Dr. Fritz Gamerith: Momentan sind homöopathische Einzelmittel registriert, aber es gibt keine zugelassenen Indikationen, mit denen man sie bewerben kann. Das wird sich demnächst ändern. Es kommen Zulassungen, die eine Indikation haben. In Deutschland gibt es sie bereits, in Österreich wird es auch bald soweit sein.
Wir dürfen als Pharmaunternehmen nicht über die Indikationen von registrierten homöopathischen Arzneimitteln sprechen. Bei Vorliegen von Zulassungen dürfen wir mehr Aussagen zum Produkt machen. Apotheker sind für uns wichtige Partner, wenn diese Zulassungen kommen, im Hinblick darauf, dem Kunden den Unterschied zwischen einer registrierten und zugelassenen Arzneimittelspezialität näherzubringen.
Positiv. Eine steigende Zahl an Menschen ist von homöopathischen Arzneimitteln überzeugt. Wir präsentieren auch demnächst eine neue Studie, die zeigt, dass die Patientenzahlen steigen. Natürlich gibt es auch Skeptiker. Dem Apotheker kommt hier in der Beratung eine bedeutende Rolle zu, geht es doch darum, darüber zu informieren, dass es gute Studien zur Wirksamkeit gibt und die Homöopathie somit Hand und Fuß hat.
Ich habe kein Problem mit Skepsis und kritischem Hinterfragen – das gehört zum naturwissenschaftlichen Diskurs dazu. Wenn jemand aber in seiner Argumentation über das Ziel hinausschießt, macht es wenig Sinn, zu diskutieren. Meine Linie ist es, in Ruhe weiterzumachen, was schon bisher getan wurde: auf Studiendaten verweisen und die positiven Aspekte der Homöopathie kommunizieren. Man muss auch sagen, die Homöopathie ist eine alte Therapieform und hat ständig ein Auf und Ab zwischen Befürwortung und Ablehnung erlebt. Aktuelle Debatten sind somit nicht der erste Sturm, der zu überstehen ist. Am Ende entscheidet sich der Erfolg aufgrund der Tatsache, dass Patienten und Kunden geholfen wird.
Zum einen die sanfte Wirksamkeit, verbunden damit, dass man sich weniger vor Nebenwirkungen fürchten muss. Zum zweiten werden die Selbstheilungskräfte angeregt.
Wir produzieren beide Arten von Präparaten und beides hat auch seine Berechtigung.
Ich kann nur an alle Beteiligten appellieren, an einem Strang zu ziehen, um das große gemeinsame Ziel zu erreichen, den Patienten eine bessere Gesundheitsversorgung zu bieten. Unser Unternehmen pflegt jedenfalls zu allen Stakeholdern ein positives Verhältnis.
Ich sehe für den Lavendel in Zukunft ein großes Potenzial, vor allem aufgrund der nun schon gut erforschten anxiolytischen Wirkung. Psychiatrische Abteilungen arbeiten bereits mit der Pflanze. Natürlich sollte auch der Ginkgo erwähnt werden, der eine der am besten dokumentierten Pflanzen darstellt. Wir haben im Haus dazu auch sehr erfolgreiche Produkte.
Ja, denn die Phytotherapie ist qualitativ hochwertig abgesichert, wenn wir über entsprechende Arzneimittel sprechen. Pflanzliche Präparate wirken und sind meist nebenwirkungsarm.
Apothekenpflichtige Arzneimittel garantieren, dass drinnen ist, was draufsteht. Apotheker sind wichtig in der Vermittlung dieser Qualität der pflanzlichen Arzneimittel. Sie fungieren auch dank ihres ausgeprägten pharmakognostischen Wissens als gute Kontrolle. Im Prinzip sind Apotheker jene Berufsgruppe, die am besten in der Phytotherapie ausgebildet ist.
Austroplant und Peithner gehören seit beinahe zehn Jahren zur Schwabe-Gruppe. Das wissen viele Menschen aber nicht. Ich sehe es daher als meine Aufgabe, dieses Faktum und die Schwabe-Gruppe bekannter zu machen. An den Produkten wird sich nichts ändern. Da gilt es einfach, weiter dranzubleiben.
Dr. Fritz Gamerith war bereits von 2000 bis 2004 mit der Marketing- und Verkaufsleitung bei der Dr. Peithner KG und Austroplant Arzneimittel GmbH betraut. Bevor er im Jahr 2016 zur Dr. Peithner KG und Austroplant GmbH zurückkehrte, war er als Geschäftsführer für das auf pflanzliche Pharmazeutika spezialisierte Pharmaunternehmen Madaus/Meda tätig. Seither leitet der 52-Jährige als Pharma-CEE-Experte die Geschäfte der Schwabe-Töchter in Tschechien, Ungarn sowie der Slowakei und übernimmt jetzt auch die Geschäftsleitung des österreichischen Standortes. Gamerith hat in Biochemie promoviert und unterrichtet Pharmamanagement an der Donau-Universität Krems.