Der Verband der Arzneimittel-Vollgroßhändler PHAGO warnt vor Unsicherheiten in der Versorgung mit Medikamenten im Herbst. Kritik übt man an Pharmaunternehmen, die Apotheken direkt beliefern. Dadurch steige das Risiko bei Lieferproblemen.
Der Pharmagroßhandel zeigte sich am Wochenende besorgt: Vorübergehende Grenzschließungen, lange Transportwege, zusätzliche Infektionsschutz-Maßnahmen und extreme Nachfrageschwankungen hätten in den vergangenen Monaten deutlich gemacht, „wie herausfordernd unsere nationale Arzneimittel-Versorgung ist.“ Die gefüllten 23 Lager des Arzneimittel-Vollgroßhandels würden aufgrund ihrer geografischen Aufteilung über ganz Österreich ein gut funktionierendes Sicherheitsnetz, um diese Herausforderungen zu meistern „und halten die regionale Medikamenten-Versorgung ausfallssicher in ganz Österreich aufrecht.“ Laut aktuellen Zahlen des PHAGO Arzneimittel-Radars sind allerdings Arzneimittel im Wert von über 860 Millionen Euro jährlich nicht in diesem Sicherheitsnetz enthalten, „weil sie unter Ausschluss des Vollgroßhandels direkt an die Apotheken geliefert werden“, so die Kritik.
„Wir sind aufgrund der aktuellen Situation unverändert mit einer sehr hohen Unsicherheit konfrontiert, niemand kann derzeit abschätzen, wie sich der Herbst entwickeln wird. Wenn alle Arzneimittel über den vollsortierten Großhandel laufen würden, könnten wir unseren gesetzlichen Versorgungsauftrag im vollen Umfang wahrnehmen und ein Sicherheitsnetz für die gesamte Arzneimittelversorgung in Österreich knüpfen“, erklärt PHAGO Vorstand Thomas Brosch. Generell sticht derzeit Corona-bedingt am Arzneimittel-Radar der Voll-Großhändler der Rückgang bei Antibiotika und Schmerzmitteln am meisten ins Auge: Konkret wurden im Juli 2020 um 24 Prozent weniger Antibiotika in der Apotheke abgegeben als im Jahr davor. Der Rückgang bei Schmerzmedikamenten beträgt im Vergleich zu Juli 2019 acht Prozent. Die Hintergründe, warum nach wie vor Rückgänge zu verzeichnen sind, sind unklar. (red)