Arzneimittelversorgung: „Höhere Preise stärken heimische Produktion“

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Die Pharmahersteller setzen sich für ein Ende der – wie sie es formulieren – „Billigstpreispolitik“ ein, um Lieferengpässen entgegenzuwirken.

In den vergangenen Wochen wurde der Ruf nach Preissteigerungen für Arzneimittel immer lauter – er kam sowohl von der Pharmaindustrie als auch aus der Politik. Auslöser sind die durch Pandemie und Krieg ausgelösten Lieferprobleme, welche aufgrund des aktuell hohen Infektionsgeschehens noch befeuert werden und laut der Chemischen Industrie Österreich (FCIO) Arzneimittel im unteren Preissegment von rund 10 Euro treffen würden. Bei deren Herstellung könne Österreich daher nicht mit Firmen in Fernost konkurrieren, wo niedrigere Lohn- und Umweltstandards herrschen. Der FCIO schließt sich deshalb den Forderungen nach Preissteigerungen an und verlangt ein „Ende der Billigstpreispolitik“.

„Wenn wir wieder mehr Medikamente in Österreich und Europa produzieren wollen, brauchen wir faire Preise für hochwertige Arzneimittel und ein Ende der Billigstpreispolitik. Auf Dauer werden nur wirtschaftlich tragfähige Standorte die Versorgung sichern können. Wir müssen nun rasch gegensteuern, damit weiter zunehmende Lieferengpässe verhindert werden“, erklärt Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreich, der auch die produzierende Pharmaindustrie vertritt. Passende Instrumente dazu gebe es bereits wie etwa das Preisband, das verlängert und endlich dauerhaft geregelt werden sollte. Eine Indexierung der Arzneimittelpreise und ein finanzieller Bonus für Medikamente, die in der Europäischen Union hergestellt werden, wären laut FCIO ebenfalls wirkungsvoll sowie einfach und rasch umsetzbar.

Um Österreich als Produktionsstandort weiter zu stärken, sind laut FCIO die finanziellen Förderungen zur Stärkung der Erforschung und Herstellung von Arzneimitteln „begrüßenswert und wichtig für den heimischen Pharmastandort“, aber nicht ausreichend. Neben den geforderten Preissteigerungen sollten ebenfalls bürokratische Hürden abgebaut werden anstatt neue hinzuzufügen. „Wie eine weitere Zulassungshürde für Pharmaunternehmen Engpässe beseitigen soll, können wir beim besten Willen nicht nachvollziehen“, hält Hofinger dazu fest und appelliert daran, praxistaugliche Lösungen in den Vordergrund zu stellen. (kagr)