Im Vorfeld des Patientenrechte-Tages ließ das Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI) in einer Umfrage unter über 200 Patientenorganisationen den Status quo in Sachen Patientenrechte erheben. Die Ergebnisse zeigen, dass die heimischen Patienten nur mangelhaft über ihre Rechte Bescheid wissen und sich oftmals mit ihrem Anliegen nach bester medizinischer Betreuung nicht durchsetzen können.
Auf Basis der erhobenen Daten diskutierten im Rahmen der Veranstaltung Gesundheitsexperten wie Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr, Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres, Patientenanwalt Gerald Bachinger und BVSHÖ-Vorsitzende Angelika Widhalm sowie Vertreter von Patientenorganisationen und medizinischen Fachgesellschaften. Die Ergebnisse der Diskussion werden in einem Manifest zusammengefasst, das noch im Herbst 2018 präsentiert werden soll.
Die überwiegende Mehrheit der Befragten bewertet Patientenanliegen wie „beste medizinische Betreuung“, „Verfügbarkeit entsprechender Behandlungen“, „Einbindung von Betroffenen in den Erstattungsprozess von Medikamenten“ und „Mitsprache bei der Therapieentscheidung“ als „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“. Doch de facto ist es laut den Befragten derzeit „weniger gut“ um die Patientenmitbestimmung bestellt.
Generell zeigen die Umfrageergebnisse große Lücken innerhalb der Patientenorganisationen in puncto Wissen über die bestehenden Patientenrechte. Zudem diagnostizierten die Befragten große Unsicherheit: Patienten wüssten oft nicht, wie sie ihre Rechte einfordern können – viele „fügen sich ihrem Los“ oder trauen sich nicht, sie einzufordern.
Stimmen zum Patientenrechte-Tag
„Als forschende pharmazeutische Industrie ist es uns selbstredend ein Anliegen, dass Innovationen den Weg zu den Patienten finden und dass jeder die ausreichende und medizinisch zweckmäßige Therapie erhält. Freilich im Kontext einer Kosten-Nutzen-Analyse, für die sinnvollerweise alle an einem Tisch sitzen sollten und alle Einflussfaktoren transparent vorliegen“, betont FOPI-Präsident Mag. Ingo Raimon.
„Eine sehr wirksame Vereinfachung des Zugangs zu Arzneimitteln wäre, die Aufgabe der Chefärzte neu zu definieren. Es ist nicht nachvollziehbar, dass ein von Experten verschriebenes Medikament durch rein bürokratische Schikanen den Patienten vorenthalten wird. Auch das ist Teil der Patientenrechte“, sagt ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer.
„Die Umfrage und auch die Diskussion haben deutlich gezeigt, dass eine strukturelle Verankerung von Patientenrechten von größter Bedeutung ist. Damit kann es auch gelingen, die Kompetenz von Patientenorganisation sichtbar zu machen“, ist Angelika Widhalm, Vorsitzende des Bundesverbands Selbsthilfe Österreich (BVSHÖ), überzeugt.
„Die Leistungen auf dem Gebiet des Gesundheitswesens müssen zum Wohle der Patienten laufend reformiert und weiterentwickelt werden. Regierung und Sozialpartner sind gut beraten, die Expertise von Apothekern und Ärzten sowie auch die Anliegen der Patienten in sämtliche Verhandlungen frühzeitig aufzunehmen“, so Mag. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer.
„Es ist höchst an der Zeit, die Patientenrechte zu evaluieren, zu modernisieren, zu ergänzen und auf neuen Hochglanz zu polieren. Letztlich bedarf es einer aktuellen Informationsoffensive, um die Patientenrechte wieder dorthin zu rücken, wo sie hingehören, nämlich ins Zentrum der Aufmerksamkeit im Gesundheitswesen“, unterstreicht Dr. Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte.