US-Präsident Donald Trump macht weiter Druck auf den Arzneimittelsektor: neben der Drohung mit Zöllen, werden der Impfstoffbereich gekürzt und Firmen, die Gleichstellungsprogramme haben, bedroht.
US-Präsident Donald Trump will wie erwartet bald Zölle vorstellen, die auch die Pharmabranche ins Visier nehmen. Parallel rückt der Impfstoffbereich immer mehr ins Visier der US-Regierung. US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., der wiederholt Fehlinformationen über Impfstoffe verbreitet hat, kündigte Anfang dieser Woche Pläne zur Umgestaltung der US-Gesundheitsbehörden an, einschließlich der Streichung von 10.000 Posten. Die „New York Times“ berichtete wiederum, dass die US-Regierung plane, ihre Mittel für die Impfallianz Gavi zusammenzustreichen will. Gavi ist ein öffentlich-privates Bündnis für die Versorgung von Entwicklungsländern mit Impfstoffen. Dazu bringt es die Regierungen von Industrie- und Entwicklungsländern sowie andere Partner wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das UNO-Kinderhilfswerk Unicef, die Weltbank, Impfstoff-Hersteller und Nichtregierungsorganisationen wie die Stiftung von Bill und Melinda Gates zusammen.
Gavi trägt nach eigenen Angaben dazu bei, mehr als die Hälfte aller Kinder weltweit gegen Infektionskrankheiten wie Covid-19, Ebola, Malaria, Tollwut, Polio, Cholera, Tuberkulose, Typhus und Gelbfieber zu impfen. Derzeit stellen die USA etwa ein Viertel des Budgets von Gavi bereit. Die Planungen stehen im Zusammenhang mit dem von Trump und seinem Berater Elon Musk vorangetriebenen Kahlschlag bei der Entwicklungshilfeagentur USAID. Gavi reagierte alarmiert auf die drohende Streichung von US-Hilfsgeldern. Ein solcher Schritt hätte „katastrophale Auswirkungen auf die globale Gesundheitssicherheit und könnte dazu führen, dass mehr als eine Million Menschen an vermeidbaren Krankheiten sterben“, sagte Gavi-Chefin Sania Nishtar der Nachrichtenagentur AFP.
Einem Zeitungsbericht zufolge ist zudem ein Top-Impfstoffexperte der US-Gesundheitsbehörde FDA zum Abgang gedrängt worden. Peter Marks, der in der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen gespielt hatte, sei vor die Wahl gestellt worden, selbst zu kündigen oder gefeuert zu werden, berichtete das „Wall Street Journal“. „Es ist klar geworden, dass Wahrheit und Transparenz vom Minister nicht erwünscht sind, sondern dass er vielmehr eine unterwürfige Bestätigung seiner Fehlinformationen und Lügen wünscht“, schrieb Marks laut Bericht an die amtierende FDA-Chefin Sara Brenner.
Die US-Regierung will weiters, dass sich ausländische Konzerne, die Verträge mit der US-Regierung haben, an die US-Vorschriften zum Verbot von Diversitätsprogrammen in Unternehmen halten. Französische Firmen wurden in einem Fragebogen aufgefordert, die Einhaltung der Regeln zum Verbot von Programmen zur Förderung von Diversität, Gleichstellung und Inklusion zu bestätigen. Frankreich wies dies als „inakzeptabel“ zurück. Erste Pharmaunternehmen, die in die USA liefern, haben allerdings bereits angekündigt, ihre Gleichstellungsprogramme einzustellen oder zurückzufahren.
Trump hatte im Jänner Ministerien und Bundesbehörden angewiesen, sämtliche Programme zu streichen, die Diversität, Gleichstellung und Inklusion fördern. Per präsidialem Erlass kippte er zudem eine ganze Reihe von früheren, teils seit Jahrzehnten geltenden Dekreten, mit denen die Chancengleichheit bei der Beschäftigung und eine ausgewogene Besetzung der Belegschaft hinsichtlich Merkmalen wie Hautfarbe, Geschlecht und Religion erreicht werden soll. Ein Argument der Trump-Regierung ist, dass durch die Bevorzugung einiger Bevölkerungsgruppen andere wiederum benachteiligt würden. Für Kopfschütteln hatte Trump im Gesundheitsbereich gesorgt, als er kritisierte, dass es öffentliche Förderungen von Forschungseinrichtungen und -unternehmen gebe, die an „Transgender-Mäusen“ forschen. Gemeint sind aber „Transgene Mäuse“, die vor allem in der Krebsforschung eingesetzt werden. Ihre DNA wird an bestimmten Stellen verändert, um hochwertige, validierte Forschungsmodelle für die Genforschung und Medikamentenentwicklung zu haben. (rüm/Agenturen)