Als Konsequenz aus der Corona-Krise will die EU-Kommission eine Reserve an wichtigen Medikamenten und medizinischer Ausrüstung aufbauen. Der heimische Großhandelsverband will, dass die 23 Lager der Firmen für einen Sicherheitsbestand genutzt werden.
„Die Forderung, die Pharma-Produktion von Indien und China wieder nach Europa zu bringen, wird man nicht so schnell umsetzen können. Daher ist es gerade für einen kleinen Staat wie Österreich extrem wichtig, Arzneimittel im Land zu haben, wenn sie benötigt werden sowie die Logistik, um diese Medikamente rasch zur Verfügung stellen zu können“, zieht PHAGO-Präsident Andreas Windischbauer eine erste Corona-Bilanz. Seine Empfehlung für eine Sicherstellung der Arzneimittelversorgung: Wenn man die Versorgung mit Arzneimitteln absichern will, braucht es Lager. Besonders im Falle von Grenzschließungen wie zuletzt. PHAGO will daher die Möglichkeiten mit den Herstellern erörtern. Ziel ist, dass die Ware unabhängig von Grenzen und Transportwegen verfügbar ist. Eine PHAGO-Empfehlung ist, dass die 23 Lager der Voll-Großhändler für einen Sicherheitsbestand an versorgungskritischen Medikamenten herangezogen werden. Entscheidend dabei sei, dass solche Bestände in Zeiten aufgebaut werden, in denen die Versorgung nicht kritisch ist.
Rückendeckung gibt es von der EU, die in eine ähnliche Richtung denkt und ebenfalls Lager aufbauen will. Die Lagerhaltung soll aus dem neuen Gesundheitsbudget im Volumen von 9,4 Milliarden Euro bezahlt werden, kündigte die Kommission in Brüssel an. Die Reserve werde einen Notfall-Bestand im Wert von 380 Millionen Euro ergänzen, den die Gemeinschaft angelegt hatte, nachdem vielen Länder zu Beginn der Corona-Krise Schutzmasken, Tests, Beatmungsgeräte und Medikamente für die Behandlung auf der Intensivstation und anderes lebenswichtiges Material fehlte. Künftig will die EU auch Desinfektionsmittel, Test- und Diagnose-Reagenzien, Schutzausrüstung und weitere wichtige Arzneimittel einlagern. Außerdem sollen von dem Budget, das die Parlamente der Mitgliedsstaaten noch billigen müssen, Impfstoffe angeschafft werden. Bisher kämpft die EU gerade hier häufig mit Versorgungsengpässen, da Impfstoffe hauptsächlich außerhalb der Gemeinschaft produziert werden. Die Kommission erklärte, sie wolle Pharma-Firmen mit Anreizen dafür gewinnen, Impfstoff wieder in Europa zu entwickeln und herzustellen. (red)