Revolution der Diagnostik

Ing.in Mag.a (FH) Christine Stadler-Häbich, Vorstandsmitglied AUSTROMED, Bereich Digitalisierung, sowie Director Business Development von Roche Diagnostics, sieht derzeit Bildgebung, Datenanalyse und Robotik bei Operationen als wichtige Einsatzgebiete der KI. In Zukunft wird KI ihrer Meinung nach bei der Automatisierung von Diagnosen, dem (frühzeitigeren) Vorhersagen von Erkrankungen und der Entwicklung neuer Medikamente eine stetig größer werdende Rolle spielen. Bei medizi­nischen Studien könne KI bereits ein­gesetzt werden, z.B. in Form von datenbasierten Kontrollarmen, berichtet Stadler-Häbich.

In der Pflege sind digitale Systeme auf dem Vormarsch, die dazu beitragen, Effizienz und Qualität zu verbessern, so Stadler-Häbich: „Roche Diagnostics bietet beispielsweise ein Blutzuckermessgerät an, das im Krankenhaus eingesetzt wird und über eine App eine automatische Insulinanpassung vorschlägt. Das heißt, die Pflegekräfte müssen nicht mehr bei den Ärzt:innen nachfragen.“ KI-Systeme könnten für einen weiteren Schritt nach vorne sorgen. Stadler-­Häbich sieht hier auch ein grundsätzliches Ziel von Digitalisierung in der ­Medizin: „Wir wollen versuchen, mit ­digitalen und KI-basierten Technologien Ärzt:innen und Anwender:innen – aus der Pflege, aber auch Patient:innen selbst – eine Entscheidungsunterstützung zu geben, um beispielsweise ein besseres Disease-Management zu ermöglichen.“ Letztendlich könne KI so auch die medizinischen Fachkräfte ­entlasten, erklärt Stadler-Häbich.

Nachhaltige Innovationen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich bezüglich KI in der Medizin hält die AUSTROMED-Digitalvorständin für gut, es gebe klare Regeln für den Datenschutz und auch eine KI-Strategie der Bundesregierung. „Auch das technische Know-how ist in Österreich gegeben, was sich in vielen Forschungsprojekten und einer wachsenden Zahl von Start-ups zeigt. Doch es muss auch sichergestellt werden, dass hier entwickelte Technologien in Österreich skalierbar sind und zu den Patient:innen kommen. Das ist derzeit nicht immer gegeben, z.B. bei DIGAs (digitale Gesundheitsanwendungen), die in Österreich weitgehend nicht vergütet werden“, kritisiert Stadler-Häbich. Dabei wäre ein „nachhaltiges Wirtschaften mit Innovationen“ äußerst wichtig, um beispielsweise Investments auch nach Österreich zu holen.

Finanzierung & Förderung

Eine besondere Herausforderung in Österreich sieht sie in den zwei Finanzierungstöpfen. Fördermöglichkeiten für KI gebe es in Österreich zwar einige, doch „sollte man auch die Zusammenarbeit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen gezielter fördern. Und auch eine Förderung der Aus- und Weiterbildung wäre sinnvoll, damit wir auch Personen haben, die mit den neuen Technologien arbeiten können. Die Infrastruktur in den Krankenhäusern gehört ebenfalls verbessert, damit KI mit anderen datenbasierten Systemen verbunden werden kann und Interoperabilität möglich ist“, betont Stadler-Häbich abschließend.