Über die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise und ihre Auswirkungen auf die Arbeit der Apotheker:innen wurde am Wochenende in Pörtschach diskutiert. Relatus zeigt die wichtigsten Erkenntnisse.
„Umweltmedizin im Zeichen des Klimawandels“ lautete das Thema des dreitägigen Fortbildungskongresses der Österreichischen Apothekerkammer in Kärnten. Welchen Beitrag der Medizinsektor im Kampf gegen die Klimakrise leistet, berichtete Ruperta Lichtenecker, die Leiterin des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit in der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). Sie rechnete vor, dass der Gesundheitssektor für rund sieben Prozent des CO2-Ausstoßes in Österreich verantwortlich ist. Ein Drittel entfällt auf Krankenhäuser, 20 Prozent auf Arzneimittel und Medizinprodukte. Ein GÖG-Projekt zur Unterstützung von Apotheken, Spitälern und Arztpraxen stellt die Expertise und Unterstützung bei der Entwicklung hin zu einer klimaneutralen Gesundheitseinrichtung bereit. So sind etwa bereits 427 Institutionen Teil des Projekts „klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen“.
Diskutiert wurden aber auch die medizinischen Folgen der Klimakrise für die Menschen. Michael Freissmuth, Leiter des Zentrums für Physiologie und Pharmakologie an der MedUni Wien, berichtete unter anderem über unerwünschte Nebenwirkungen von Anticholinergika, indem diese die Schweißdrüsen blockieren. Doch das Schwitzen ist die effizienteste Methode des Körpers auf Hitze zu reagieren – was jedoch einen weiteren, oft auch negativen Nebeneffekt zur Folge hat: Das Blutvolumen erhöht sich, was wiederum bei Menschen mit Herzinsuffizienz die Belastungen verstärkt. Bei Personen, die an Diabetes mellitus leiden, kann dieser Anstieg der Hautdurchblutung wiederum nur eingeschränkt erfolgen, und so die Schweißproduktion reduzieren, was wiederum die Hitzeresistenz vermindere.
Umweltmediziner Hans-Peter Hutter (Meduni Wien) prognostizierte, dass der Klimawandel den Gesundheitsbereich insgesamt viele Aufgaben bescheren werde, von denen einige aktuell noch massiv unterschätzt würden. So nannte er emotionale Reaktionen, wie eine gesteigerte Aggression oder mentale Auswirkungen in Form von Schlafmangel. Bei den negativen Folgen des Klimawandels stünde die zunehmende Hitze jedenfalls auf dem ersten Platz, gefolgt von Pollen und Luftschadstoffen. Gesundheitliche Negativeffekte erwachsen laut Hutter etwa auch aus Ernteausfällen, Wasserverschmutzung durch eine Erhöhung der Extremwetterereignisse oder einem Anstieg bei Waldbränden. Zudem würden die psychischen Probleme, die etwa nach Hochwasser bei den traumatisierten Betroffenen auftreten können, ebenfalls unterschätzt. (red/APA)