Die deutsche Bundesärztekammer und die Österreichische Ärztekammer fordern die EU und Pharmaindustrie auf, entschieden und gemeinsam gegen Arzneimittellieferengpässe vorzugehen.
Das jüngste von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) vorgelegte Paket gegen Engpässe bei Medikamenten durch magistrale Zubereitungen in Apotheken, ein Wirkstofflager im Pharmagroßhandel und Verpflichtungen für die Industrie zur Bevorratung, reicht der Ärzteschaft nicht. Deutsche und Österreichische Ärzt:innen haben sich nun für Beratungen zum Thema Lieferengpässe getroffen. Im Nachgang erklärte die Vizepräsidentin der deutschen Bundesärztekammer, Ellen Lundershausen: „Unter den aktuellen Lieferengpässen leiden Patient:innen, Ärzt:innen und alle anderen mit der Arzneimittelversorgung befassten Berufsgruppen in den europäischen Staaten gleichermaßen. Krankenkassen und Hersteller müssen deshalb neben den Preisen auch Aspekte wie die Sicherung der Lieferfähigkeit stärker in den Blick nehmen.“
Dazu gehöre auch die Frage nach einer ausreichenden Zahl von Produktionsstandorten in Europa. „Fast 70 Prozent der Produktionsstätten von Wirkstoffen, die für den Markt in Deutschland und anderen europäischen Ländern bestimmt sind, liegen in Asien. Das bedroht die Versorgungssicherheit hierzulande, da uns bei Qualitätsmängeln oder Lieferproblemen ausreichend Ausweichmöglichkeiten fehlen. Europa sollte in der Lage sein, einen größeren Teil seines Bedarfs selbst zu decken. Die Rahmenbedingungen für eine Diversifizierung von Lieferketten, für die Produktion in Europa und für eine ausreichende Vorratshaltung müssen nachhaltig verbessert werden“, forderte Lundershausen.
Für die Österreichische Ärztekammer ergänzte Vizepräsident Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte: „Die Verantwortung für die Medikamentenversorgung liegt eindeutig bei der Politik. Sie muss endlich handeln! Dazu gehört die Bereitschaft zu Investitionen in die europäische Produktion von versorgungsrelevanten Arzneimitteln. Europa muss bei der Medikamentenversorgung endlich autonom und unabhängig von anderen Märkten werden. Ärztinnen und Ärzte sind tagtäglich mit den Folgen der Lieferengpässe konfrontiert und es kann nicht deren Aufgabe sein, politisches Versagen zu erklären.“ (rüm)