Erste Daten aus heimischen Apotheken deuten auf Verluste hin. Die Umsätze stiegen deutlich geringer als die Inflation. RELATUS kennt Details.
Vor dem Hintergrund der Inflation, einer deutlich wachsenden Bevölkerung und des Bedarfs etwa in Sachen Erkältungen wäre im Vorjahr eigentlich mit einem starken Umsatzwachstum in Apotheken zu rechnen gewesen. Doch das ist offenbar nicht so. Der Blick auf die Verkaufszahlen einzelner Indikationen in der größten Apothekengruppe Österreichs „ApoLife“ (111 Apotheken in allen Bundesländern) bestätigt: Gerade bei den traditionell besonders stark nachgefragten Produkten wie Husten- und Erkältungsmitteln, Schmerzmitteln oder Produkten für den Verdauungstrakt liegen die Umsatz-Zuwächse jeweils um 2 bis 4 Prozentpunkte unter der Teuerung. Lediglich die Mittel gegen Reisekrankheiten boomen mit einem Plus von 18 % weiterhin sehr stark, was die anhaltende Reiselust im Lande unterstreicht, meldet die Gruppe.
Auf den ersten Blick falle auf, dass die Umsatz-Zuwächse mit 5,4 % deutlich unter der rollierenden Inflationsrate für 2023 von 7,8 % liegen, berichtet Martin R. Geisler, Generalsekretär der ApoLife Apothekengruppe: „Das Delta zwischen Inflation und Apotheken-Umsatzplus klingt vielleicht nicht dramatisch. Es bedeutet aber eine radikale Trendwende, da wir erstmals eine so deutliche Entkoppelung zwischen beiden Faktoren sehen. Sollte dieser Trend 2024 anhalten oder sich gar verstärken, wäre dies mit Sicherheit ein Alarmzeichen für unser Gesundheitssystem, das sich ja als solidarisch und unabhängig vom Einkommen definiert.“
Auch der Österreichische Apothekerverband bestätigt auf der Basis von Zahlen bis einschließlich November 2023 und Daten aus 436 Apotheken, dass die Steigerung der Deckungsbeiträge in den Apotheken bei insgesamt 4,4 % und damit weit unter dem allgemeinen Preisanstieg gelegen haben. Dabei liegt der Zuwachs des Deckungsbeitrags bei 31 % der Betriebe sogar unter 2 % – bei 17% liegt er im negativen Bereich. Und selbst bei den Umsätzen im Privatbereich wurde in diesem Sample eine Steigerung von 5,6 % erzielt, berichtet der Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes, Thomas Veitschegger gegenüber RELATUS PHARM. „Das Jahr 2023 war für die Apotheken wirtschaftlich nicht einfach. Unsere Mitgliedsbetriebe sind, wie alle anderen Unternehmen auch, von gestiegenen Mieten, Energiekosten, Preisen von Zulieferern etc. massiv betroffen“, sagt er. Im Unterschied zu anderen Branchen, könnten die Apotheker:innen die Preise der Produkte aber nicht an die Inflationsrate anpassen, weil die Gestaltung der Arzneimittelpreise gesetzlich geregelt ist. Veitschegger: „Wollen wir die umfassende Arzneimittelversorgung in Österreich langfristig sicherstellen, wird kein Weg an der Diskussion einer Anpassung und Modernisierung des Vergütungssystems für Apotheken vorbeiführen.“ (rüm)