Das dritte Quartal bringt in der Pharmaindustrie positive Ausblicke. Auch aus den Apotheken kommen optimistische Meldungen. Es gibt aber auch überraschende Negativmeldungen bei den gehypten Abnehmmitteln.
Die kumulierten Verkaufszahlen der größten Apothekengruppe Österreichs (ApoLife mit 113 Apotheken in allen Bundesländern) für die ersten drei Quartale 2024 liegen vor. Das Fazit: Das Bild von Stagnation wandelt sich positiv in Richtung Zuwächse, vor allem im freiverkäuflichen Sortiment und hier speziell bei klassischen Infekt-bezogenen Medikamenten. Im Bereich der rezeptpflichtigen Medikamente insgesamt zeigt sich allerdings weiterhin kaum Bewegung mit einem Plus von knapp 5% und damit nur geringfügig über der kumulierten Inflationsrate. Angesichts der gestiegenen Kosten bleibt maximal ein ausgeglichenes Ergebnis, teilt die Gruppe mit.
Im Vergleich zum selben Zeitraum 2023 haben die Umsätze, großteils den grassierenden Infektionswellen geschuldet, speziell bei Ohrenmitteln (+ 16,3 %), Schmerz- und Rheumamitteln (+13 %), Haut- und Schleimhautmitteln (+11,3 %) sowie Husten- und Erkältungsmitteln (+ 9,5 %) nominell spürbar zugelegt. Besonders schwach haben sich dagegen die Umsätze bei Beruhigungs- und Schlafmitteln sowie Herz- und Kreislaufmitteln entwickelt. Martin R. Geisler, Generalsekretär der ApoLife Apothekengruppe, weist noch auf ein anderes, eher pikantes Detail hin: „Die Umsätze mit Produkten zu Gewichtsabnahme sind im Jahresvergleich um 13 % zurückgegangen. Offensichtlich wurden solche bereits vor dem Sommer gekauft – die Zahlen aus dem ersten Halbjahr waren hier deutlich besser.“
Die Einschätzung deckt sich mit den Meldungen, die aus der Industrie kommen. Eine Gewinnwarnung hat am Mittwoch ausgerechnet die Aktie von Eli Lilly auf Talfahrt geschickt und Konkurrent Novo Nordisk mitgerissen. Beide hatten zuletzt mit ihren Diabetes- und Abnehm-Mitteln gigantische Gewinne gemeldet und sich zu den wertvollsten Unternehmen der Branche gepusht. Nach ersten Dämpfern bei Novo Nordisk im Sommer scheint jetzt auch die Rally beim Wettbewerber Eli Lilly eine Pause zu machen. Was nicht bedeutet, dass es Verluste setzt, sondern, dass die zuletzt hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllt werden konnten. Die Aktie verlor daraufhin am Mittwoch rund 14 Prozent an Wert. Umgekehrt melden die meisten anderen Pharmakonzerne für das dritte Quartal durchaus positive Ergebnisse und schrauben auch die Jahreserwartungen nach oben. (rüm)