Affenpocken: Was die Einstufung als Pandemie jetzt bedeutet

© WHO / Lindsay Mackenzie

Angesichts der schnellen Verbreitung der Affenpocken hat die Weltgesundheitsorganisation die höchste Alarmstufe ausgerufen. RELATUS zeigt welche Folgen die Pandemie-Einstufung hat.

Der Affenpocken-Ausbruch wurde nun doch von der Weltgesundheitsorganisation WHO zur „Notlage von internationaler Tragweite“ erklärt, bestätigte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Wochenende in Genf. „Es gibt eindeutig das Risiko einer weiteren internationalen Verbreitung, auch wenn das Risiko einer Beeinträchtigung des internationalen Reiseverkehrs gering bleibt“, sagte er. Inzwischen seien mehr als 16.000 Affenpocken-Fälle in 75 Ländern bestätigt, außerdem seien fünf Menschen gestorben, sagte Tedros weiter. Besonders betroffen sei Europa. Im Gegensatz zum Rest der Welt schätzt die WHO hier das Infektionsrisiko als hoch ein. Es gebe noch viele Fragen angesichts der ungewöhnlichen Ausbreitung der Affenpocken, die früher auf wenige Länder in Afrika beschränkt waren. In Österreich gibt es bisher 99 bestätigte Fälle.

Das Gesundheitsministerium betonte am Wochenende, man sei gut gegen Affenpocken gerüstet. Österreich habe bereits alle erforderlichen Maßnahmen getroffen: Affenpocken sind seit 25. Februar als anzeigepflichtige Krankheit eingestuft. Seither erfolgen behördliche Maßnahmen wie Absonderungen und die Nachverfolgung von Kontaktpersonen. Diese Woche ist wie berichtet auch die erste Lieferung von Impfstoff eingetroffen. 95 Prozent der Affenpocken-Fälle sind laut einer Studie die Folge einer Infektion durch sexuelle Kontakte. Für eine am Donnerstag im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlichte Untersuchung werteten Wissenschafter:innen 528 bestätigte Infektionen in 16 Ländern aus. ABER: „Es ist wichtig zu betonen, dass die Affenpocken keine Geschlechtskrankheit im traditionellen Sinne sind. Sie können durch jede Art von engem körperlichen Kontakt übertragen werden“, erklärte Studienautor John Thornhill. Nach aktuellem Wissensstand findet die Übertragung von Mensch zu Mensch nur statt, während Symptome vorliegen, jedoch nicht in der Inkubationszeit. Ab dem ersten Auftreten von unspezifischen Symptomen sind Ansteckungen möglich. Ansteckungen sind möglich, bis alle Krusten vollständig abgeheilt und abgefallen sind. Dies kann bis zu 4 Wochen dauern.

Übertragung (laut Gesundheitsministerium):

  • direkter Kontakt mit dem Ausschlag von Affenpocken-Infizierten (z.B. Bläschen, Schorf)
  • direkter Kontakt mit Körperflüssigkeiten von Affenpocken-Infizierten
  • direkter Kontakt mit Schleimhäuten von Affenpocken-Infizierten
  • Tröpfcheninfektion bei direktem engen Kontakt von längerer Dauer
  • direkter Kontakt mit Virus-kontaminierten Objekten (z.B. Bettwäsche, Kleidung)
  • vermutlich über die Plazenta (von der Mutter auf den Fötus)
  • vermutlich über den Geburtsvorgang (von der Mutter auf den Fötus)

Inkubationszeit

  • zwischen 5 und 21 Tage
  • typischerweise 6 bis 13 Tage

Während der Inkubationszeit herrscht noch keine Infektiosität. Die Infektiosität beginnt in der Regel mit den ersten Krankheitszeichen.

Symptome:

Anfangs teilweise unspezifische Symptome:

  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Kopf-, Rücken und Muskelschmerzen
  • geschwollene Lymphknoten
  • Erschöpfung
  • Hautveränderungen (Ausschlag) nach 1 bis 3 Tagen:
    • ausgehend von der Stelle der Infektion über den Körper
    • ausgehend vom Gesicht über den Körper
    • im Gesicht, an den Händen und Unterarmen
    • im Mund und Rachenraum
    • im Genitalbereich
    • auf den Augen
    • teilweise stark juckend oder schmerzhaft
    • durchläuft die typischen Stadien: Flecken, Bläschen, Pusteln und Krusten

Im weiteren Verlauf:

  • Bildung von Krusten
  • Abfallen der Krusten

Verlauf

Affenpocken sind selbstlimitierend. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen. Die meisten Betroffenen erkranken in der Regel nicht sehr schwer. Bei sehr jungen oder immungeschwächten Patient:innen sind aber auch schwere Verläufe mit Komplikationen und Todesfällen möglich. Narben, Hornhautschädigungen und selten auch Erblindung sind möglich. (rüm/APA)

Service: Therapie- und Verfahrensanleitung des Gesundheitsministeriums