Die Plattform „Critical Medicines Alliance“ soll auf europäischer Ebene Maßnahmen gegen Engpässe bei Medikamenten entwickeln und der Europäischen Kommission vorschlagen.
Mit der ersten Sitzung hat diese Woche die „Critical Medicines Alliance“ ihre Arbeit aufgenommen. Durch eine länderübergreifende Zusammenarbeit möchte diese neue Plattform die Versorgung mit kritischen Arzneimitteln verbessern und Lösungen erarbeiten, um Engpässe möglichst zu vermeiden. Dabei setzt sie selbst keine Projekte um, sondern dient als „inklusive und transparente“ Beratungsplattform für die Europäische Kommission und andere EU-Entscheidungsträger:innen, die alle relevanten Interessenträger:innen zusammenbringt. Das Gremium konzentriert sich darauf, industrielle Herausforderungen zu identifizieren und die am besten geeigneten Maßnahmen und Instrumente zu ermitteln, um Schwachstellen in kritischen Lieferketten für Arzneimittel wirksam zu beheben.
Die Kommission führt derzeit Schwachstellenanalysen für eine erste Untergruppe von Stoffen durch, die in der Unionsliste kritischer Arzneimittel aufgeführt sind, die erstmals im Dezember 2023 von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) veröffentlicht wurde. Die Allianz wird an dieser Untergruppe von Stoffen arbeiten, bevor sie den Rest der Liste der EMA in Angriff nimmt, indem sie das Fachwissen und die Ressourcen ihrer Mitglieder bündelt, um festzustellen, wie Schwachstellen in den Lieferketten am besten behoben werden können. Anschließend wird sie vorrangige Maßnahmen für die nahe Zukunft empfehlen und neue Instrumente vorschlagen, um die von ihr ermittelten Herausforderungen zu bewältigen. Insbesondere werden die Empfehlungen darauf ausgerichtet sein, strukturelle Risiken abzumildern, das Angebot zu stärken, die Nachfrage vorhersehbarer zu machen, die Diversifizierung zu fördern und das verarbeitende Gewerbe anzukurbeln.
Die Empfehlungen von Arbeitsgruppen bilden die Grundlage eines Strategieplans, eines mehrjährigen Maßnahmenpakets mit vorgeschlagenen Etappenzielen und entsprechenden vom Lenkungsausschuss ausgearbeiteten und vom Forum gebilligten Fristen. Der Strategieplan wird die Arbeit der Kommission, der Mitgliedstaaten und anderer Entscheidungsträger der EU leiten, wenn sie beschließen, die vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen. Das Forum wird den Strategieplan alle zwei Jahre bewerten, um sicherzustellen, dass er weiterhin angepasst wird, um die Stärkung der Lieferketten für kritische Arzneimittel und der Lieferketten für pharmazeutische Wirkstoffe wirksam zu unterstützen.
Die Allianz ist auf freiwilliger Basis für alle Organisationen offen, die im Ökosystem für kritische Arzneimittel tätig sind, beispielsweise in Bezug auf Beschaffung, Produktion, Transport, Vertrieb, finanzielle Unterstützung, Patientenversorgung, Regulierung und Koordination sowie Vertretung von Patienten und Gesundheitsberufen. Dazu gehören Unternehmen und Handelsverbände, Mitgliedstaaten, EU-Organe, Einrichtungen und Agenturen, lokale und regionale Behörden und deren Agenturen, Sozialpartnerorganisationen, NRO und zivilgesellschaftliche Gruppen.
Der heimische Pharmaverband Pharmig begrüßt diese Initiative. „Eine länder- und sektorenübergreifende Zusammenarbeit ist ein Muss, wenn man Engpässe in der Medikamentenversorgung lösen möchte. Außerdem ist es wichtig, dabei einen langfristigen Blick zu haben. Vor diesem Hintergrund ist zu hoffen, dass die Maßnahmen, die die Allianz erarbeiten wird, die Versorgung mit Arzneimitteln nachhaltig sicherer machen“, betont Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. (rüm)