Antibiotikaresistenzen bleiben Bedrohung

© Michal Jarmoluk/ Pixabay

Der Anstieg multiresistenter Keime wird zunehmend zum Gesundheitsrisiko. In der aktuellen „World Anti Microbial Resistance Awareness Week“ wurde auf neue Gefahren hingewiesen.

„So viel wie nötig, so wenig als möglich.“ Diese Devise für den Einsatz von Antibiotika soll helfen, die Bildung von Resistenzen einzudämmen. Doch zunehmend mehr Antibiotika verlieren durch Resistenzen ihre Wirkung. Nach Angaben der EU-Kommission ist der Einsatz von Antibiotika in der EU zwar zurückgegangen, gleichzeitig werden aber immer mehr Reserveantibiotika eingesetzt. Die noch bis 24. November laufende World Anti Microbial Resistance Awareness Week (WAAW) dient dazu, einmal mehr auf den bewussten und richtigen Einsatz von Antibiotika hinzuweisen, ebenso auf die richtige Einnahme durch Erkrankte.

„Dass wir Resistenzen haben, liegt nicht nur am übermäßigen Gebrauch, sondern auch daran, dass Antibiotika zu häufig nicht gemäß dem vorgegebenen Schema eingenommen werden. Oftmals werden sie zu früh abgesetzt, weil Kranke wieder gesunden und so den Eindruck haben, kein Medikament mehr einnehmen zu müssen. Auch das trägt dazu bei, dass Antibiotika immer häufiger keine Wirkung zeigen“, sagt Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG. Wichtig sei daher die beständige Aufklärung zum richtigen Einsatz und Gebrauch dieser wichtigen Waffe im Kampf gegen bakterielle Erkrankungen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass Antibiotikaresistenzen bis 2050 weltweit bis zu zehn Millionen Todesfälle im Jahr verursachen könnten. Innovative Antibiotika, die gegen neue Arten von Erregern wirken, werden also dringend benötigt, aber ihr Einsatz sollte sparsam erfolgen, beispielsweise als Reservemittel für den Notfall. Dabei ist die Entwicklung von Antibiotika komplex als auch kostenintensiv. Dazu Herzog: „Gegen bakterielle Infektionen und multiresistente Keime sind zwar derzeit einige Therapien in Entwicklung, doch um den Vorsprung gegenüber resistenten Bakterien zu wahren, müssten es mehr und vor allem mehr Präparate mit neuartigen Wirkmechanismen sein. Hinzu kommt, dass erfahrungsgemäß nur ein Teil der in Entwicklung befindlichen Projekte auch bis zur Zulassung kommt.“ Unternehmen, die sich in Forschung und Entwicklung engagieren, sehen sich hier mit vielen Rückschlägen konfrontiert und immer wieder auch außerstande, das benötigte Kapital für die aufwendige und risikoreiche Forschung aufzubringen.

„Die Belastung und das hohe Risiko für die Unternehmen in der Entwicklung neuer Antibiotika erklärt sich durch den bedingten Einsatz von Antibiotika. Sie sollen möglichst selten angewendet werden, um Resistenzen zu vermeiden. Gleichzeitig gestaltet sich die Jagd im Reich der Mikroben nach Wirkmechanismen, die neue Erreger in Schach halten können, von der Grundlagenforschung bis in die klinische Entwicklung als sehr komplex und aufwändig. Das verdeutlichen die vielen Rückschläge und auch die überschaubare Zahl an neuen Zulassungen in den letzten zehn Jahren. Daher sind neue Anreizmodelle zur Finanzierung dringend notwendig, um die Forschung auf diesem Gebiet maßgeblich zu stärken und dem großen Gesundheitsrisiko durch Antibiotikaresistenzen den Kampf anzusagen“, appelliert Herzog an die Politik.

Der „AMR Action Fund“ sei eine Maßnahme, um die Entwicklung der nächsten Generation von Antibiotika zu stimulieren. Der 2020 als Public-Private-Partnership von der pharmazeutischen Industrie mitbegründete und maßgeblich mitfinanzierte Fonds unterstützt kurz- und mittelfristig Biotechnologieunternehmen in frühen klinischen Stadien der Antibiotika-Entwicklung. Da auch innovative Antibiotika nicht dauerhaft von Resistenzen verschont bleiben, gilt es langfristig in Forschung, Entwicklung und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen zu investieren. (red)