neue Kammerpräsidentin beim traditionellen Sommergespräch der Apothekerkammer Oberösterreich in Linz einen ersten Einblick in ihre Pläne und Vorstellungen. „Die Apothekerschaft mit all ihren fachlich kompetenten Persönlichkeiten ist ein bedeutender Baustein in der Gesundheitsversorgung. Das reicht von der Prävention über die frühe Diagnose bis zum Therapiemanagement und zur strukturierten Betreuung chronisch Kranker. Die Menschen brauchen vor Ort Ansprechpartner mit hoher Kompetenz, denen sie auch vertrauen“, so Mursch- Edlmayr. Angetreten ist die Kammerpräsidentin mit einem Team – und sie sieht sich auch als Teamplayerin. Mit an Bord sind eine Gruppe von Apothekerinnen und Apothekern sowie einige Präsidenten aus den Bundesländern, die sich seit mehr als einem Jahr bemühen, die Initiative zu ergreifen. Der Tenor: Es gebe Entwicklungen, die die Apotheken nicht zuversichtlich stimmen und wo Handlungsbedarf für die Apotheker besteht.

Beherzt neue Wege beschreiten

„Die Apotheke geht nicht nur mit der Zeit, sie passt sich auch den spezifischen Anforderungen des heimischen Gesundheitssystems dynamisch an und bildet so einen wichtigen Eckpfeiler für die Versorgung der österreichischen Bevölkerung“, sagte Mursch-Edlmayr im Rahmen der Linzer Sommergespräche. Allerdings stehe das Gesundheitswesen auch vor enormen Herausforderungen und Kosten, weil die Menschen älter werden, Krankheiten zunehmen, die Anforderungen an die Gesellschaft steigen und mit ihnen auch die Kosten, betonte sie bereits im Vorfeld der Wahl mehrfach. „Wenn wir davon ausgehen, dass etwa die Spitalsausgaben linear steigen, gleichzeitig auch die Kosten für die ärztliche Leistung linear steigen und ebenso die Arzneimittelkosten, dann gibt es eine Branche im Gesundheitswesen, in der der Ertrag in einem besorgniserregenden Ausmaß linear fällt. Und das sind die Apotheken.“ Nicht zuletzt deshalb will Mursch-Edlmayr die Zukunft der Apothekerschaft aktiv gestalten. „Wir wollen nicht länger zuschauen und jammern, sondern beherzt neue Wege beschreiten.“

Netzwerkerin mit Expertise und Engagement

Die neue Kammerpräsidentin gilt als engagierte Kämpferin. Im Laufe der Jahre hat sie auch ein sehr gutes Netzwerk zu allen Parteien und den Systempartnern aufgebaut. Bei der Veranstaltung in Linz war daher das „Who’s who“ der heimischen Gesundheitspolitik vertreten und Finanzminister Hans-Jörg Schelling hielt den Eröffnungsvortrag. Und entsprechend waren auch die Reaktionen zu ihrer Wahl: Mit Ulrike Mursch-Edlmayr stehe der Apothekerkammer eine Standespolitikerin vor, die sich schon bisher mit voller Kraft und viel Expertise in das österreichische Gesundheitssystem und in die Betreuung der Patienten eingebracht habe, sagte etwa Dr. Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. „Ulrike Mursch-Edlmayr ist eine ausgewiesene Kennerin des österreichischen Gesundheitswesens. Die Österreichische Apothekerkammer hat mit ihr gewiss eine kompetente, erfahrene und zielstrebige Präsidentin an der Spitze“, betonte auch Mag. Martin Munte, Präsident der Pharmig, und Generalsekretär Dr. Jan Oliver Huber ergänzte: „Mit ihrem ,Salon A‘ hat sie bereits vor Jahren eine äußerst wertvolle Plattform initiiert, über die Probleme und Handlungsoptionen aufgezeigt werden.“ Dr. Andreas Windischbauer, Präsident des Großhandelsverbandes PHAGO, attestierte ihr wiederum „einen weiten Horizont“.

Das Ziel: die Apothekerschaft stärken

Die Punkte, die Mursch-Edlmayr für ihre Arbeit besonders wichtig sind: eine stärkere Positionierung der Apothekerschaft in Österreich und mehr Wertschätzung. Man nehme die Apotheker als zu selbstverständlich wahr, und das sei zu wenig, so Mursch- Edlmayr. Sie will zudem, dass die Apotheken ein stärkerer Player im Gesundheitswesen werden. Man wolle eine gesicherte Ertragslage für die Apotheken und brauche auch wirtschaftliche Perspektiven für die Zukunft. Und man wolle partnerschaftliche Zusammenarbeit – durch Kommunikation, durch Service und durch Transparenz. Innerhalb der Standesvertretung gehe es ihr um ein Miteinander von selbstständigen und angestellten Apothekerinnen und Apothekern „als echte Erfolgspartnerschaft, mit der wir unsere Position nachhaltig verankern. Wir sind nur so stark wie jedes einzelne Mitglied. Und deshalb brauchen wir auch ein partnerschaftliches Arbeiten.“ Das gelte auch für die Selbstständigen: „Die Größeren müssen die Kleineren mitnehmen und ihnen helfen. Wir brauchen alle, um unsere Zukunft aktiv gestalten zu können.“

 

Zur Person

Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr (58) ist selbstständige Apothekerin in Neuzeug, Oberösterreich. Sie ist seit Jahren in der Standespolitik aktiv und seit 2012 Präsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich. Mit Dr. Mursch-Edlmayr steht erstmals in der 70-jährigen Geschichte der Apothekerkammer eine Frau an der Spitze.