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Die Coronakrise hat den großen Wert der Vor-Ort-Versorgung in allen Bereichen sichtbar gemacht – das ist eine von vier Lehren, die der Apothekerverband im Rahmen einer Diskussion beim Europäischen Forum Alpbach aus der Pandemie gezogen hat.
„Der Mut der Bundesregierung war groß, die weitreichende Maßnahme eines Lockdown zu setzen. Aber alle haben an einem Strang gezogen und der Erfolg ist das Ergebnis dieser gemeinsamen Kraftanstrengung Österreichs“, fasst der niederösterreichische Landesrat Martin Eichtinger die Situation aus Sicht der politischen Verantwortungsträger zusammen. Doch noch ist die Gefahr einer neuerlichen Ausbreitung von COVID-19 leider nicht gebannt und weitere Pandemien sind laut Experten in den kommenden Jahrzehnten ebenfalls zu erwarten. „Die Apothekerinnen und Apotheker trugen in den Lockdown-Monaten des Frühjahrs maßgeblich zur Stabilisation und Sicherheit des österreichischen Gesundheitssystems bei und haben dabei auch viel gelernt. Sie leisteten mit ihren Beschäftigten gewissenhaft und mit hohem Pflichtbewusstsein ihren Dienst für die Menschen und ihre Gesundheit. Sie agierten zwischen anfangs großer Nachfrage, drastischen Umsatzeinbrüchen in weiterer Folge, den Herausforderungen durch die als Notlösung eingeführten rezeptlosen Verschreibungsformen und dem Minimieren des Infektionsrisikos durch Schutzvorkehrungen und getrennte Teams in der Apotheke“, schildert Jürgen Rehak, Präsident des Österreichischen Apothekerverbands die Erfahrungen.
Vier zentrale Lehren aus der Coronakrise wurden im Rahmen der Diskussion gezogen:
- Die Vor-Ort-Versorgung ist ein wertvolles Gut und muss gefördert werden. „Das flächendeckende System der öffentlichen Apotheke hat sich in der Krise bewiesen und darf keinesfalls ausgedünnt werden. In anderen europäischen Ländern, in denen der Arzneimittelmarkt liberalisiert wurde, haben Apotheken-Ketten mangels Umsätzen einfach für ein paar Wochen ihre Filialen geschlossen“, betont Rehak.
- Abhängigkeiten in der Medikamentenversorgung müssen ab- und Lager aufgebaut werden. Produktion in Europa zu halten beziehungsweise wieder hier aufzubauen wäre ein wichtiger mittel- bis langfristiger Schritt, um Lieferengpässen entgegenzuwirken und die Versorgung sicher zu stellen. „In Hinblick auf die bevorstehenden Monate ist es aber vor allem wichtig, Lagerbestände in Österreich aufzubauen“, erläutert Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin der AGES Medizinmarktaufsicht, die aktuellen Bemühungen.
- Gesundheitskompetenz sollte verbessert werden. „Wir müssen bei allen Maßnahmen – auch in Hinblick auf die Hygiene – die Bevölkerung noch besser mitnehmen und erklären, warum welche Maßnahmen notwendig sind und ergriffen werden. Das ist eine große Kommunikationsaufgabe, die nur alle gemeinsam meistern können“, zeigt sich der Niederösterreichische Patientenanwalt Gerald Bachinger überzeugt.
- Wichtiges Ziel: Erhöhung der Durchimpfungsrate. Um eine hohe Durchimpfungsrate gegen COVID-19 zu erzielen, werde es notwendig sein, die Menschen möglichst rasch zu impfen. „Ein niederschwelliger Zugang zur Impfung wird jetzt wichtiger denn je. Daher haben sich die Gesundheitsreferenten der Bundesländer bereits im Mai dafür ausgesprochen, dass auch Apotheker zukünftig, nach entsprechender Qualifikation, impfen sollen“, betont Landesrat Eichtinger. (red)