„Unser Ziel lautet Innovation!“

Das Pharmaunternehmen Gilead, das in Österreich rund 40, weltweit rund 13.700 Mitarbeiter beschäftigt, hat gerade im Bereich Virologie bereits einige therapeutische Meilensteine auf den Weg gebracht. So ist Echevarría besonders stolz auf Erfolge im Bereich HIV: „In den 1980er-Jahren kam eine HIV-Infektion einem Todesurteil gleich; dank der innovativen Forschung von Gilead wurde daraus eine chronische Krankheit mit einer annähernd normalen Lebenserwartung und sehr begrenzten Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen. Dazu hat Gilead einen wesentlichen Beitrag geleistet, denn uns ist es als erstes Unternehmen gelungen, eine Behandlung mit nur einer Tablette, in der drei Wirkstoffe enthalten sind, zu entwickeln. Diesem ersten ,Single Tablet Regiment‘ folgten einige weitere.“ Und die Suche nach einer Heilung von HIV geht bei Gilead weiter: „HI-Viren mutieren sehr rasch und sehr häufig, das macht die Heilung schwierig, aber wir arbeiten daran“, so Echevarría.
Bei Hepatitis C kann Gilead ebenfalls auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken: „Hepatitis C war eine chronische Erkrankung, die aggressive Behandlungen mit starken Nebenwirkungen erforderte. Gilead hat hier Medizingeschichte geschrieben und arbeitet nun an der Eliminierung der Erkrankung“, gibt Echevarría Einblick.

Neue Therapieoptionen entwickeln

Neben der Virologie gibt es zwei weitere Haupttherapiebereiche, in denen das Unternehmen zukünftig neue Therapieoptionen anbieten möchte: Onkologie und entzündliche Erkrankungen. „Im Bereich Onkologie ist es unser Ziel, bestimmte Tumortypen in Zukunft erfolgreicher behandeln zu können. Um dies zu erreichen, haben wir beispielsweise 2017 das Unternehmen Kite Pharma übernommen, das führend in der Zelltherapie ist“, berichtet Echevarría. Bei dieser innovativen Therapie wird dem Patienten Blut entnommen; in der Blutprobe werden dann die T-Zellen genetisch so modifiziert, dass sie gegen die Tumorzellen kämpfen können. „Etwa der Hälfte der Betroffenen kann durch diese Gentherapie geholfen werden, was revolutionär ist! Mit Standardtherapien bestand davor nur wenig Hoffnung für Patienten“, erklärt Echevarría.
Letztes Jahr hat Gilead zudem das Unternehmen Immunomedics erworben, welches im Bereich der Behandlung von soliden Tumoren forscht. Auf dem Gebiet der entzündlichen Erkrankungen, wie z.B. Fibrose, forscht Gilead ebenfalls an Behandlungen, die den Betroffenen eine höhere Lebensqualität ermöglichen sollen.

Nah am Patienten

Eines gilt bei Gilead immer, egal in welcher Indikation: Dem Unternehmen ist es ein großes Anliegen, sich über der Bereitstellung von Medikamenten hinaus zu engagieren. „Daher entwickeln wir neben innovativen Therapien auch Präventionslösungen und soziale Unterstützungsprogramme. Unter anderem wollen wir die Stigmatisierung von HIV-Infizierten durch zahlreiche lokale und internationale Programme beseitigen“, erläutert die Geschäftsführerin.
Um Patientenbedürfnisse so gut wie möglich erfüllen zu können, setzt Gilead auf engen Kontakt mit Ärzten und Patienten. Echevarría zu dieser Strategie: „Wir sind der Meinung, dass die Nähe zu Ärzten, aber auch zu den Patienten selbst uns dabei helfen kann, besser zu erkennen, welche unerfüllten Bedürfnisse es gibt und was wir dazu beitragen können, um diese abzudecken. Daher arbeiten wir beispielsweise eng mit Patientenverbänden zusammen.“

 

 

