Das Gesundheitssystem ist für rund 7 % des nationalen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Krankenhäuser verursachen ein Drittel der Emissionen, gefolgt von ambulanten Arzneimitteln.
Österreich liegt bei den Treibhausgasemissionen im Gesundheitsbereich weit über dem OECD-Durchschnitt. Laut der ersten großangelegten Analyse des österreichischen Fußabdrucks lag der CO2-Ausstoß des heimischen Gesundheitssystems im Jahr 2014 bei 6,8 Millionen Tonnen. Die Emissionen sinken zwar von Jahr zu Jahr, dennoch gibt es aufgrund der schnell voranschreitenden Klimakrise Handlungsbedarf. „Auch in Österreich hat die Zunahme der Hitzeperioden bereits gravierendste Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit – quer durch alle Bevölkerungsschichten“, betont Heinz Fuchsig, Umweltreferent der Österreichischen Ärztekammer und Koordinator des neuen Buchs „Medizin im Klimawandel. Ein Leitfaden für die Praxis“.
In dem am Donnerstag präsentierten Buch werden Daten und Fakten zur Klimakrise aufgeführt, sowie Tipps und Handlungsvorlagen für das Gesundheitspersonal. Um die Treibhausgasemissionen im Bereich der Arzneimittel zu reduzieren, brauche es einerseits die Bereitschaft „von oben“, um vor allem bei den Lieferketten eine systematische Umstellung in Richtung Klimaneutralität zu erlangen. Andererseits können laut Johanna Schauer-Berg, Allgemeinmedizinerin und Mitglied des Health4Future-Netzwerks, auch Ärzte und Ärztinnen selbst helfen, indem eine Überdiagnostik und -medikation vermieden wird. Zweiteres ist vor allem bei Antibiotika wichtig, da sonst, multiresistente Keime entstehen und sich verbreiten. „Auch inadäquate Medikation, vor allem Polypharmazie bei älteren und multimorbiden Menschen, sollte überdacht werden“, heißt es im Buch, an dem Schauer-Berg mitgewirkt hat.
Aus der Sicht der Ärzteschaft gehe es auch darum, „Klima- und Umweltschutz als essentiellen Bestandteil des ärztlichen Selbstverständnisses zu betrachten und ärztliche Fürsorge für die Patientinnen und Patienten um die Umweltperspektive zu erweitern. Denn Klimaschutz ist Umweltschutz“, betont Hans-Peter Hutter, stellvertretender Leiter der Abteilung für Umweltmedizin im Zentrum für Public Health der MedUni Wien, der ebenfalls am Buch beteiligt war. (kagr)