In der Ärztekammer gibt es Bestrebungen, den wachsenden Frauenanteil in der Berufsgruppe sichtbar zu machen. Erste Länderkammern benennen sich in Ärztinnen- und Ärztekammer um. Wann folgt die Apothekerkammer?
Die Wiener Ärztekammer will die 53 Prozent Frauen in ihren Reihen sichtbar machen und nennt sich in ihrem öffentlichen Auftritt künftig „Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien“. Einen entsprechenden Beschluss hat der Vorstand der ärztlichen Standesvertretung diese Woche getroffen, hieß es in einer Aussendung am Freitag. Anfang September hatte die Kammer in Niederösterreich als erste einen solchen Beschluss getroffen. Tirol folgte. Vorarlberg hatte sich davor schon öffentlich anders genannt.
Präsident Johannes Steinhart unterstützte die von Vizepräsidentin und Kurienobfrau Naghme Kamaleyan-Schmied ausgegangene Initiative. „Frauen nehmen in der Ärzteschaft eine entscheidende Rolle ein. Als Standesvertretung ist es uns ein großes Anliegen, noch mehr Frauen in die Medizin zu bringen, zunehmend auch in Führungspositionen“. Und weiter: „Ich begrüße daher auch die beschlossene Initiative, denn Sprache schafft Realität.“ Kamaleyan-Schmied sprach von „entscheidender Symbolkraft“, nun müssten weitere Schritte folgen. Denn: „Obwohl der Anteil der Ärztinnen im Gesundheitssystem erfreulicherweise kontinuierlich steigt, haben diese nach wie vor trotz ihrer hohen Qualifikation schlechtere Karrierechancen. Weiters bekleiden Ärztinnen Fachgruppen mit deutlich schlechterer Honorierung. Wir werden mit vollem Einsatz dafür eintreten, dass sich das ändert.“ Auch in den anderen Länderkammern soll es zu entsprechenden Entschließungen kommen.
Folgt künftig auch die Umbenennung der Apothekerkammer? „Wir haben sicher die ausgewogenste Gleichberechtigung aller Berufsgruppen im Gesundheitswesen und leben das in der Praxis seit Jahrzehnten. Immerhin sind rund 80 % der Beschäftigten Frauen. Es gibt auf Bundes- und Landesebene zahlreiche Spitzenfunktionärinnen“, sagt Kammerpräsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr im RELATUS-Gespräch. „Wir sind eine der wenigen Kammern mit einer Frau an der Spitze. Wir verfolgen das Prinzip Taten und Fakten statt Symbolik.“ Kurzum: Das Thema einer symbolischen Namensänderung besitze aktuell „keine Priorität“. „Bei Externen heißen wir eh oft einfach nur Apothekenkammer. Wenn aber jemand einen guten Namen hat, sind wir gesprächsbereit“, betont die Kammer-Präsidentin. (ehs)