Adipositas fordert jährlich Tausende Menschenleben   

Symbolbild © Ecpomedia

Fettleibigkeit kostet viele Leben und viel Geld. Eine aktuelle Analyse des Instituts für Höhere Studien zeigt das gesundheits- und wirtschaftsschädliche Ausmaß der Krankheit. 

Adipositas fordert circa 4.000 Menschenleben pro Jahr in Österreich, zeigte eine nun präsentierte Analyse des Instituts für Höhere Studien (IHS). Damit macht krankhaftes Übergewicht acht Prozent der Todesfälle hierzulande aus. In Österreich haben 18 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen Adipositas (BMI ab 30). Bei den Neunjährigen sind es bereits zehn Prozent der Buben und 6,7 Prozent der Mädchen, berichtete Thomas Czypionka vom IHS bei einer Pressekonferenz in Wien. Fettleibigkeit erhöht unter anderem das Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Arthrose und kann zu Unfruchtbarkeit führen. Menschen, die mit 45 Jahren mit Hochrisiko-Adipositas leben, sterben im Schnitt knapp fünf Jahre früher und verlieren fast zehn gesunde Lebensjahre. Adipositas hat „Auswirkungen auf die Gesundheit, die Lebensqualität, die Lebenserwartung und auf das Einkommen“, fasste Czypionka zusammen. Die Österreichische Adipositas Allianz (ÖAA), ein Zusammenschluss aus mehreren Fachgesellschaften, fordert von der Politik deshalb mehr Anstrengungen gegen die Krankheit, die nicht selbst verschuldet sei.

Auch die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Erkrankung sind nicht zu vernachlässigen: Fast fünf Prozent aller Gesundheitsausgaben in Österreich fließen in die Behandlung von Adipositas und den Folgeerkrankungen. Die IHS-Erhebung, die sich auf die im Jahr 2019 erhobene Situation bezieht, ergab Gesamtkosten durch Adipositas von 2,4 Milliarden Euro in Österreich, erläuterte Studienautorin Stephanie Reitzinger. Davon entfallen 1,9 Milliarden Euro auf Gesundheitsausgaben sowie 480 Millionen Euro auf indirekte Kosten durch Ausfälle auf dem Arbeitsmarkt. Fettleibigkeit verursacht demnach 537.000 Krankenhaustage, 1,2 Millionen Krankenstandstage und trägt zu 5,6 Prozent der Invaliditätspension bei. In den erhobenen Kosten sind informelle Pflegekosten und Pflegegeld, Ausgaben für psychische Belastungen und ein geringeres Einkommen der Betroffenen aufgrund von Diskriminierung und eingeschränkter Berufs-/Arbeitsplatzwahl nicht einberechnet, betonte Reitzinger.

Laut ÖAA könnte als Präventionsmaßnahmen über ein Werbeverbot für Süßigkeiten in Kinderkanälen nachgedacht oder über eine Zuckersteuer diskutiert werden. In der Schule sollte man bei Ernährung und Sportunterricht ansetzen – letzterer sollte vor allem Spaß an der Bewegung vermitteln. Gesamtgesellschaftlich wäre es außerdem wichtig, Aufklärung und Entstigmatisierung zu fördern. (kagr/APA)