In der Sozialversicherung ist die Sozialpartnerschaft zurück. Statt des FPÖ-Mannes Matthias Krenn, der 2020 im Zuge der türkis-blauen Kassenreform ins Amt gehievt wurde, übernahm mit Februar 2025 mit Mag. Peter McDonald (51) ein langjähriger ÖVP-Mann, sozialisiert im Wirtschaftsbund, die Co-Obmannschaft in der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), abwechselnd mit dem SPÖ-Arbeitnehmervertreter Andreas Huss. McDonald ist damit bereits der dritte ehemalige Kassenfunktionär und Sozialpartnervertreter, der in die Kassen zurückgekehrt ist – nach dem SPÖ-Mann Mag. Jan Pazourek, der Büroleiter im Dachverband der Sozialversicherungen wurde, und Dr. Alexander Biach, der im Vorjahr zum neuen Generaldirektor der Sozialversicherungsanstalt der Selbstständigen bestellt wurde.
McDonald war 2015 und 2016 unter Reinhold Mitterlehner Generalsekretär der Volkspartei. Er kommt aus dem Wirtschaftsbund und fungierte von 2011 bis 2014 als stellvertretender Obmann der damaligen Sozialversicherungsanstalt der Gewerblichen Wirtschaft (heute SVS). 2014 stieg er zum Vorsitzenden des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger auf. Nach seiner Zeit als ÖVP-Generalsekretär war er Vorstand bei Johnson & Johnson Medical und Präsident der Sportunion Österreich. Dort hat er in den vergangenen Jahren auch sein Herz für Gesundheitsprävention voll eingebracht.
Der neue ÖGK-Arbeitgeberobmann Peter McDonald brennt für Sport und Prävention.; © Sportunion Österreich
Der Oberösterreicher mit irischen Wurzeln – sein Vater stammt von der grünen Insel – ist in Rutzing (300 Einwohner) bei Hörsching aufgewachsen und kam bereits mit 6 Jahren zum Fußballverein. „Mein erstes Lebensdrittel war es, im Fußball erfolgreich zu sein, dann die Johannes Kepler Universität als oberster Studierendenvertreter weiterzuentwickeln und danach als Chef der Sozialversicherung mehr Eigenverantwortung in das Gesundheitswesen zu bringen“, sagt er selbst. Studiert hat McDonald Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Strategic Management und Marketing. Das politische Handwerk gelernt hat er vom langjährigen Wirtschaftsbund- und Wirtschaftskammer-Spitzenvertreter Karlheinz Kopf. Von ihm übernahm er es auch, sich eher im Hintergrund zu halten und von dort aus zu steuern. So warfen ihm auch ÖVP-Funktionäre vor, dass er in seiner Zeit als Generalsekretär wenig öffentlich in Erscheinung getreten ist. Und auch im Vorstand von Johnson & Johnson Medical ging er nur wenig in die Öffentlichkeit.
Ganz anders war das allerdings bei seinem Lieblingsthema Sport: Als Präsident der ÖVP-nahen Sportunion Wien kämpfte er für die Öffnung öffentlich finanzierter Sportstätten für Vereine und engagierte sich für die Interessen der Sportlerinnen und Sportler gegenüber der Politik. „Shape the future of health care and sports“, vor allem für Kinder und Jugendliche, formuliert der Vater von fünf Kindern (25, 23, 20, 17 und 5 Jahre) ein Prinzip. Nicht zuletzt dafür engagiert er sich auch als Vizepräsident in der Bundessportorganisation Sport Austria für den Breitensport.
McDonald ist als Vizepräsident der Bundessportorganisation Sport Austria immer eng mit der Politik in Kontakt.; © Verena Lepuschitz
„Österreich ist ein Sportvereinsland – 15.000 Vereine und eine halbe Million Ehrenamtliche, die diese am Laufen halten. Wenn man das durchrechnet, sind es im Schnitt acht Sportvereine pro Gemeinde“, rechnet er vor. Bewegung und Sport seien eine sehr adäquate Antwort auf sehr viele Fragen und Herausforderungen in Bereichen wie Integration, Spaltung der Gesellschaft, psychische und physische Gesundheit oder Überlastung des Gesundheitswesens. „Deswegen müssen wir alles tun, um unsere Sportvereinslandschaft sowie Bewegung in Österreich zu fördern. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Sport nicht nur gesünder macht, sondern auch schlauer. Die Lebenserwartung in Österreich ist sehr hoch, während unsere Gesundheitserwartung unterdurchschnittlich ist. Wir schenken also gesunde Jahre her“, so McDonald.
Für Aufsehen sorgte im abgelaufenen Jahr auch eine Debatte über extern erhobene Plagiatsvorwürfe des selbst ernannten „Plagiatsjägers“ Stefan Weber im Hinblick auf McDonalds Diplomarbeit „Unternehmenskultur als Wettbewerbsvorteil höherer Ordnung“. Die Johannes Kepler Universität Linz stellte das Verfahren allerdings ein: „Das eingeholte Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass in der Arbeit zwar tatsächlich an einigen Stellen Zitate fehlen oder zumindest unsauber zitiert wurde, was an sich den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis zuwiderläuft. Diese Mängel betreffen jedoch laut Gutachten nur einen unwesentlichen Teil der Arbeit und lassen keine Täuschungsabsicht, sondern allenfalls eine zum Teil schlampige beziehungsweise ungenaue Arbeitsweise erkennen.“
Sehr genau arbeitet der neue Kassenobmann allerdings seit Jahren im Gesundheitsbereich: In seiner Zeit im Wirtschaftsbund war er etwa beim damaligen Reformverhandler Karlheinz Kopf das Gegenüber von Jan Pazourek, der an der Seite von Arbeitnehmervertreter Franz Bittner verhandelte. Die Situation gleicht heute jener der Jahres 2008 – auch damals standen die Gebietskrankenkassen wie heute die ÖGK vor einer wirtschaftlich angespannten Situation, steigenden Verlusten und nicht vorhandenen Rücklagen. McDonald fordert in diesem Zusammenhang seit Jahren klare Ziele für die Gesundheitspolitik: „Auch wenn das unpopulär ist, benötigen wir dennoch messbare Größen, um zu wissen, ob wir mit den Maßnahmen auch etwas erreichen.“
Zentrale Anliegen seiner Arbeit sind dabei auch die Digitalisierung im Gesundheitswesen und die digitale Transformation in der Medizin. Schon in seiner Zeit als Hauptverbandsvorsitzender gab er vor zehn Jahren die Linie vor: „Wir sehen uns als Innovationsmotor für die Weiterentwicklung der sozialen Absicherung, der auch neuen Technologien und Projekten zum Durchbruch verhilft, die das Leben für die Versicherten sicherer und komfortabler machen.“