Angesichts der dramatischen Notsituation durch rasant steigende Infektionszahlen in Österreich erneuern Apotheker ihren Appell an die Politik, das Impfen in Apotheken zu erlauben. Von der Ärztekammer kommt dazu ein klares „Nein“.
„Wir schließen uns dem Statement von Prof. Lothar Wieler, dem Präsidenten des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI), an, der in einer emotionalen Rede von der Regierung in Berlin die Impffreigabe für die Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland gefordert hat“, sagt Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer. „Auch für uns in Österreich gilt: Wir haben keine Zeit zu verlieren. Um das Impf-Tempo zu erhöhen, sollte auch in Apotheken geimpft werden.“ Es sei international erwiesen, dass durch das Impfen in der Apotheke höhere Durchimpfungsraten erzielt werden. Dahinter stünden der niederschwellige Zugang der Apotheken und die kundenfreundlichen Öffnungszeiten. Mehr als 1.500 hochmotivierte Apotheker in Österreich seien zudem speziell dafür ausgebildet, betonte Susanne Ergott-Badawi, ebenfalls Mitglied des Apothekerkammer-Präsidiums.
Für Aufregung hatten diese Woche allerdings Meldungen gesorgt, wonach die Staatsanwaltschaft Innsbruck Ermittlungen im Fall des Verdachts um gefälschte Impfzertifikate aus einer Apotheke im Tiroler Oberland aufgenommen hat. Seitens der „tirol kliniken“ hieß es, dass es möglicherweise mehrere Fälle geben könnte, daher seien die Ermittlungsbehörden informiert worden. Die ELGA GmbH bestätigte später, dass Apotheken technisch keine Eintragungen in den eImpfpass durchführen können. Eintragungen von Impfungen im eImpfpass können ausschließlich von Ärzten oder Gesundheitseinrichtungen wie Krankenanstalten vorgenommen werden. Impfzertifikate werden auf Basis der Eintragungen im eImpfpass automatisch erstellt. Der betroffene Apotheker wies jegliche Schuld von sich. Er habe Anfang Oktober eine Impfaktion für Mitarbeiter, Angehörige und weitere Menschen organisiert, wobei eine Ärztin die Impfungen vorgenommen habe.
Die Ärztekammer blockt jedenfalls weiterhin ab. Die Impfsituation in Deutschland sei mit der in Österreich nicht vergleichbar, kommentiert Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, die Vorstöße der Apothekerkammer. „Dass in Österreich keine vergleichbare Institution ähnliche unnötige Experimente fordert, liegt daran, dass hierzulande Ärztinnen und Ärzte in Impfstraßen und Ordinationen zwei Drittel der Bevölkerung mit optimaler Sicherheit durchgeimpft haben und noch umfassende Kapazitäten für weitere Impfungen haben – auch im Hinblick auf eine bevorstehende Impfpflicht“, unterstreicht Steinhart. Es liege nicht am Angebot, das in Österreich ohnehin bereits so niederschwellig und so wohnortnahe sei wie möglich – von der Supermarktkassa bis zum Impfbus, der in den Ort kommt. „Es liegt am Impfwillen. Wer sich schon von seinem Arzt des Vertrauens nicht impfen lassen möchte, wird sich auch nicht von einem Apotheker impfen lassen, der das nie gelernt hat, aber nach einem Schnellsiedekurs glaubt, alles über Impfungen zu wissen“, konstatiert Steinhart. (red)