Eine internationale Studie mit Grazer Beteiligung zeigt die positive Wirkung neuartiger Abnehmmedikamente auf das Herz-Kreislauf-System.
Der Wirkstoff Semaglutid machte durch die Erfolge der sogenannten „Abnehmspritze“ und ähnlicher Medikamente in den vergangenen Monaten immer wieder Schlagzeilen. Nun zeigt eine Untersuchung die positiven Effekte des Wirkstoffs auf das Herz-Kreislauf-System: Ein internationales Forschungsteam mit dem Grazer Stoffwechselexperten Hermann Toplak von der MedUni Graz hat aktuell eine Studie publiziert, wonach Semaglutid bei übergewichtigen Nichtdiabetiker:innen das Risiko für akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 20 Prozent verringert. „Semaglutid dürfte bei Menschen mit normalen oder nicht weiter verbesserten Blutzuckerwerten und diagnostizierten atherosklerose-bedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen positive Effekte bringen“, schrieben die Fachleute. Dies gelte für Menschen mit Übergewicht oder Adipositas und weise auf eine Wirkung von Semaglutid hin, die über die Blutzuckersenkung hinaus gehe.
In der Studie wurden die Daten von 17.604 Proband:innen der sogenannten SELECT-Untersuchung ausgewertet. Sie waren im Mittel 61,6 Jahre alt, 72,3 Prozent waren Männer. Alle waren nicht an Diabetes erkrankt, zum Teil aber sogenannte Prädiabetiker:innen. Alle hatten eine diagnostizierte Herz-Kreislauf-Erkrankung aufgrund von Atherosklerose (Gefäßverkalkung). Der mittlere BMI-Wert lag bei etwa 33, was Adipositas (ab einem BMI-Wert von 30) entspricht. Die Hälfte der Proband:innen wurde mit wöchentlich 2,4 Milligramm Semaglutid (Injektion unter die Haut) behandelt, die andere Hälfte bekam ein Placebo. Wie zu erwarten, reduzierte sich bei einem Großteil der Proband:innen, welche Semaglutid erhalten hatten, die Mittelfrist-Blutzuckerwerte. Immerhin wurde Semaglutid, als sogenannter GLP-1-Rezeptor-Agonist, ursprünglich als Medikament für Typ-2-Diabetiker:innen entwickelt. Unabhängig vom anfänglichen und später erreichten HbA1c-Wert aber zeigte sich in der Gruppe der wirklich Behandelten im Vergleich zu Placebo eine durchgängige Abnahme der Häufigkeit von akuten Herz-Kreislauf-Zwischenfällen um 20 Prozent. Die Rate der Todesfälle durch diese Krankheiten (Herzinfarkt etc.) nahmen um 15 Prozent ab, bei der Häufigkeit der nicht tödlich verlaufenen Herzinfarkte kam es zu einer Reduktion um 28 Prozent. Die Gesamtsterblichkeit (alle Ursachen) nahm um 19 Prozent ab. (red/APA)
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