Seit mehr als vier Jahren alarmiert eine App automatisch Ersthelfer in der Umgebung eines Notfalls. In Österreich gab es im Vorjahr 1.057 Einsätze, davon waren 771 in Wien. Waren es zum Projektstart 2015 insgesamt 600 registrierte Lebensretter, sind mittlerweile 7.343 User freigegeben. Sie alle sind professionelle Ersthelfer.
Die App informiert Ersthelfer über einen Notfall in ihrer Nähe und führt sie direkt zum Betroffenen. Damit kann wichtige Zeit gewonnen werden, die dem Patienten unter Umständen das Leben rettet. Denn mit jeder Minute, die ohne effiziente Erste Hilfe verstreicht, sinkt die Überlebenschance der Betroffenen um bis zu zehn Prozent. „Es geht um eine möglichst kurze Reaktionszeit“, sagt Alexander Nürnberger, Notfallmediziner am AKH. Er hat das Lebensretter-Projekt mitentwickelt. „Je näher der Helfer am Patienten ist, desto effizienter ist die Hilfe“, erklärt Nürnberger den Grundgedanken der App.
Bei vielen Einsätzen sind die Lebensretter auch nicht als erste an Ort und Stelle. „Aber wenn sie dann dort sind, helfen sie bei den Erste-Hilfe-Maßnahmen mit“, betont der Mediziner Nürnberger. Erste Hilfe bei einem Kreislaufstillstand zu leisten sei nicht schwer, das könne jeder lernen. „Das einzige, das man falsch machen kann, ist nichts zu tun.“ Über 7.300 Ersthelfer sind in der Lebensretter-App bereits freigeschaltet. Formal kann jeder mitmachen, der einen Erste-Hilfe-Kurs von mindestens 16 Stunden in den vergangenen zwei Jahren absolviert hat und von einer Partnerorganisation, also einem Rettungsdienst, nach einer Einführung freigegeben wird. Ein Großteil der Ersthelfer sind sachkundige Personen, also Ärzte, Sanitäter, Pflegepersonal, Studenten der Meduni.
Während es in der Bundeshauptstadt die eigene Lebensretter-App gibt, werden in Niederösterreich, dem Burgenland und Tirol Ersthelfer über die „Team Österreich Lebensretter“-App alarmiert. Weitere Bundesländer sollen folgen. In Wien erfolgt die App-Alarmierung über die Leitstelle der Berufsrettung. Notrufe, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand vermuten lassen, werden innerhalb weniger Sekunden automatisch an jene Smartphones mit installierter App gesendet, die sich zum Zeitpunkt des Notrufes in einem Umkreis von ungefähr 400 Metern zum Einsatzort befinden. Wird der Einsatz bestätigt, werden zwei Ersthelfer zum Patienten geschickt, die nächsten zwei zum nächsten öffentlich verfügbaren Defibrillator. „Im Vorjahr betrug die durchschnittliche Distanz zum Einsatzort 279 Meter“, sagte Erik Bolldorf, zuständig für die technische Abwicklung der Lebensretter-App. Im Schnitt waren die Ersthelfer in drei Minuten und 59 Sekunden beim Patienten. „Dieser Wert ist in der Realität aber viel besser, da viele Lebensretter den Angekommen-Button aufgrund der Situation gar nicht oder zu spät drücken“, erklärte Bolldorf. (red)