Raschen Marktzugang erhalten

Einen der großen Vorteile des österreichischen Gesundheitswesens sieht Echevarría im raschen Marktzugang von Innovationen. Allerdings hat sie den Eindruck, dass die Zeit von der Marktzulassung bis zur Bereitstellung eines Medikaments in den letzten Jahren zugenommen hat – hier müsse man gegensteuern, um diesen Vorteil nicht zu verlieren. Daher fordert sie alle Stakeholder auf, sich für die Erhaltung des raschen Marktzugangs von neuen Medikamenten in Österreich einzusetzen, denn dies sei wichtig für die Betroffenen, aber auch von gesellschaftlichem Interesse, gerade bei lebensbedrohlichen Erkrankungen.
Eine Herausforderung für alle Gesundheitssysteme weltweit sieht sie in der Finanzierung innovativer Therapien. „Wir müssen eine angemessene Finanzierung von Krankenhäusern und anderen Gesundheitsdienstleistern gewährleisten, was Investitionen erfordert“, unterstreicht Echevarría. Denn die COVID-Krise habe die Bedeutung eines gut funktionierenden Gesundheitssystems wie auch von Innovationen nochmals sehr deutlich gemacht. Dabei beginnt Innovation ihrer Meinung nach bei der wissenschaftlichen Gemeinschaft und den Experten, die Innovationen liefern. „Zudem braucht es eine verfügbare Infrastruktur, um in Forschung und Entwicklung zu investieren. Weiters geht es um eine wirtschaftliche Finanzierung neuer Medikamente“, fasst sie die Herausforderungen zusammen. In diesem Zusammenhang wünscht sie sich von den anderen Stakeholdern des Gesundheitswesens eine langfristigere Betrachtungs­weise, denn innovative Therapien würden ge­rade auf längere Sicht viele positive ­Auswirkungen haben, beispielsweise hinsichtlich Erhaltung der Arbeitskraft oder in Bezug auf die Pflege. Diesem Aspekt wird ihrer Meinung nach derzeit zu wenig Beachtung geschenkt.

Soziale Verantwortung übernehmen – weltweit!

„Uns ist es ein großes Anliegen, dass unsere Medikamente nicht nur in Ländern der Ersten Welt, sondern auch in Ländern mit geringerem Einkommen zugänglich sind. Daher sieht unser Zugangsprogramm vor, dass zur gleichen Zeit, wenn ein HIV-Patient das neueste Medikament in den USA bekommt, dieses auch für einen Patienten in Indien erhältlich sein soll“, betont Echevarría. Dabei werden die Medikamentenkosten von Gilead an die unterschiedlichen wirtschaftlichen Situationen der Länder angepasst.

„Core Values“ – gerade in der Krise!

Auch bei Gilead musste der Arbeitsalltag aufgrund der COVID-19-Pandemie nachjustiert werden. „Als Pharmaunternehmen haben wir die Verpflichtung, Lösungen für Patienten zu finden. Zudem unterstützen wir den Wissensaustausch über COVID-19“, berichtet Echevarría.
Weiters hat die Pandemie auch bei Gilead eine starke Digitalisierung der Kommunikationswege innerhalb der Teams, aber auch mit Kunden und Stakeholdern ausgelöst – ein Ansatz, der zu einem gewissen Teil auch in Zukunft weitergeführt werden wird, ist die Gilead-Geschäftsführerin überzeugt. Auch die Unterstützungsangebote für Ärzte und Patienten wurden vorangetrieben. In Bezug auf die Mitarbeiter des Unternehmens unterstreicht Echevarría, dass es gerade unter den derzeitigen herausfordernden Umständen besonders wichtig sei, die Situation der anderen zu kennen, um einander besser zu verstehen und sich gegenseitig unterstützen zu können. „Unsere Kernwerte – Integrität, Teamwork, Verantwortlichkeit, Exzellenz und Inklusion – sind durch die derzeitige Situation nochmals verstärkt in den Fokus gerückt“, so Echevarría. Sie ist davon überzeugt, dass die COVID-19-Pandemie dazu beigetragen hat bzw. noch immer dazu beiträgt, die Anwendungen der verschiedenen digitalen Werkzeuge zu optimieren – im Hinblick auf die Forschung, den Austausch von Informationen sowie viele andere Bereiche.